Radwege -suche
Inhaltsverzeichnis
- Race24 - Basics
- Race24 - Backstage
- »SBRE Spezial-Baustoffe«
- Race24 - 2022
- »SBRE Spezial-Baustoffe - powered by Biketeam-Regensburg«
- Race24 - 2019
- »Biketeam Regensburg - SBRE Spezial-Baustoffe - Bayernbike«
- »Radwerk Irontrizone - Bayernbike - Deutsche Kinderkrebsstiftung«
- Team »Bayernbike - Schneider Weisse«
Race24 Kelheim - 08.- 09.07.2023
Während nach zwei pandemiebedingten Absagen sowie im Folgejahr 2022 die Austragung des 24-Stunden-Rennens in Kelheim noch auf der Kippe stand, herrscht heuer wahre Aufbruchstimmung. Auch deswegen, weil die Großveranstaltung aller Voraussicht nach wohl ohne nennenswerte Einschränkungen stattfinden wird. Ab Samstag, den 8. Juli - Start 14.00 Uhr bis zum Zielschluß am Sonntag den 9. Juli um 14.00 Uhr ist bei dem beliebten Race-Spektakel in der Kelheimer Innenstadt sowie auf dem Stausackerer Berg wieder "Remmidemmi" angesagt. Für die Akteure heißt es 24 Stunden lang eisenhart an der Schmerzgrenze gegen die Uhr zu kämpfen, währenddessen Fans in Jubel, Trubel, Heiterkeit versinken. Dem Großereignis steht samt neuem Moderatorenteam mit Radsportexperte Tilmann Rieger und dem Kelheimer Ulli Kick - in der sportbegeisterten Kreisstadt nichts mehr im Wege.
Bild: nach 24 Stunden Dauer-Power bekommt der Kopf seine Payback-Karte in Form einer unvergesslichen Glückshormonausschüttung. Allein dieser unfassbare Glücksmoment - bei dem schon mal die Freudestränen fließen - rechtfertigt es, die quälende Tortur auf sich zu nehmen.
Nach zweijähriger Zwangspause (2020/2021) und rückläufigen Teilnehmerzahlen im vergangenen Jahr ist der Veranstalter aufgrund des überraschend guten Anmeldeverlaufs sehr zuversichtlich (Stand 1. April 2023). Ob die Rekordteilnehmerzahl von 2019 (1.150) erreicht wird wissen wir nach Anmeldeschluß. Eine größere Teilnehmerzahl geht jedenfalls mit einer höheren Leistungsdichte einher, was einen spannenden Wettkampf erwarten lässt. Vorfreude ist allemal angesagt, zumal die vom RSC Kelheim perfekt organisierte Veranstaltung einen legendären Kultstatus genießt. Der Ausdauerschlacht darf entgegenfiebert werden, auch weil das vom RSC Kelheim perfekt organisierte Rennen legendären Kultstatus genießt. In diesem Sinne: Auf geht’s! Vai, Vai! Allez, Allez! Venga, Venga!
Die frenetische Stimmung in der niederbayerischen Donau-Stadt entlang der Feiermeilen-Hotspots, im Bierzelt und der Wechselzone lässt niemanden kalt. Ganz im Gegenteil, lautes Klatschen, wilde Gesten, Geschrei und Anfeuerungsrufe lösen im Eifer des Gefechts regelrechte Motivationsschübe aus. Umgekehrt springt der Zündfunke gleichsam auf die Fans über. Jene gefühlsbetonte Wechselbeziehung zwischen den beteiligten Akteuren macht im atmosphärischen Schmelztiegel letztlich das Salz in der Suppe aus. Wenn sich die "Gladiatoren" im Sattel die Kante geben und am Rand der Erschöpfung auf Biegen und Brechen um Sekunden fighten, herrscht in jeder Hinsicht absoluter Ausnahmezustand. Gäb's ein sensorisches Stimmungsbarometer, dann würde das Messgerät mit Sicherheit am oberen Ende der Skala ausschlagen. "Da geht's zu wie beim Sechs-Tage-Rennen, nur im Freien", sagt RSC-Ex-Vorstand Klaus Roithmeier: "Dazu trägt sicher auch unser umfangreiches Rahmenprogramm bei, mit Festzelt, Party und mehr...".
Am 9. Juli 2023 - punkt 14.00 Uhr - ist es endlich wieder soweit, dass sich die Kreisstadt Kelheim als turbulenter Wettkampfschauplatz zum brodelnden Hexenkessel rund um die Uhr verwandeln wird. Das Radsport-Ereignis in der Wittelsbacher Stadt ist eine gelungene Mischung aus bebender Volksfeststimmung und aufsehenerregender Renn-Atmosphäre. So machen nicht nur die Rennfahrer mit ihrer grellen Beleuchtung die Nacht zum Tag, sondern viele Fan-Clubs stehen ihnen treu zur Seite und lassen ihre Heroes bis tief in die Nacht nicht im Stich. Die ausgelassene Festivalstimmung spricht sich herum, weswegen der vorauseilende Ruf dieser Wettkampfveranstaltung weit über Bayerns Grenzen hinaus große Popularität genießt. Überdies können interessierte Beobachter gemütlich durch's Fahrerlager schlendern und authentische Einblicke hinter den Kulissen im (abgeschotteten) Kosmos der Hauptakteure gewinnen.
Italienische Einkaufsnacht - La dolce Vita - am Vorabend der Rennveranstaltung
Wer am Freitag, den 7.Juli 2023 anreist, kann sich im Stadtgebiet bei der "Italienischen Nacht" ausgelassen amüsieren. Kelheim verwandelt sich dann wieder in die nördlichste Stadt Italiens. Eine Partymeile mit Musik, Modenschau und kulinarischen Spezialitäten haucht der Herzogstadt a la "La dolce Vita" italienisches Flair ein. Die Geschäfte in Kelheims Altstadt haben bis 22 Uhr geöffnet und laden zu einem entspannten Einkaufsbummel ein. Zu feurig italienisch-rhythmischen Klängen kann man bis 24 Uhr das Tanzbein schwingen. Abseits des Trubels laden Cafés und Einzelhändler zum Verweilen bei mediterranen Köstlichkeiten und erfrischenden Getränken ein. Der Alte Markt wird wieder zum "gmiatlichen Eck".
Emotionen schlagen bei allen Beteiligten hohe Wellen und lassen die Funken zwischen Akteur und Zaungäste ständig überspringen. Die kunterbunt zusammengewürfelte Sportlerschar aus nah und fern - flankiert von aufgeheizten Zuschauermassen - ergibt eine spannungsgeladene Race-Atmosphäre.
Ein 24 Stunden Rennen verlangt von den Fahrern Ehrgeiz, Wettkampfhärte, Willensstärke, Durchhaltevermögen und Organisationsgeschick ab. Teamfahrer sollten zusätzlich soziale Kompetenz und Teamspirit mitbringen, um zwischenmenschliche Konflikte zu vermeiden. Da sich das Streckenprofil aus einem Anstieg und einer Flachetappe zusammensetzt sind gute Allroundfähigkeiten gefragt.
Ausschreibungsdetails (Auszüge)

Veranstalter
RSC Kelheim e.V., Friedrich-von-Gärtner-Ring 5, 93309 Kelheim
Renntermin
Renndauer
24 Stunden mit Start und Ende jeweils um 14:00 Uhr
Art des Rennens
Straßenradrennen: Kelheim – Befreiungshalle – Essing – Kelheim
Rundenlänge ca. 16,4 km und ca. 170 Hm
Start/Ziel
Start erfolgt auf der Brücke am „Alten Hafen“ von Kelheim.
Wechselzone und Ziel ist am Kelheimer Stadtplatz.
