Kälte, Wind und Regen erfordert Funktionskleidung nach dem Zwiebelschalenprinzip

Wenngleich sich der Altweibersommer mächtig aufbäumt und der September 2023 in Deutschland laut vorläufiger Bilanz des Deutschen Wetterdienstes der wärmste seit Messbeginn 1881 war (Temperaturmittel stieg auf einen bislang in den Annalen der Wetteraufzeichnungen unerreichten Wert" von 17,2 Grad) und sogar in der ersten Oktoberwoche immer noch fast 30 Grad herrschen, so dürfte es dennoch bald wieder frischer, nässer und ungemütlicher werden. Es sei denn, dass uns ein Goldener Oktober beschieden bleibt. Wie dem auch sei, der Herbst steht auf alle Fälle vor der Tür! 

So reizvoll Radtouren im Herbst/Winter auch sein mögen, so birgt die kältere und niederschlagsreichere Jahreszeit gleichwohl ihre Tücken. Werden aber einige Grundregeln in Sachen Ausrüstung, Fahrweise und Materialpflege beachtet, braucht man jahrezeittypische Gefahren, Kälte, Wind und Wetter nicht zu fürchten. Genauso wie sich die Natur verändert bevor sie sich in den Winterschlaf begibt, sollte auch der Radfahrer entsprechend flexibel reagieren und seine Ausrüstung sowie sein Fahrverhalten den gegebenen Bedingungen anpassen. Häufig sind die Straßen nass oder glatt,  dazu die Sicht eingeschränkt und die Sichbarkeit wegen des diffusen Tageslichts für andere Verkehrsteilnehmer erschwert. Die Natur zum Vorbild ist letztlich die Anpassungsfähgikeit der Schlüssel, um sicher und erkältungsfrei durch die unwirtlichere Jahreszeit zu kommen.

Ungeachtet dessen, dass klirrende Kälte, pfeifender Wind, schauriger Regen und früh einsetzende Dunkelheit das Radfahren gelinde gesagt ungemütlich machen, steigt die Anzahl derer, die dem garstigen Wetter im Herbst und Winter buchstäblich die kalte Schulter zeigen beständig. 

Wann bzw. ob die Bikesaison überhaupt endet und Off-Season-Button gedrückt wird, ist eher emotional denn rational begründet. Auf alle Fälle spielt atmungsaktive Thermokleidung dem spaßigen "Four-Season-Einsatz" mächtig in die Hände. Der Jahreszeit entsprechend gedresst, verliert auch kaltnasses Wetter ganz rasch ihren Schrecken. Wenn’s draußen fröstelt und der Atem zu Gefrieren scheint muss der Speichenflitzer deshalb noch lange nicht in den Winterschlaf geschickt werden. 

Bekanntlich gibt es kein schlechtes Wetter, sondern allenfalls schlechte (ungeeignete) Kleidung. Umso garstiger aber das Wetter desto mehr ringt man mit sich selbst, einen Fuß vor die Tür zu setzen. Ein Grau in Grau aus Wolken und tiefhängender Nebel verlangt schon einige Überwindung sich Aufzuraffen. Doch wie heißt es so schön: Geht nicht, gibt's nicht! Ergo runter vom Sofa, rein in die Radklamotten und rauf auf den Bock! Auch wenn's draußen regnet und stürmt und Petrus partout keine "Wohlfühlklaviatur" spielt, ist man im Nachhinein hundertprozentig happy den inneren Schweinehund besiegt zu haben.Es soll ja Leute geben, die im übertragenen Sinn einen sanften Tritt in den Allerwertesten brauchen, um in die Puschen zu kommen. Die erfolgsversprechenste Kampfansage gegen lethargische Durchänger sind Terminabsprachen mit Radkollegen. Schon deswegen, weil bei wetterbedingter Absage abfällige Bemerkungen (Weichei etc.) drohen. Dies allein erzeugt einen positiven psychologischen Druck, die Zusage gegenüber seinen Freunden einzuhalten. Wer des Wetters wegen dann spontan absagt läuft Gefahr, sarkastisch als "Warmduscher" abgestempelt zu werden. Ganz unrecht haben sie nicht, denn Thermotrikots, Hard- Softshell- Jacken, wasserdichter Friesennerz, Windstopper-Westen, Überziehosen, Handschuhe, Helmmützen und Winterschuhe entfalten eine optimale Schutzwirkung, die Eiseskälte und Nässe vom Körper fern hält und somit Ausreden überflüssig macht.

