Die faszinierendsten Mountainbike-Reviere in Bayern

Was unberührte Natur, grandiose Berglandschaften, mystische Wälder, bizarre Felsformationen, smaragdgrüne Seen, glasklare Bäche und atemberaubende Aussichtspunkte anbelangt, ist Bayern wahrhaft reich gesegnet. Naturliebhaber schätzen dies schon seit dem 19. Jahrhundert, als der Fremdenverkehr zum Zweck der Erholung damals noch ein Vorrecht privilegierter gesellschaftlicher Gruppen (Sommerfrischler) war. 

Als 1973 die Legenden Gary Fisher, Joe Breeze und Charles Kelly mit ihren damals als „Klunkers“ getauften Oldtimer (Stahlrösser ohne Vorderradbremse) den 784 m hohen Mount Tamalpais in Kalifornien hinab heizten ahnten sie nicht, dass sie sozusagen den "Urknall" des Mountainbikes zündeten. Seit der Pionierzeit vergingen dann mehr als 10 Jahre, bis der crazy „Ami–Trend“ zaghaft über den großen Teich nach Europa schwappte. Touristisch relevant wurde der Offroad-Trend in Deutschland jedoch erst ab der Jahrtausendwende, als die Moser-Guides - noch bevor sich die GPS-Navigation dursetzte - ein Alleinstellungsmerkmal inne hatten. 

Heute generiert Bayern als beliebtestes Reise-Bundesland fast 100 Mio. Gästeübernachtungen, wobei sich der Mountainbike-Sektor zunehmend zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. In Bezug zur Popularität bayerischer MTB-Reviere besteht allerdings ein erhebliches "Nord-Süd-Gefälle" (Hochgebirge vs. Mittelgebirge), weil sie sich vornehmlich im lang gezogenen Streifen des Alpenvorlands aneinander reihen. Ein Landesteil, der sich vom Bodensee über die Ammergauer Alpen (Allgäu), die Zugspitzregion, das Karwendel, den Chiemgau bis ins Berchtesgadener Land erstreckt. Da sich die beliebten Feriengebiete in der Nähe zur Grenzlinie des Nachbarstaats Österreich befinden, erweitern grenzüberschreitende Touren in die angrenzenden Bundesländer Vorarlberg, Tirol oder Salzburg den Aktionsradius. 

Für das Groß der Biker stehen die Bayerischen Alpen vor allem deshalb ganz oben im Ranking, weil der gebirgige Landesteil von wurzeligem Waldboden in Tallagen bis zu hochalpinen Trails auf losem Geröll, Serpentinen, Felsplatten etc. so ziemlich die gesamte Bandbreite abdeckt, was das Entfaltungspotential im Kern ausmacht - sprich worauf Offroader im doppelten Sinn so leidenschaftlich gerne abfahren. Ob easy oder schwierig, ob fahrbar oder unfahrbar, ob Schiebe- oder Tragepassagen - das breitbandige Routen-Spektrum sorgt für Fahrspaß, Naturgenuss und Nevenkitzel.

Naturnutzerdruck wächst  

Das Bayerische Alpenvorland zieht Touristen aus allen Herren Ländern an. Kehrseite der Medaille: Sogenannte Sehnsuchtsorte bzw. angesagte Klassikerrouten erleben einen touristischen Massenandrang sondersgleichen. Hinzu kommt die Corona-Pandemie, die Urlaubsplanungen in ferne Länder vereitelte und die verbliebenen Reisemöglichkeiten auf das Inland ("Urlaub dahoam") beschränkte. Mit der Folge, dass beliebte Ferienregionen rund um Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen (Zugspitze), Oberes Isartal (Herzogstand, Jochberg), Kochelsee, Walchensee, Wendelstein und Berchtesgaden vornehmlich von Tagesausflüglern regelrecht überrannt wurden.

Wanderer, Mountainbiker, Stand-Up-Paddler, Gleitschirmflieger usw. - alle zieht es raus in die Natur, allerdings möglichst mit dem Auto. Wenig verwunderlich, dass sich Unmut sowohl bei freizeitgestressten Menschen als auch in der einheimischen Bevölkerung breit macht. Schließlich wälzen sich Blechlawinen im Schritttempo durch Ortschaften und verursachen insbesondere an Wochenende ein Verkehrs- und Parkchaos. Von hinterlassenem Müll und Unrat ganz zu schweigen. Eine besorgniserregende Entwicklung, die im Fachjargon gemeinhin als "Overtourism" bezeichnet wird. 