Teilnehmerbesprechung
08.07.2023, Festzelt am Kelheimer Stadtplatz um 12:00 Uhr
Startgebühren
Die Startgebühren werden entweder per Lastschrift eingezogen oder können auf Rechnung beglichen werden.
Team:
- bis 28.02.2023 beträgt das Startgeld je Team 400,- Euro
- bis 30.06.2023 beträgt das Startgeld je Team 500,- Euro
Einzel:
- bis 28.02.2023 beträgt das Startgeld je Teilnehmer 150,- Euro
- bis 30.06.2023 beträgt das Startgeld je Teilnehmer 180,- Euro
Meldeschluss
Online-Anmeldungen sind bis 30.06.2023 möglich.
Der Veranstalter behält sich vor, ggf. Nachmeldungen nach diesem Zeitpunkt zuzulassen.
Startunterlagen
Die Startunterlagen können in Nähe Rathaus am Kelheimer Stadtplatz zu folgenden Zeiten abgeholt werden:
- Freitag 07. Juli 2023 von 18:00 – 20:00 Uhr
- Samstag 08. Juli 2023 von 09:00 – 12:00 Uhr
Zeitnahme
Die Zeitmessung erfolgt ausschließlich mit einem Aktiv-Transponder von ZEITGEMAESS GmbH. Der Transponder befindet sich in den Startunterlagen. Jedem Teilnehmer ist ein Transponder mittels aufgedruckter Nummer zugeordnet. Nach dem Wettkampf muss dieser unmittelbar zurückgegeben werden (bei Teams müssen die Transponder teamweise abgegeben werden). Sollte der Transponder verloren gehen oder nicht zurückgegeben werden, wird eine Gebühr von 55 Euro fällig. Der Teilnehmer erklärt sich durch seine Anmeldung mit dieser Gebühr einverstanden. Wenn ein Teilnehmer nicht startet, die Startunterlagen inkl. Transponder aber bereits empfangen hat, bitte nicht vergessen, den Transponder zurückzugeben!
Fahrerlager
Der Veranstalter bietet grundsätzlich extra dafür ausgewiesene Bereiche/Plätze zur Einrichtung von sog. Fahrerlagern an.
Dafür notwendige Zelte, Wohnmobile, o.ä. sind durch die Teilnehmer selbst zu organisieren.
Strom (durch Verteilerkasten an den jeweiligen Plätzen) und sanitäre Anlagen werden in den offiziellen Fahrerlagern vom Veranstalter zur Verfügung gestellt.
Die Zuteilung der Plätze erfolgt nicht durch den Veranstalter. Das Abtrasieren des Platzes muss von den Teilnehmern selbst organisiert werden und die Fläche pro Team dürfen max. 3 Autoparkplätze entsprechen. Der Veranstalter bittet die Teilnehmer um Einhaltung von Fairplay und mit Maß und Ziel vorzugehen.
Die vom Veranstalter extra zur Verfügung gestellten sanitären Anlagen sind neben den jederzeit nutzbaren öffentlichen Toiletten von Freitagmittag bis Sonntagabend geöffnet.
Öffnung der Fahrerlager
alter Hafen: Dienstag, 04.07.2023 ab 18:00Uhr
Aumühle: Mittwoch, 05.07.2023 ab 18:00Uhr
Niederdörfl: Donnerstag, 06.07.2023 ab 18:00Uhr
Aukofer: Freitag, 07.07.2023 ab 18:00Uhr
freie Platzwahl, abstecken mit Absperrband
Pro Team ca. 3 Autoparkplätze
Fahrerlager-Standorte
![]() |
© RSC Kelheim e.V. |
Einzelfahrer können Ihre „Base“ für kurze Pausen und Verpflegungsaufnahme auch an geeigneten Plätzen auf der Strecke einrichten. In diesem Zusammenhang dürfen Autos nicht auf der Rennstrecke, nur außerhalb und in Fahrtrichtung parken und zudem den Straßenverkehr nicht behindern. Dabei übernimmt der Veranstalter keine Haftung für dort zurückgelassene Gegenstände. Zudem gibt es eine eigene Halle als Fahrerlager explizit für Einzelstarter.
Parkplatz für Besucher
ausschließlich der Volksfestplatz (kostenlos)
Anfahrt und Parkmöglichkeiten:
Die Beschilderung der Parkplätze ist durch ein Wegweisesystem in Kelheim beschildert.
Zum Dauerparken und Auto deponieren eignen sich nur die kostenlosen Parkplätze „P2 Kellerwiesen“ und „P3 Pflegerspitz“.
Für Besucher werden ebenfalls die Parkplätze „P2“ und „P3“ empfohlen.
Beleuchtungspflicht
In der Nacht von 21:00 – 06:00 Uhr besteht Beleuchtungspflicht. Desweiteren müssen die Teilnehmer in diesem Zeitraum eine reflektierende Warnweste oder ähnliches tragen.
Der Veranstalter behält sich stichprobenartige Kontrollen vor. Missachtung kann zum sofortigen Rundenabzug oder Wertungsausschluss führen.
Transponder
Der Transponder ist in der Startnummer integriert. Startnummer darf “NIEMALS” zugeschnitten werden
Staffelstab
Ein Staffelstab der sich bei den Startunterlagen befindet muss übergeben werden. Es muss ein Kontakt bei der Übergabe erfolgen
Zeitfahrlenker
Für Einzelfahrer ist ein Zeitfahrlenker/Auflieger/Triathlonrad/Zeitfahrrad erlaubt. Für Teamfahrer ist das nicht gestattet. Liegeräder, Hand-Bikes und E-Bikes sind nicht gestattet.
Windschatten
Für alle Teilnehmer ist es erlaubt den Windschatten einer Gruppe oder Vordermann zu nutzen
Startnummern
Jeder Teilnehmer bekommt eine Rückennummer und eine Radnummer. Die Trikotnummer ist an den Rückentaschen zu befestigen und ist auch bei Trikottausch zu wechseln! Die Radnummer ist vorne am Lenker zu befestigen.
Wertung
Es zählt die Gesamtzahl der gefahrenen Runden je Team.
Gewertet wird in verschiedenen Klassen:
- Herren (nur Herren und max 1 Dame)
- Damen (nur Damen)
- Mix (mindestens 2 Damen oder mehr im Team)*
- Senioren (Gesamtalter 250 Jahre am Veranstaltungstag)
- Einzelfahrer Herren
- Einzelfahrer Damen
- Einzelfahrer Herren Senioren (ab 50 Jahre am Veranstaltungstag)
- Einzelfahrer Damen Senioren (ab 50 Jahre am Veranstaltungstag)
*Innerhalb der ersten 15 Runden muss jedes Mitglied eines Mixed-Teams drei Runden absolviert haben. Missachtung wird durch den Veranstalter umgehend mit Rundenabzug oder Wertungsausschluss sanktioniert.
Fairness
Der Veranstalter behält sich das Recht vor, unter Dopingverdacht stehende oder sich unsportlich verhaltende Fahrer und Teams bereits vor oder auch während des Rennens auszuschließen. Generell appelliert der Veranstalter an alle Teilnehmer, in allen Situationen sportlich fair zu agieren.
Straßensperren und Einhaltung der StVO
Für alle Teilnehmer gilt auf der Radstrecke die StVO. Diese ist in jedem Fall einzuhalten. Den Anweisungen des Ordnungspersonal (Organisation, Feuerwehr, BRK und Polizei) ist Folge zu leisten. Mit landwirtschaftlichem Lastverkehr ist auch auf gesperrten Teilstrecken zu rechnen.