Ist der Körper erst mal auf Betriebstemperatur, bereut man seine Entscheidung bestimmt nicht mehr, im Sattel zu sitzen. Schließlich hält Bewegung an der frischen Luft fit, macht Laune und vertreibt Kummer und Sorgen. Dazu lässt die Aktivität im Freien den Wert des körpereigenen (Stress-) Hormons Cortisol im Blut sinken, bläst den Kopf frei, stärkt das Immunsystem und flösst neue Energie ein. Im Prinzip buchstäblich ein naturbelassener Gesundheits-Cocktail, dessen ganzheitlicher Wirkkomplex sogar nachhaltig anschlägt. Dies belegen aktuelle Studien aus hochrangigen Wissenschaftsmagazinen: je mehr wir uns in der Natur bewegen, desto mehr steigt das psychische Wohlbefinden. Zumindest unter diesem Gesichtspunkt gerät der Indoorsport im Vergleich zu einer Radtour eindeutig ins Hintertreffen.   

Wer sein Rad für den Rest des Jahres quasi an den Nagel hängt und seine Aktivität ins Fitness-Studio oder in die eigenen vier Wände verlagert, um auf Smart- oder Home-Trainern stoisch seine Einheiten abzuspulen, dem entgeht derweil ein bezauberndes Naturschauspiel von begrenzter Zeitdauer. Abgesehen davon, bietet die Zweirad-Industrie unverwüstliche Cross- und Gravelbikes an, deren breitbandige Hybridfunktion sich sowohl für den Straßen- als auch leichteren Geländeeinsatz eignet. Außerdem sind aufgrund der Klimaerwärmung die Winter auch nicht mehr das was sie einmal waren. Von Jahr zu Jahr werden sie kürzer und die Temperaturen milder.

Die Sportbekleidungsindustrie produziert modernste High Tech Materialien, die bei gleichzeitig guter Belüftung dennoch vor Unterkühlung schützen. 

Funktionskleidung

Ob Ruhepuls oder körperliche Anstrengung, ob 30 °C Hitze oder zapfige Minusgrade: Der menschliche Körper ist immer versucht, seine Idealtemperatur von etwa 37 °C zu halten. Ist ihm zu heiß, wird überschüssige Wärme in Form von Schweiß über die Haut abgesondert, um Verdunstungskälte zu erzeugen. Ist die Umgebungstemperatur zu niedrig steuert er durch Gänsehaut und Zittern gegen, um den Wärmeverlust auszugleichen.

Das A & O beim Radfahren ist, eine dem Wetter entsprechende Funktionskleidung mit guter Ventilation (z.B. Gore-Membran) zu tragen. An und für sich nichts Neues. Trotzdem setzen nicht selten unpassend gekleidete Radler ihre Gesundheit leichtfertig auf's Spiel. Dabei bewahrt nur ein winddichter, wasserdichter, atmungsaktiver und wärmender Schutz vor Infekten bzw. Erkältungskrankheiten. Wetterfeste, bequeme und atmungsaktive Radbekleidung, die vor feuchter Kälte abschirmt sowie Körperschweiß fernhält und für ein inneres "Wohlfühlklima" sorgt, gehört definitiv zur textilen Grundausstattung eines jeden Radfahrers. Da jeder Mensch ein subjektives Temperaturempfinden hat, ist das jeweilige Outfit individuell zusammen zu stellen. 