 Klima- und Umweltschutz

Wer seinen Urlaub im Inland verbringt verkleinert seinen ökologischen Fußabdruck im Vergleich zu jenen, die per Flugzeug/Auto in ferne Länder reisen. Die CO 2-Bilanz - Maß für den Gesamtbetrag von Kohlenstoffdioxid-Emissionen - fällt für Mountainbiker vorbildlich aus - sofern das Auto stehen bleibt bzw. die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bahn, Bus) erfolgt.

Abfallentsorgrung in der Natur, wo der Mensch nur Gast sein darf ist ein absolutes NoGo. Wohlgemerkt braucht die Natur den Menschen nicht, sehr wohl aber braucht der Mensch die Natur zum Leben. Auf sensible Lebensräume für Tiere und geschützte Pflanzenarten ist besonders zu achten bzw. etwaigen Vorschriften in Nationalparks (z.B. Biken nur auf ausgewiesenen Wegen) strikt zu befolgen.

Die Naturnutzerfrequenz im Alpenvorland (Oberbayern/Allgäu) hängt u.a. mit der hohen Bevölkerungsdichte im Umland des Einzugsgebiets zusammen, weil im Ballungsraum München Millionen Menschen leben, für die das Voralpenland zum Naherholungsgebiet (Tagesausflugsziel) gehört. Die Landeshauptstadt München - welche jährlich um rund 45 000 Einwohner wächst - hat die 1.5 Millionen-Marke überschritten. In der Region München - inklusive die Landkreise Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, München und Starnberg sowie deren Städte und Gemeinden - leben knapp 3 Millionen Menschen, in der Metropolregion (umfasst weite Teile des südbayerischen Raumes) sind es  6.120.000 Einwohner (Dez. 2018). 

Auch die extremen Wachstumsraten der E-Bikes erhöhen zunehmend die Naturnutzerfrequenz. Bislang bedurfte es mit "Bio-Bikes" hinauf in Gipfelregionen aus schottrigen Karen, Graten, Geröllfelder, schroffen Felstürmen, wo die Wege deutlich ruppiger und die Luft spürbar dünner sind einer guten Kraftausdauer und exzellenter Fahrtechnik. Doch die Schubkraft von E-Bikes ermöglicht es mittlerweile der breiten Masse an Freizeitfahrern mit unterdurchschnittlicher Fitness in unwegsames Gelände vorzustoßen. Ob sie hierfür die entsprechende Fahrtechnik verfügen steht freilich auf einem anderen Blatt. 

Mittelgebirgs-Reviere - Maximal regional

Bayern - mit mehr als 70.500 Quadratkilometern das flächengrößte der 16 Länder in Deutschland - rollt Mountainbikern sprichwörtlich den roten Teppich aus. Zuckersüße Trailrosinen, die mehr oder weniger vor der Haustüre zur genüsslichen "Verkostung" bereit liegen, machen Reisen in fernere Gefilde schon fast überflüssig. Neben dem Alpenvorland schlummern hier Bike-Reviere, die überregional nur wenig bekannt sind und demzufolge vorwiegend von Insidern und Locals aufgesucht werden. Dort kann man gediegen über Stock und Stein pesen, ohne ständig anderen Waldbesuchern in die Quere zu kommen. 

Da es zum elementaren Wesensmerkmal des Mountainbike-Sports gehört sich fortwährend auf Spurensuche zu begeben, um neue Wege und Pfade auszukundschaften drängt sich Frage nach einem Revierwechsel geradezu auf, um komplettes "Neuland" kennen zu lernen. Diesbezüglich verfügt Bayern eine ganze Reihe an Top-Spots, deren Mittelgebirgscharakter schwerpunktmäßig den Schwierigkeitsgradbereich S0 - S2 aufweist und somit die breite Masse der Hobbybiker anspricht. Was die Sache spannend macht: sowohl der jeweilige Landschaftscharakter, wie auch die Mentalität und Dialekt der Menschen bzw. regionaltypische Kulinarik unterscheiden sich von Gebiet zu Gebiet bisweilen sehr gravierend. Man denke nur an den "fränggischen" und "boarischen" Dialekt, was für Außenstehende schon mal zu Verständigungsproblemen führen kann. Allmächd, während dem "Franken" seine fränggische drails, Bradwürscht, Schäufala und Seidla Bier "hoch und heilig" sind, fährt der "Bayer" auf Bairischa Schweinsbron, Gnedl, Graud, Obazda und a Maß Bier ab.