Bei Aufgabe oder Disqualifikation ist die Startnummer abzunehmen und wenn möglich die Strecke zu verlassen. Zusätzlich muss der Transponder abgegeben werden. Sind Straßen teilweise oder ganz für den Straßenverkehr gesperrt, so gilt auf diesen Straßen Einbahnverkehr. Ein entgegengesetztes Fahren zur Wettkampfstrecke ist hier verboten. Die Straßensperrungen der Radstrecke für Samstag und Sonntag ist auf https://www.race-24.de detailliert beschrieben.
Virtuelle Runde im Zeitraffer
Eine Rundenlänge beträgt 16,4 Kilometer, die eine Höhenmeterdifferenz von 175 Meter aufweist. Mit Ausnahme der Startrunde am Samstag um 14.00 Uhr erfolgt die Zeitnahme der nachfolgenden Runden in Höhe des Stoppbalkens am Ende des Festzeltes. Nach der symbolischen Transponderübergabe wird am anderen Ende des Bierzelts auf der gepflasterten Ludwigstraße Fahrt aufgenommen und kurz darauf das Mittertor durchquert, wo die Hienheimer Straße zum Stausackerer Berg führt.
Etwa 600 m vom Startpunkt entfernt beginnt der zwei Kilometer lange Steigungsabschnitt (100 hm / Durchschnittssteigung 4.8%). Dem schließt sich ein sanftes Gegengefälle an (1.3 km) bevor die zweite Steigungspassage (1.5 km / 70 hm) mit einer Durchschnittssteigung von 4.6% zum Scheitelpunkt hinauf führt.
Auf der anschließenden sanften Gefällstrecke ins Altmühltal (nach der T-Kreuzung bis 5 % Gefälle) fällt das Höhenlevel (4.5 km) um 138 Tiefenmeter.
Nach Überquerung der Altmühl-Brücke heißt es ab der Einmündung in die St 2230 (Riedenburg-Kelheim) Kette rechts. Spitzenfahrer erreichen auf dem flachen Streckenabschnitt je nach Windrichtung Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h.
Bild: in aller Regel rauschen die Fahrer im Windschatten gruppenweise auf der Flachetappe von Altessing nach Kelheim (5.4 km). Explosive Zwischensprints über die Altmühl-Brücke - wenige hundert Meter nach dem Ortsschild von Kelheim - zerreißt binnen Sekunden die (Zufalls-) Zweckbündnisse in seine Einzelteile, sodass sich die Fahrer-Reihenfolge zur Alleestraße neu sortiert. In der Bremszone bei der abknickenden 90 Grad-Linkskurve müssen die Überholmanöver spätestens beendet sein. Mit einer zumeist anaerob gefahrenen Attacke werden Mitstreiter ausgekontert, um sich eine vorteilhafte Ausgangsposition für die sperrgitterbeengte, gepflasterte Ludwigsstraße nach dem Mittertor zu verschaffen, da dann kein gefahrloses Überholen mehr möglich ist. Hat man auf dem 600 Meter langen Streckenabschnitt langsamere (Einzel-) Fahrer vor sich, muss man wohl oder übel geduldsam bis zum Rundenziel hinterher tuckeln. Kopfkino lässt grüßen: wenngleich der Zeitverlust nur minimal sein mag, so bauscht das Gehirn im euphorischen Vollgasmodus eine Mücke zum Elefanten auf:-)
Nach der rasanten Rechtskurve auf der Alleestraße folgt kurz darauf eine scharfe 90 Grad Linkskurve, worauf zum zweiten Mal das Mittertor (stadteinwärts) durchfahren wird. Besonders tückisch bei Nässe: mitten in der Kurve wechselt der asphaltierte Fahrbahnbelag auf Kopfsteinpflaster!
Die gepflasterte Ludwigstraße (keine Überholmöglichkeit) führt direkt ins Festzelt, wo Teamfahrer nach dem Stoppbalken von ihrem Teampartner (Staffelstab-Übergabe) abgelöst werden, oder die Einzelstarter ihren nächsten Umlauf in Angriff nehmen.
Vor allem bei Nässe ist auf der, durch Absperrgitter beengten Ludwigstraße mit Kopfsteinpflaster große Vorsicht geboten. Überholen in der beengten Sperrgitterpassage ist nicht möglich.
Zwischenmenschliche Symbiose
![]() |
© TOUR, Delius Klasing Verlag |
24 Stunden Rennen sind zweifelsohne spektakulär - für Fahrer wie für Zuschauer. Der TOUR - Europas größtes Rennradmagazin - gelang ein genialer Schnappschuß (Bild oben) der exakt jenen Augenblick einfing, welcher die empathische Symbiose zwischen Fans und den in Trance befindlichen Radrennfahrer authentisch widerspiegelt. Je später die Stunde, umso mehr jagen die Rennsportler mit Tunnelblick (beschränkte Wahrnehmung) im eingeengten Sichtfeld den Stausackerer Berg hinauf. In der Sportpsychologie ist der Begriff Tunnelblick – ganz im Gegensatz zur allgemeinen Psychologie – durchweg positiv besetzt, weil eine erhöhte Wahrnehmungsschwelle (verminderte Sensibilität) bis zur Schmerzunempfindlichkeit nachweislich leistungsfördernd wirkt (spart kognitive Ressourcen). Niedrige Reizintensität (beschreibt die Stärke eines Reizes, welcher Einfluss auf das Sensor-Potential hat) führt zu einer unterschwelligen Wahrnehmung. Wer sich in einem bewusstseinsfernen Zustand (Flow) befindet blendet automatisch Störfaktoren aus, um reibungslos - sprich zielorientiert, konzentriert und motivert - zu funktionieren. Mit anderen Worten: Alles was für's Renngeschehen als überflüssig erachtet wird, bleibt außen vor.
Wenngleich der Sportler mental abgeschottet in seiner "Kopfkino-Bubble" am Rand seiner Leistungsfähigkeit die Kurbel drückt und nur noch beiläufig seine Umgebung wahrnimmt, so durchbrechen flammende Anfeuerungsschreie und ausgelassene Feierstimmung trotzdem die Wahrnehmungsschwelle. Obwohl die Konzentration und der Wille wie ein Brennglas auf optimale Leistungsentfaltung ausgerichtet ist (beispielsweise energisch das Hinterrad des Vordermanns nicht zu verlieren) und die stoische Miene den Anschein erweckt dass Anfeuerungsrufe / Abklatschen nicht registriert werden, nimmt der Fahrer die emotionale Hingabe der Zuschauer - ob bewusst oder unbewusst - sehr wohl wahr. Gerade am Stausackerer Berg, wo die Qual am größten ist, beflügeln Zurufe samt wummernde Musik die rational entrückten Fahrer. Im übrigen ist es sowieso unmöglich, etwas bewusst nicht wahrzunehmen. Stattdessen wird nur zwischen (zielgerichteter) Relevanz und (unwichtiger) Irrelevanz unterschieden. Eine unbewusste neuronale Selektion, die bei grenzwertiger Leistungsentfaltung tatsächlich Vorteile bringt.
Das Rennen wird erst so richtig hart, wenn nachts bzw. frühmorgens die mentale und körperliche Müdigkeit einsetzt, und die Rundenzeiten trotz größter Kraftanstrengung zu wünschen übrig lassen. Gerade dann, wenn die zermartende Ausdauerschlacht ihren Tribut einfordert, d.h. die Beine schwer werden und Erschöpfungssyndrome zunehmend an der Moral zerren, streicheln frenetische Anfeuerungsschreie in den mit Musik beschallten Feiermeilen die geschundene Seele und lösen wahre Motivationsschübe aus. Zwischenmenschliche Momente, die in Sekundenbruchteilen eine mystische Verbindung zwischen Zuschauer und Wettkämpfer aufbaut und dem Sportler in geistiger "Umnachtung" psychologischen Auftrieb verleiht, was der Kampfmoral zugute kommt. Ein verbales wie nonverbales Zusammenspiel, das gegenseitige Emotionen hervorruft. Allein dafür lohnt es sich beim 24 Stunden Rennen dabei zu sein, und das einzigartige Gänsehautfeeling nach Herzenslust auszukosten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Zuschauer, die das Race24 zu dem machen was es ist: ein sensationelles, emotionsgeladenes Radsport-Festival. In diesem Sinne: Auf geht’s! Vai, Vai! Allez, Allez! Venga, Venga!