Eine gute Radbekleidung muss hohen Ansprüchen genügen. Manch atmungsaktive, winddichte und wasserabweisende Mikrofaser vollbringt schon fast ein Wunderwerk der Technik. Die textile "Schutzhaut" soll isolieren, wasserabweisend sein und gleichsam Feuchtigkeit von innen nach außen transportieren - sprich einen effektiven Luftaustausch gewährleisten. Zweckmäßige Sportklamotten halten durch ihre wasserdampfdurchlässige Funktion warm, weil sie eine Auskühlung selbst bei übermässiger Schweißbildung verhindern. Im Kern geht's darum, dass die Kleidungsschichten vor Wind und Wetter schützen, und durch effektiven Feuchtigkeitstransport für ein angenehmes, wohltemperiertes Körperklima sorgen. Erfüllen Sport-Textilien diese Anfordungen nur unzulänglich, geht mangelnder Tragekomfort rasch auf Kosten der Gesundheit.

Moderne Synthetikfasern nehmen keine Feuchtigkeit auf, und verfügen überdies windichte, wasserdiche, atmungsaktive, thermoregulierende, antimikrobielle, elastische und pflegeleichte Eigenschaften. In diesem Sinne lohnt es sich, für gute Qualität lieber etwas mehr Geld auszugeben. Markenhersteller sind gegenüber billigen No-Name-Produkten eine Nasenlänge voraus, da sie in aller Regel Vorreiter in Sachen Forschung, Entwicklung und Innovation sind, sodass der Kunde die Gewähr hat, ein Produkt mit hervorragender Funktionalität zu erwerben.

Die Herbstsaison ist gekennzeichnet vom wechselhaften Wetter, das bisweilen erhebliche Temperaturschwankungen aufweist. Deshalb artet die Kleidungswahl manchmal zur unschlüssigen "Sisyphos-Arbeit“ aus. Um für alle Eventualitäten (trocken, nass, warm, kalt, windig) gerüstet zu sein, muß man schon haargenau überlegen, in welcher Montur gestartet bzw. was sicherheitshalber noch so alles mitgenommen wird. Während es frühmorgens und abends recht zapfig sein kann, wird es dagegen tagsüber häufig mild oder bei Sonnenschein sogar spätsommerlich warm. Ein Umstand, der nach einer sorgfältigen Auswahl an Assesoires verlangt.

Sehen und gesehen werden

Sehen und gesehen werden sind zentrale Voraussetzungen für die Sicherheit von Radfahrern im Straßenverkehr. Die schmale Silhouette (von vorne und von hinten) ist hautpverantwortlich dafür, dass Radfahrer von anderen Verkehrsteilnehmern relativ schlecht (spät) oder im Worse case Fall überhaupt nicht bzw. zu spät wahrgenommen werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn schlechte Lichtverhältnisse wie beispielsweise Lichtreflektionen (nasse Straßen), eingeschränkte Sicht durch tiefstehende Sonne, Spritzwasser, Dämmerung oder Nebel herrschen. Umstände die sowohl die Sicht des Radfahrers als auch die Sicht der anderen Verkehrsteilnehmer beeinträchtigt. Dessen sollte sich der Radfahrer ohne Knautschzone grundsätzlich bewußt sein. Gerade das empathische Hineinversetzen in andere Verkehrsteilnehmer schafft Verständnis für deren Fahrverhalten.

Wer heutzutage in der Dunkelheit ohne Licht Rad fährt läuft Gefahr übersehen zu werden, bzw. erkennt Hindernisse oder Gefahrenstellen womöglich zu spät. 

Neben den gesetzlichen Vorgaben für Lampen (Beleuchtungsvorschriften normiert der Paragraph 67a der Straßenverkehrszulassungsordnung) gilt das Augenmerk besonders der Kleidung mit Reflektorstreifenbesatz sowie diversen Accessoires, welche die Sichtbarkeit erhöhen, zu richten. Die preisgünstige Variante mit Signalwirkung ist im übrigen eine reflektierende Warnweste. 

Laut StVZO benötigen Fahrräder vorne ein weißes und hinten ein rotes Licht und jeweils Rückstrahler in den gleichen Farben. Wichtig: Das Frontlicht darf den Gegenverkehr nicht blenden, außerdem dürfen (LED-) Lampen nicht blinken sondern müssen konstant leuchten.