Angesichts der Fülle an Optionen ergibt sich die Qual der Wahl, denn abgesehen von der bayerischen Alpenregion gibt es rund ein Dutzend hochklassiger MTB-Reviere, dessen Geländevielfalt sich vom Flach- und Hügelland bis zu Mittelgebirgsregionen erstreckt. So verbergen sich im Frankenland nördlich des „Weißwurst-Äquators“ (Unterfranken / Oberfranken) und dem Bayerwald (Oberpfalz / Niederbayern) reizvolle Naturregionen, deren epische Trail- und Wegenetze aus dem Dornröschenschlaf wach geküsst werden wollen. Ganz nach dem Motto: „Hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen“ erwarten einem zwar keine zipfelmützigen Zwergenfreunde, böse Hexen oder Stiefmütter - auch nicht das bezaubernde Schneewittchen - doch dafür gibt's versteckte "Bodenschätze" in Form von Trail- und Wege-Schmankerl, die selbst anspruchsvolle Bedürfnisse zufrieden stellen.  

Es ist nie verkehrt, ausgetretene Pfade zu verlassen und unbekanntes Terrain zu erkunden. Am besten eben dort, wo der Flow fern von Gedränge kaum von Begegnungsverkehr unterbrochen wird. Bei der Suche nach spaßorientiertem Gelände, hilft die "Google-Glaskugel" weiter. Hand aufs Herz: Wer hätte geahnt, dass sich im 

  • Bayerischen Wald (Oberpfalz/Niederbayern)
  • Oberpfälzer Wald (Oberpfalz)
  • Frankenwald (OFr)
  • Fränkische Schweiz (OFr) 
  • Fichtelgebirge (OFr)
  • Spessart (UFr)
  • Rhön (UFr)
  • Odenwald (UFr) - Grenzgebiet zwischen Hessen, Bayern und Baden-Württemberg)

ein schier unerschöpfliches Trail- und Wegegeflecht verbirgt, das in Achterbahnmanier verschachtelt knackige Anstiege, ruppige Abfahrten und fasziniernde Aussichtspanoramen bietet, ohne sich einem Trubel an Naturliebhabern konfrontiert zu sehen? Selbst Regionen in tieferen Höhenlagen wie 

  • Nürnberger Land (MFr)
  • Steigerwald (UFr)
  • Bayerischer Jura (Oberpfalz/Niederbayern)

bieten Offroad-Liebhabern schier unbegrenzte Möglichkeiten. Gegenüber etablierten „Who'is who“- Spots brauchen sich diese Bike-Regionen definitiv nicht zu verstecken, auch wenn ihnen ein "Graue-Maus-Image" anhaftet. Im Grunde stellt jede aufgeführte Tourismusregion sogar ein Geheimtipp dar, weil sie allenfalls einen lokalen/regionalen Bekanntheitsgrad besitzen der überwiegend Biker nur aus dem bayerischen Raum anzieht. 

Der Bayerische Wald, dessen größter Teil im Regierungsbezirk Niederbayern sowie der nordwestliche Teill in der Oberpfalz liegt, grenzt an Tschechien (Böhmerwald) und Oberösterreich. Gemeinsam mit dem Böhmerwald (tschechisch Šumava) und dem Sauwald (Oberösterreich) bildet die Naturregion eines der größten zusammenhängende Waldgebiet Europas, weshalb sie auch das Grüne Dach Europas genannt wird. Im Vergleich zu Alpen-Spots fristet der Bayerische Wald zwar ein Mauerblümchen-Dasein, aber genau der Umstand vom Massentourismus verschont und ursprünglich geblieben zu sein, macht das weitläufige Mittelgebirge als Urlaubsgebiet so interessant. 

Der Bayerische Wald, ist proppevoll mit reizvollen Kontrasten. Hier urbanes und kulturelles Treiben, dort urtümliche Natur in energetischer Stille, wo sich der Himmel am Horizont mit geschwungenen Waldwogen vereint. Durchatmen, die Ruhe und kulinarische Pausen genießen und den Alltag vergessen - ein Gebot der Stunde, das in der gegenwärtig bedrückenden Zeit sehr wichtig geworden ist. Plätschernde Bäche, stille Seen, duftende Wälder, malerische Dörfer, und liebenswerte Kleinstädte mit urigen Winkeln und Gassen sowie historischen Gebäuden prägen das Gesicht dieser wundervollen Naturregion.

Bikegäste erwartet ein ausgesprochen breit gefächertes Spielwiesen-Areal, auf dem sie sich nach Herzenslust austoben können. Schlängelnde Pfade und Trails - flowig wie tricky - winden sich durch urwaldartige Schluchten, an rauschenden Bergbächen und schroffen Felsriegeln vorbei, in deren Abfolge sich Anstiege und Abfahrten aneinander reihen. Eine bilderbuchhafte Traumkulisse, die die perfekte Bühne für "Gelände-Fetischisten" bietet. Apropos Gipfelglück: während im hochalpinen Gelände auf einer Tagestour konditionell in aller Regel nur ein Gipfelerlebnis machbar ist, reihen sich in moderaterem Mittelgebirgsgelände mit geringeren Höhendifferenzen die „Summit-Flashs“ aneinander.