Von 21:00 bis 06:00 Uhr besteht nicht nur Beleuchtungspflicht, sondern alle Fahrer auf der Strecke müssen eine reflektierende Warnweste oder ähnliches tragen. Der Nonstopp-Fight geht mit Einbruch der Dunkelheit in eine vorentscheidende Phase, wobei der eigentliche Knackpunkt jedesmal von neuem der Anstieg über den »Col de Stausacker« ist. Fortschreitender Kraftverlust, gepaart mit einhergehendem Schlafentzug machen zunehmend mürbe. Von daher wollen Glykosespeicher mit leicht verdaulichen Energielieferanten sorgfältig nachgefüllt sein, denn ohne Mampf kein Kampf!
Zuschauer-Tipp: Ein gemütlicher Spaziergang durch die Fahrerlager am Aumühlparkplatz, Alter Hafen und Niederdörfel erlaubt interessante Einblicke in den sehr speziellen Kosmos der Protagonisten. Dazu liefert die installierte LED-Videoleinwand am Stadtplatz spannende Livebilder. Radiomoderator Bernhard „Fleischi“ Fleischmann vom Bayerischen Rundfunk wird dem Publikum wieder gehörig einheizen. Das Rennen ist als Jedermann Veranstaltung beim BDR/BRV genehmigt, weswegen Lizenzfahrer die in der BDR-Rangliste besser als Platz 500 platziert sind nicht zugelassen sind.
Ready to rumble
Sobald der markerschütternde Böllerschuß am Samstag um 14.00 das Rennen in der Kreisstadt Kelheim (Niederbayern) frei gibt, peitschen die bis in die Haarspitzen motivierten Sportskanonen nonstopp um den Rundkurs. Dann herrscht in der Innenstadt quasi der Ausnahmezustand, dessen bombastische Stimmung Akteure wie Zuschauer gleichermaßen fasziniert in den Bann zieht.
Bereits zur Startrunde geht's ans Eingemachte, denn auf den ersten 5 Kilometer wird der "Stausackerer Bergpreis" ausgefahren. Für das Groß des Feldes geht es allerdings weniger um den Titel des "Bergkönigs" sondern vielmehr darum, das Team von Anfang an in eine aussichtsreiche Position zu launcieren. Grundvoraussetzung, um an schnellen Fahrern / Teams dran zu bleiben. Damit beeinflusst der ankommende Fahrer zumindest indirekt die Rundenzeit seines Teamkollegen der ihn ablöst was sich als Dominoeffekt von Fahrer zu Fahrer weiter fortpflanzt.
Wer eine Top-Platzierung anvisiert, muss von Beginn an den unmittelbaren Anschluss an die Spitzenfahrer halten, d.h. auf Schlagdistanz bleiben. Dem Startfahrer (üblicherweise der schnellste Teamfahrer) fällt eine entscheidende Schlüsselrolle zu, weil der Anschluss an schnelle Fahrer sich nicht nur auf 1 Runde beschränkt, sondern im Prinzip an die nächsten Teamfahrer weiter gegeben wird. Befindet man in einer schnellen Gruppe reduziert die höhere Geschwindigkeit die Rundenzeit. Klafft dagegen eine Lücke auf rücken hoch gesteckte Ziele schlagartig in weite Ferne. Luftwiderstand - vor allem bei höheren Geschwindigkeiten - ist mit Abstand der größte Widersacher des Radfahrers. Wer auf der Flachetappe ohne energieeffiziente Schützenhilfe frustriert als Solist sein Dasein fristet, verliert selbst bei kämpferischem Einsatz wertvolle Zeit. Abgesehen davon vergäudet man bei Solofahrten zudem viel Kraft, was zu allem Überfluss auch noch die Moral untergräbt.
Naturgemäß dröselt sich in der Anfangsphase des Rennens das dichte Starterfeld in Gruppen und Grüppchen auf. Schon nach wenigen Umläufen kristallisiert sich allmählich ein Ranking heraus, deren Konstanz sich mit fortschreitender Renndauer festigt.
Es ist eine Frage der Ehre bzw. es gebietet die sportliche Fairness, dass Teamfahrer Einzelfahrern (kenntlich durch andersfarbige Startnummern) Windschatten geben, ohne sie zwingend an der Führungsarbeit zu beteiligen. Solch eine kurzzeitige Allianz verspricht für alle eine Energiee- und Zeitersparnis. Im Wettkampf werden zwar grundsätzlich keine Geschenke vergeben, doch teamübergreifende Zusammenarbeit entspringt ausschließlich dem eigennützigen Interesse. Attackieren Fahrer plötzlich und suchen ihr Heil in der Flucht, löst sich das taktische Zweckbündnis abrupt in Luft auf.
Belastungsmerkmale der Team- und Einzelfahrer
Während Teamfahrer Runde um Runde volles Rohr fahren, müssen Einzelfahrer sorgsam mit ihren Kräften haushalten. Dazu gehört vor allem eine gleichmäßige Fahrweise in der aeroben Belastungszone. Im Gegensatz zu Teamfahrern, die sich i.d.R. nach jeder Vollgasrunde abwechseln und dementsprechend vorübergehend regenerieren können, müssen Einzelfahrer auf ihren pausenlosen "Long Run Stints" ein konstantes Tempo weit unterhalb der Leistungsfähigkeit anschlagen. Wer sich zu einer überzogenen Pace verleiten lässt läuft Gefahr, irgendwann als Sternschnuppe einzugehen. Ein kontinuierlicher Rhythmus im moderaten Puls- oder Wattbereich ist für Einzelstarter unabdingbar. Sowohl die Belastungsintensität als auch Renntaktik unterscheidet sich grundlegend von dem der Teamfahrer, die in Zeitfahr-Manier über den Rundkurs heizen.
Bedarfsgerechter Energienachschub, angepasste Belastungsintensität, ausreichende Regenerationsphasen und eine positive Grundeinstellung helfen die Dauerbelastung einigermaßen gut zu überstehen. Abgesehen von Defekt- oder Sturzpech können Übermotivation, Fehlernährung, ineffektive Pausenplanung, psychischer Druck oder fehlender Support der 24 Stunden Mission ein vorzeitiges Ende setzen. Unahbängig der Leistungsspreizung erklärt die unterschiedliche Herangehensweise der Einzel- und Teamfahrer die mehr oder weniger schnellen Überholvorgänge. Während Einzelfahrer vorwiegend im mittleren Intensitätsbereich stoisch ihre Runden abspulen (etwa 75-85% der maximalen Herzfrequenz (GA 2) - können Teamfahrer ihre Einzelrunden maximal ausbelastet absolvieren.
Fährt ein Solist des öfteren jenseits der individuellen anaeroben Schwelle (IANS) läuft er Gefahr, dass aufgrund erhöhter Laktatbildung (Milchsäure) die Muskeln übersäuern. Belastungsspitzen wie z.B. Beschleunigungsattacken, alleiniges Fahren im Wind oder Rhythmuswechsel kosten wertvolle Körner. Auch Tretpausen, unrhythmische Kurzzeitbelastungen oder Sprints sind für Einzelfahrer ein "No Go", denn Leistungseinbußen sind dann nur eine Frage der Zeit. Im Kern geht es um einen ökomomischen Fahrstil in einem Belastungsbereich der über die gesamte Wettkampfdauer hinweg aufrecht erhalten werden kann. Trotz vorgegebener Puls- oder Wattwerte und Beachtung des Körpergefühls bleibt es bei Langzeitbelastungen dennoch ein schmaler Grat, das Tempo hoch zu halten ohne in den "roten" Bereich zu kommen.
Je mehr Runden absolviert sind, desto mehr sinkt das Leistungsvermögen (Körperschutzfunktion). Für Neulinge ohne Erfahrungswerte ist kaum abschätzbar, wie der Körper mit einer Mütze voll Schlaf auf die enorme Dauerbelastung reagieren wird.
Ungeduldig warten die Fahrer zur "Wachablösung" auf ihren Teamkollegen. Mitunter spielen sich im Moment der Staffelübergabe erheiternde Szenen ab. Was die sportlichen Ziele anbelangt sind diese so unterschiedlich wie die Individuen selbst. Für die meisten Radsportler zählt das "Dabei sein ist alles Prinzip", bei dem vordergründig der Spaß eine entscheidende Rolle spielt. Dies bedeutet aber nicht zwangläufig, dass es am sportlichen Ehrgeiz fehlt. Ob "Gaudifahrer" Radsport-Amateur oder Hobbyfahrer - jeder ist bemüht im Rahmen seiner Leistungsfähigkeit das Maximum aus sich herauszuholen.
Nonstopp kämpfen ambitionierte Radsportler darum, den 16.4 km langen Rundkurs im Angesicht der barocken Befreiungshalle des Königs Ludwig I. von Bayern innerhalb 24 Stunden so oft als möglich zu umrunden. Der Casus knacksus ist der 170 hm-Anstieg über den "Col de Stausacker", der mit fortschreitender Renndauer samt Schlafentzug die Fahrer zunehmend zermürbt. Der Anstieg wirkt permanent als natürliche Selektionsbarriere, die das Fahrerfeld immer wieder von neuem durcheinander wirbelt.
Mit einsetzender Dämmerung lassen manche Fahrer erste Federn. Um sich das Leben zu erleichtern ist es nicht unüblich, dass Führungsteams über Nacht einen "Nichtangriffspakt" schmieden. Verlässlich oder gar verbindlich sind freiwillige Team-Absprachen indes nicht, d.h. ein mündlich vereinbarter "Waffenstillstand“ kann jederzeit ohne Wenn und Aber gebrochen werden. So wurde schon mancher Überraschungsangriff für Teams zum Verhängnis. Wer bei einer unerwarteten Attacke kalt erwischt und unvermittelt in den Wind gesetzt wird hat's schwierig, ein aufklaffendes Loch wieder zuzufahren. Konsequente Zusammenarbeit der in Führung liegenden Teams hilft, Nachfolger auf Abstand zu halten.
Windschattenvorteile
Der Rennstrecken-Rundkurs bietet ab dem Scheitelpunkt des Stausacker-Hochplateaus bis nach Kelheim (11 km) ideale Gelegenheit Windschatten zu ergattern. Beißt man sich am Hinterrad schneller Fahrer fest potenziert sich die Zeitersparnis Minute um Minute (sofern eine konsequente Zusammenarbeit mit kreiselnder Führungsarbeit stattfindet). Solche vorteilhaften Zweckbündnisse senken bei gleichbleibender Geschwindigkeit im Vgl. zu Soloritten entweder die Wattleistung oder der windgeschützte Fahrer tritt ein höheres Tempo bei gleich bleibender Leistung. Wie dem auch sei, man profitiert auf jeden Fall vom verminderten Luftwiderstand, der im Flachstück bei üblichem Tempo von 40-55 km/h gut ein Drittel sinkt. Vor allem in der Ebene ist der Luftwiderstand der entscheidende Faktor, da die Überwindung exponentiell (in dritter Potenz) zur Geschwindigkeit steigt. Eine Geschwindigkeits-Verdoppelung erfordert demnach die achtfache Leistung. Bei 50 Stundenkilometer gehen für die Überwindung dieses Widerstandes allein 90% der aufgewandten Leistung drauf. Soloritte muten einen aussichtslosen Kampf wie der des Don Quichotte gegen Windmühlen auf der Flachpassage Richtung Kelheim an, erst recht wenn Gegenwind herrscht. Sie beanspruchen viel Kraft und kosten darüberhinaus Zeit.
Andererseits bietet der flache Abschnitt im Altmühltal je nach Rennsituation Gelegenheit durch unvermittelte Attacken nachfolgende Fahrer (insbesondere konkurrierende Teams) klassisch in den Wind zu setzen um sie abzuschütteln. Manchmal macht es eben Sinn ab und an einige Körner zu investieren. Doch energiefressende "Angriffe" wollen gut überlegt und genial platziert sein, damit sie letzten Endes zum Erfolg führen. Aber: nur leistungsstarke Fahrer, die über Tempohärte und gewisse "Laktattolleranz" verfügen stecken explosive Leistungsentfaltung ohne leistungsmindernde "Nachwehen" weg. Mit anderen Worten: sie erholen sich von der anaeroben Energiegewinnung (ohne Sauerstoff) aus den Muskeln und der Leber (Glycogen) relativ rasch. Auch wichtig: je weiter hinten gefahren wird desto mehr macht sich der Ziehharmomika-Effekt bemerkbar. Und je weiter vorne man kurbelt desto mehr Kraft wird im Wind verpulvert.
Zur Startrunde am Stausackerer Berg wird in aller Regel für die schnellste Dame und den schnellsten Herrn ein Bergpreis ausgelobt.
So wie bereits in der Startphase am Samstag zog nur wenige Minuten nach Rennende ein heftiger Gewitterregen über die Stadt. Als das Spektakel im proppevollen Festzelt bei der Siegerehrung seinem Höhepunkt entgegen strömte schlug nur unweit ein krachender Blitz in das Altmühltor ein bei dem einige Ziegel zu Bruch gingen. Manch einer hielt den Donnerknall irrtümlich für einen finalen Böllerschuß der Veranstaltung.
Schlafentzug plus Dauerbelastung kosten physische und kognitive Substanz
Ob am "Col de Staussacker", der Ludwigsstraße, an der Wechselzone oder im tosenden Bierzelt - so hautnah kommt man nur selten ans Renngeschehen ran. Dabei durchleben die Fahrer Erschöpfungszustände die i.V. mit dem Schlafentzug extreme Gefühlsschwankungen auslösen können. Binnen Sekunden kann glückbeseelte Laune von Himmel hoch jauchzend zu deprimierender Frustration umschwenken.
Freiwillig die Komfortzone zu verlassen, um bei Extrembelastung Tag und Nacht einen Wettkampf zu bestreiten erfordert eiserne Willenskraft, Durchhaltevermögen, gute Kraufausdauer und eine gehörige Portion Leidensfähigkeit. Die eigentlich Schwierigkeit liegt darin, den Balanceakt zwischen Dauerbelastung und leistungsminderndem Laktatüberschuss über die gesamte Zeitdauer im Griff zu haben. Insbesondere Schlafdefizit fördert die fortschreitende Zermürbung. Hinzu kommt die psychische Belastung, die sich besonders nachts bemerkbar macht, zumal sich ausgerechnet in den schwersten Stunden des Wettkampfes die Fans nach Mitternacht auf's Ohr legen. Wenn die Beine schmerzen, der Tritt schwerer wird und die Moral in Sinkflug übergeht, sind Selbstzweifel und Sinnkrisen nicht mehr weit.
Glücklicherweise findet die Nacht mit Einsetzen der Morgendämmerung ihr Ende. Die aufgehende Sonne über der Silhouette der Befreiungshalle richtet die Psyche wieder auf und macht das nächtliche Martyrium wie im Handumdrehen vergessen.
Samstag Nacht steppt der Bär - die einen feiern bis in die Puppen, die anderen drehen stoisch ihre Runden. Kluge Renntaktik, clevere Fahrweise und unerschütterliches Durchhaltevermögen sind entscheidende Erfolgsfaktoren. Wer überzieht und sich womöglich "blau" erlebt im wahrsten Sinne des Wortes sein "blaues Wunder".
Nach der "Staffelstab-Übergabe" wird ab dem Festzeltausgang zügig beschleunigt (Teamfahrer) um nach 1 km mit Schwung die beginnende Steigung in Angriff zu nehmen.
Die Wechselzone
24 Stunden lang dasselbe Ritual: ungeduldiges Warten auf die "Wachablösung"
Trotz adrenalingetränkter Hektik geht es in der Wechselzone äußerst diszipliniert zu. Nach und nach wird aufgerückt bis der schweißgebadete Teampartner über den Stoppbalken springt und den Staffelstab (i.d.R. Trinkflasche) übergibt.
Nimmermüde Stimmungsmacher am Streckenrand sind das Vitamin C der Großveranstaltung. Sie verwandeln die Innenstadt bzw. den Staussackerer Berg in aufgeladene Hexenkessel, die die Piloten zu Höchstleistungen anspornt. Anfeuerungsrufe und heiße Musikrhythmen tragen die Rennradler sprichwörtlich den Berg hinauf und lindern zudem den Schmerzpegel. Die emotionale Anteilnahme am Martyrium der Athleten ist Balsam für die geschundene Seele. Die ekstatisch aufgelade Stimmung überträgt sich wechselseitig auf Akteure wie Zaungäste. Ein Spektakel, das man eher von Profirennen her gewohnt ist. Schön, mit welch leidenschaftlicher Hingabe das Publikum Anteil am Leidenskampf der Hobby-Athleten nimmt und ihnen moralisch Runde um Runde den Rücken stärkt.
24 Stunden Radrennen sind ein Nischensport, der Individualisten aus unterschiedlichsten Sportarten anzieht. So ruft dieses Wettkampf-Format Lizenzfahrer, Jedermänner, Ulrtracycler, Extremsportler, Triathleten bis hin zu "Spaß an der Freud - Fahrer" auf den Plan. So bunt wie das zusammengewürfelte Teilnehmerfeld ist, so extrem sind die Leistungsunterschiede. Ungeachtet dessen haben Fahrer - ausgestattet mit einer Race-DNA - bei der Challenge allemal ihren (Fahr-) Spaß.
Gleichwohl erfordert dieses Wettkampf-Format 24 Stunden Rennen neben einer guten Trainingsform auch Organisationsgeschick und Teamfähigkeit. Sponsorensuche, Zelt, Pavillon, Essen- Getränkeproviant, Camping-Utensilien, Werkzeug, Ersatzteile, Auf- und Abbau u.v.m. An "tausend" Dinge will gedacht sein.
TVA-Videobeitrag zum 24 h Rennen
Feuer frei!
Der große Shodown zum eines der populärsten 24 Stunden Radrennen Deutschlands fällt am Samstag punkt 14.00 Uhr vis a vis des Alten Donauhafens. Dann beginnt die Uhr für die Ausdauer-Cracks zu ticken - ready to rumble! Stramme Beine, eiserner Wille und hohe Laktat-Toleranz bringen die Naben und Lager der Rennboliden zum Glühen. Zwischen An- und Abpfiff liegen 24 zermürbende Stunden zwischen Himmel und Hölle, in denen rund um die Uhr eisenhart an der Schmerzgrenze gekurbelt wird. Sonntag 14.00 Uhr: bäääm, dann wird der Sack zu gemacht.
Der Start wurde aus Sicherheitsgründen sprichwörtlich vor die Tore der Stadt in die Hienheimer Straße verlegt. Die von Absperrgittern eingesäumte Fahrgasse in der Ludwigstraße bzw. das Nadelöhr des schmalen Mittertors erlaubt keinen Massenstart in der Innenstadt.
Die Flachpassage im Altmühltal führt i.d.R. zu Zweckgemeinschaften. Windschatten spart wertvolle Energie und verspricht obendrein bessere Rundenzeiten als ein zermürbender Soloritt.
Als Außenstehender möchte man meinen, dass das Rennen im Hinblick der langen Wettkampfzeitdauer anfangs eher bedächtlich angegangen wird - mitnichten. Wehe dem, das Startfeld wird von der Leine gelassen, dann ist Schluss mit lustig. Von der ersten Sekunde an wird klar, dass es sich um ein reinrassiges Radrennen handelt, bei dem jeder sein volles Leistungspotential ausspielt. Auf Teufel komm raus wird entfesselt gekurbelt und ordentlich Dampf gemacht - noch dazu, wo der erste Bergsprint mit einer 100 € Prämie winkt und die Frage der Ehre geklärt wird. Die enorme Leistungsspreizung zeigt sich schon nach der ersten Runde (Staffelstabübergabe der Teamfahrer). Die Rundenzeiten klaffen von 22 min. bis über 40 min. weit auseinander.
Belastungsmerkmale
Der Wettkampf besteht nicht in der Überwindung einer bestimmten Wegstrecke (wie z.B. bei Radmarathons), sondern definiert sich dadurch, innerhalb 24 Stunden eine maximale Rundenzahl zu absolvieren. Die Mannschaften haben zeitgleich nur einen Fahrer im Rennen. Die Reihenfolge der Fahrer kann das Team beliebig bestimmen. Solisten die in Eigenregie fahren setzen ihre Pausen/Schlafzeiten ebenfalls beliebig.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Eintagesveranstaltungen weist der 24 Stunden Modus ganz andere Belastungsmerkmale auf. Maßgebliche Schlüsselkriterien sind Tempohärte, Ausdauerfähigkeit sowie Regenerationsfähigkeit, ohne die die physische und psychische Extrembelastungung im Tag- Nacht- Tag- Zyklus nicht zu machen wäre. Körperliche Belastung, Energienachschub und Ruhephasen bedürfen eines optimalen Zusammenspiels. Wer Verfolger abschütteln möchte oder Konkurrenten in Schach halten will, agiert strategisch und setzt clever platzierte Attacken. In der Regel tun dies vorzugsweise Spitzenathleten, die sich um die vorderen Plätze duellieren. Eine angriffsfreudige Offensivfahrweise mit Ausreißversuchen will jedoch gut überlegt sein, denn einmal "blau" gefahren hat mit überschüssiger Milchsäure - ergo vermindertem Leistungsvermögen - zu kämpfen. Übereifer und Euphorie verleiten dazu, womöglich zuviele Körner zu verheizen. Dann schwebt das Schwert des Damokles über dem Kopf, und der Schuss kann wider Erwarten nach hinten los gehen.
Die Ausdauerschlacht stellt bisweilen die Vernunft auf den Kopf, Irrationalität gerät zur Normalität. In grenzwertigen Phasen spielt die mentale Verfassung nicht selten das Zünglein an der Waage. Spielt das Wetter nicht mit, belasten Regen, Kälte oder Wind das Nervenkostüm. Weitere ungeplante Widersacher wie Materialdefekte, Verletzungspech oder ein Hungerast können u.U. sogar das schlagartige Aus bedeuten. Selbst wenn alles einigermaßen glatt läuft ist es nicht ungewöhnlich, wenn ambivalente Gefühlswelten in Form von Endorphinkicks und Frustrationsmomenten im gegenseitigen Wechselspiel in voller Wucht aufeinander prallen. Up and Downs sind völlig normale Begleiterscheinungen. Wer sich das Martyrium des Race 24 also antun möchte ist gut beraten, sich mental auf das kräftezehrende "Intermezzo" samt widriger Eventualitäten einzustellen. Denn wer im Ziel triumphieren möchte, muss vorher wirklich alles zusammen gepasst haben.
Lesenswerte Reportage der Mittelbayerischen Zeitung
"Am Rad kämpft sich Dominik Zetzl zurück": Race24 als Therapie-Maßnahme
Benefizgedanke
Der RSC Kelheim besteht seit 1986 und ist der mitgliedstärkste Radsportverein Niederbayerns. Die Idee des 24-Stunden-Radrennens entstammte den Vereinsmitgliedern Rudi Eberl und Peter Grabinger 1997. Seither hat sich das Rennen unter Leitung des 1. Vorstands Klaus Roithmeier zu einem überaus beliebten Radsport-Event entwickelt das weit über Bayerns Grenzen hinaus große Popularität genießt. Der Benefizgedanke stand fortwährend im Vordergrund. Aktuell beläuft sich die Spendensumme auf € 176 000 (Stand Juli 2019).
Schweigeminute
Bei der Teilnehmerbesprechung wurde in einer Schweigeminute an den tödlich verunglückten Radguide Christoph (Mönchengladbach) gedacht, der als Einzelfahrer in Kelheim gemeldet war. Er, sowie acht weitere verletzte Radfahrer aus Bayern wurden am 5.4.2018 Opfer eines tragischen Verkehrsunfalls im Nordosten der Urlaubsinsel Mallorca. Eine 28-jährige Spanierin kollidierte mit ihrem Porsche Cayenne Turbo auf einer Landstraße nahe dem Ort Capdepere mit der Radfahrergruppe, die zum höchsten Berg der spanischen Urlaubsinsel, dem 1445 Meter hohen Puig Major unterwegs waren. Nachruf
Wasser- Elektrolytmangel
Der menschliche Organismus besteht zu rund 65 Prozent aus Wasser (H2 O). Je nach Temperatur, Intensität und Wettkampfdauer variiert der Flüssigkeitsverlust. Zur Kühlung produziert der Körper Schweiß, dessen entstehende Verdunstungskälte den Körper kühlt. Bei intensiven Belastungen kann man bei Hitze bis zu drei Liter pro Stunde „ausschwitzen“. Damit das Leistungsfähigkeit nicht nachlässt, braucht es einer regelmäßigen Energiezufuhr, egal ob man Hunger oder Durst verspürt oder nicht. Durstgefühl ist für die Aufrechterhaltung der Flüssigkeitsbilanz ein „schlechter Berater“ weil es zu spät auftritt, da der Flüssigkeitsmangel bereits fortgeschritten ist. Bis das zugeführte Getränk vom Körper resorbiert (flüssige oder gelöste Stoffe werden über den Verdauungstrakt oder über die Haut / Schleimhaut in der Blut- oder Lymphbahn aufgenommen) und der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen ist vergeht kostbare Zeit. Also rechtzeitig trinken! Aber nicht alles auf einmal, denn der Magen lässt maximal nur etwa 250 ml/15 min in den Dünndarm weiter, wo dann die Resorption stattfindet. Nur dann lassen sich Leistungseinbußen bzw. Muskelkrämpfe vorbeugend vermeiden. Deshalb ist es so wichtig, regelmäßig, etwa alle 15 bis 30 Minuten etwa 100 bis 250 Milliliter auch dann zu trinken, wenn sich kein Durstgefühl meldet.
Bei Hitze empfiehlt sich eine Prise Salz in die Flüssigkeit beizumengen, um einem Natriummangel präventiv vorzubeugen. Neben Natriumchlorid gehen mit dem Schweiß außerdem weitere Elektrolyte wie Kalium, Magnesium und Kalzium sowie Eisen, Kupfer und Zink verloren. Die Verluste pro Liter Schweiß liegen bei Kalium zwischen 200-400 mg/L, bei Magnesium zwischen 2-10 mg/L und bei Kalzium zwischen 20-40 mg/L. Isotonische Getränke, deren Verhältnis von Wasser zu Nährstoffen demjenigen des Bluts entsprechen die der Körper deshalb rasch aufnehmen kann, sind bei hohen Belastungen definitv erste Wahl. Isotonische Sportgetränke enthalten neben Wasser und wichtigen Mineralstoffen auch Kohlenhydrate, womit nicht nur der Dehydrierung, sondern auch dem gefürchteten Hungerast vorgebeugt wird.
Für Teamfahrer, die in aller Regel nur eine Runde fahren, erübrigt sich die Mitnahme einer gefüllten Trinkflasche. Der Flüssigkeitsbedarf kann rund 20 min. vor Rennstart bzw. nach Zieldurchfahrt gedeckt werden. Da die Flüssigkeit erst den Verdauungstrakt (Magen-Darm) durchläuft bevor sie über das Blut (Resorptionszeit ca. 30 min.) aufgenommen wird, wäre Trinken auf einer einzigen Rennrunde ohnehin für die Katz. Außerdem verfügt der Körper über eine „Flüssigkeitstoleranz“ von 1–2 Liter. In die Gefahr der verminderten Leistungsfähigkeit wg. Flüssigkeitsmangels kommt man also erst gar nicht.
Ganz anders stellt sich die Situation für Einzelfahrer dar, deren "Long-Runs" einer zeit- und bedarfsgerechten Flüssigkeits- und Energiezufuhr bedarf. Bei stundenlanger Ausdauerleistung muss der Schweißverlust durch ständigen Flüssigkeitsnachschub ausgeglichen werden (Trinkflaschen/persönliche Streckenbetreuungsposten). Andernfalls droht der Körper zu dehydrieren, was infolgedessen einen deutlichen Leistungsabfall unaufhaltsam in Gang setzt. Hierbei ist zu beachten, dass der Körper nicht mehr als 1 Liter pro Stunde aufnehmmen kann.
Wasserhaltiges Obst und Gemüse bessert ebenfalls die Flüssigkeitsbilanz auf (z.B. Weintrauben, Tomaten, Gurken, Melonen, Äpfel, Organgen).
Bewegung kostet bekanntlich Energie, d.h. ohne Mampf kein Dampf. Schließlich benötigen die Muskelfasern zur Kontraktion "Treibstoff". So wie im Dampfkessel Kohlen verglühen, verbrennen die Muskelzellenkraftwerke (Mitochondrien) zunächst Kohlenhydrate (Glykogen), bevor die Fettdepots angezapft werden. Mitochondrien im Muskel sorgen dafür, dass Fettsäuren zur Energiegewinnung verbrannt werden (Omgega 3 und Omega 6 sorgen für Ausschüttung des Regenerationsbeschleunigers Testostoron). Je nach Belastungsdauer, Intensität, Geschlecht, Alter und Körpergewicht kann der Energieumsatz über die Zeitspanne von 24 Stunden bei Teamfahrern durchaus die 5 000 kcal Marke überspringen (1 Kilokalorie -> = 4,2 Kilojoule). Bedarfsgerechter Energienachschub hält den "Kessel" dauerhaft unter Dampf. Verbrauchte Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Elektrolytverluste (Kalium, Magnesium, Natrium, Chlorid, Calcium, Eisen, Zink) sind auszugleichen, damit der Körper bis zum Zielschluss Topleistung bringt.
Abschalten, Relaxen und Schlafen - regenerative Auszeiten flößen dem malträtierten Körper frische Energien ein. Doch erst nachdem To Do's erledigt sind, beginnt die Zeit der Entspannung. Zieht man von der rennfreien Bruttozeit (ca. 1/3/4 Std.) den ganzen Orga-Klimbim sowie An- Abfahrt- und Wartezeit in der Wechselzone ab, schmilzt die effektiv nutzbare Ruhezeit im Nu auf 1 Stunde. Gelegenheit seine Gedanken und Gefühle zu sortieren, den Run im Geist nochmals Revue passieren zu lassen und abzuschalten. Soweit von Regeneration die Rede sein kann helfen kurze Nickerchen zumindest, dass der Körper angegriffene Strukturen repariert, das Gehirn seine wohlverdiente "Denkpause" bekommt und die Beinmuskulatur sich ein wenig entspannt. Dies vitalisiert den Organismus, stärkt mentale Kräfte und macht den Kopf für den nächsten Turn frei. Schließlich verlangen schnelle Bergabpassagen sowie enge Windschattenduelle trotz Ermüdungserscheinungen höchste Aufmerksamkeit.
Nervtötend nur, wenn hoher Adrenalinspiegel dazwischen funkt und das "Runterkommen" partout erschwert. So vorteilhaft beim Renneinsatz ein hoher Adrenalinpegel ist (verkürzte Reaktionszeiten, Schmerzlinderung), verhindert das ausgeschüttete Stresshormon ein zügiges Einschlafen. Abhilfe: Entspannungstechniken und Massagen.
Kopfkino
Jeder Athlet arrangiert sich mit mehr oder weniger Hass- Liebe zu dem 170 hm-Anstieg im Angesicht der Befreiungshalle. So mancher Zeitgenosse hält in schmerzhaften Momenten geistige Zwiesprache mit Gott und der Welt währenddessen das letzte Quäntchen Energie aus dem Körper gequetscht wird.
Es sind weniger rationale als viel mehr emotionale Gründe die Breitensportler - ohne Preisgeld, Ruhm und Ehre - zur olympischen Prinzipiensucht „schneller, besser, weiter antreibt.
Getreu dem Lebensmotto von Eddy Merckx "Wer Siegen will muss leiden, nur wer leiden kann, kann auch siegen." Neben der allgemeinen Erschöpfung macht der Schlafentzug den Leidensdruck noch unerträglicher. Dabei können sengende Hitze oder strömender Regen die ohnehin harten Bedingungen zusätzlich verschärfen. Auch wenn die Psyche weich gekocht wird – eine Aufgabe kommt für leidenschaftliche Radsportler normalerweise nicht in Betracht.
Für die meisten Teilnehmer ist die Zeit zwischen Mitternacht und einsetzender Morgendämmerung mental die anspruchsvollste Rennphase. Geht es hart auf hart bekommt der innere Schweinehund schnell die Oberhand und treibt sein destruktives Machwerk. Doch Frustrationsmomente gilt es irgendwie zu meistern, schließlich sind Willensstärke und Leidensfähigkeit die wichtigsten Merkmale des Radsports. Nur gut, wenn die Begeisterung der Fans keine Grenzen kennt und Durchhalteparolen inbrünstig heraus geschrien werden, applaudiert wird und Fahrer im oberen Steigungsabschnitt des Stausackerer Bergs abgeklatscht werden.
Wenn sich aber die letzten Fans übernächtig in ihre Schlafstätte verkriechen und damit das letzte Motivationspotential weg bricht, die Lautsprecherboxen verstummen und es mucksmäuschen still wird, dann beginnt die Psyche der Leidensträger zu rebellieren. Wie in Trance wird versucht sein ultimatives Leistungspotential abzurufen, denn die unerbittliche Zeitenjagd läuft auch nachts weiter. Der Lichtkegel durchschneidet die Stille der Finsternis – Einsamkeit macht sich breit. Der Kopf funktioniert sinnentleert und geeicht automatisiert die Kurbel druckvoll zu treten. Tritt für Tritt verschmilzt der Pilot mit seiner Fahrmaschine. Schemenhaft und surreal heben sich die Fahrerumrisse in der Dunkelheit ab. Es gleicht einer gespenstischen Szenerie, wie gekrümmte Körper auf ihren Rennboliden am Lenker kauern, und die Beine unermüdlich ihre Kurbelarbeit verrichten. Im gleißenden Lichterschein des Stadtplatzes bzw. Bierzelts steigen erschöpfte Fahrer illuminisiert vom Rad. Nimmt bei der Staffelstabübergabe das Leiden des Einen vorübergehend ein Ende, beginnt die Qual des Startenden von neuem. Extrembedingungen, die Runde um Runde Gefühlsschwankungen hervorrufen und aufoperungsvolle Willenskraft kostet.
Guten Morgen! Alle sind heilfroh, die Nacht den Umständen entspreichend überstanden zu haben. Vergessen sind die Motivationslöcher, der geistige Blick richtet sich auf das nahende Ende. Nach 17 Stunden Ausdauerleistung sind selbst Spitzenathleten von den Strapazen sichtbar gezeichnet. Augenringe zeugen von einer turbulenten Nacht. Das Tageslicht fällt wie ein Spotkegel auf die Fahrer, die ohne Unterlass das tun wofür sie angetreten sind: "am Rad drehen". Doch ein Schlüsselmoment naht. Was ein Rennfahrer fühlt, wenn frühmorgens die Dämmerung einsetzt, sich Wolken und Hochnebel auflösen und die aufgehende Sonne den Horizont rosafarben erhellt ist unbeschreiblich. Zeichnen sich Landschaftsumrisse, Nebelschwaden und Himmel mit schärferen Konturen ab und erwecken Sonnenstrahlen die geschundenen Glieder wieder zum Leben, dreht die Stimmungslage von Down auf Up. Die Nacht ist ad acta und schon kommt Zuversicht auf. Eingeleitet wird der frühe Morgen am besten mit einem geselligen Frühstück im Kreis seiner Freunde, um den ereignisvollen Tag mit einem erfolgreichen Abschluss zu besiegeln.
Der Benefizgedanke genießt beim Veranstalter des RSC-Kelheim hohen Stellenwert. So wurden seit 1997 insgesamt 164 000 Euro für Wohltätigkeitszwecke gespendet.
Hobby-Radsport aus Leidenschaft
Brückenschlag vom Hochleistungssport zum Breitensport: ohne die Leistung der Berufsradsportler schmälern zu wollen, soll eine Lanze für Millionen von Hobbyradlern gebrochen werden. Das Heer von Breitensportler lebt nicht vom - sondern leidenschaftlich für den Sport. Manche profilieren sich über ihren Radsport und stärken ihre Ich-Identität, andere üben ihn rein aus Spaß an der Freud aus. Wer hohe Trainingsumfänge nach Plan abspullt, für den gerät der Radsport neben Beruf und Familie zum Lebensmittelpunkt. Dass sich im Breitensportsektor zunehmend der Wettkampfgedanke durchsetzt liegt in der Natur der Sache, weil das Kräftemessen mit Gleichgesinnten einen wesentlichen Spaßfaktor beinhaltet.
Hobbyfahrer, die ihren Sport aus Passion und nicht als Beruf betreiben, investieren viel Zeit, Geld, Energie und Herzblut. Dafür stehen Spaß, Erfolgserlebnisse, Sozialkontakte und Glücksgefühle auf der »Habenseite«. Ausgeschüttete Endorphine bescheren euphorische Höhenflüge - was letztlich den "Suchtreflex" erklärt. Das Leben als Fest der Sinne – dem körpereigenen Opiat so wie dem Neurotransmitter Dopamin sei Dank.