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  • Iron Curtain Trail (EuroVelo 13)
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  • Sumava-Rundtour - Start/Ziel Haidmühle im Dreiländereck
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  • Grenzübergang Bischofsreut-Marchhäuser
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  • Stiller Kraftort
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  • Sumava-Rundtour - Aussichtspunkt zum Haidel
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  • Sumava-Rundtour
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  • České Žleby (Böhmisch Röhren)
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  • Gedenkstätte Bučina (Buchwald)
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  • Pfarrkirche St. Stephan - Kvilda (Außergefild) 1.062 m
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  • Sumava-Rundtour
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  • Moldauquelle / Pramen Vltavy (Warme Moldau)
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  • Biosphärenreservat Šumava (Naturschutzgebiet)
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  • Radwege-Knotenpunkt Nove Udoli
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  • Bučina (Buchwald) - Gabelung Nationalpark-Radweg / Sumava-Rundtour
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  • Bučina (Buchwald) Richtung Moldauquelle (Pramen Vltavy)
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  • Hochebene Knížecí Pláně (Fürstenhut)
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  • Šumava-Nationalpark
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  • Landesgrenze Haidmühle - Nové Údolí (Neuthal)
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Streckenteil II - Fortsetzung Bucina (KM 30) → Haidmühle (KM 80)

Von Bucina (1.162 m) setzt sich die Steigung fort zum höchsten Streckenpunkt der Route - dem Postberg (Pod Stráží)  - auf  1.285 m.ü.M. fort. Der teils feingekieste Weg überwindet 123 Höhenmeter, bevor sich nach dem Scheitelpunkt eine 33 km lange, frohlockende Gefällpassage von 629 Tiefenmeter anschließt. 

Die mäßige Steigung auf der fein gekiesten Fahrbahnoberfläche lässt sich gut fahren, wobei die herrliche Naturlandschaft ohnehin von der schweißtreibenden Kurbelarbeit ablenkt.

Es ist eine wahre Augenweide, die grenzenlose Natur des Böhmerwalds mit allen Sinnen aufzusaugen. In südlicher Blickrichtung genießt man die traumhafte Panoramaaussicht über das Relief des Bayerischen Waldes, dessen Grenzlinie keine 2 km entfernt verläuft.

Die Gemarkung Stráž (Postberg) markiert bei KM 31.7 auf einer Höhe von 1.285 m den Streckenzenit der »Šumava-Rundtour«. Der idyllische Rastplatz kommt wie gerufen. Mit stolz geschwellter Brust registriert die Psyche die vollbrachte Leistung. Immerhin wurden von Strážný innerhalb 17 km 452 Höhenmeter überwunden. Hinzu kommt die Vorfreude auf die bevorstehende ultralange Abfahrt. Grund genug Innezuhalten und die herrliche Naturkulisse zu genießen. 

Unterhalb des Westhanges liegt ein Hochmoorgebiet, von denen es im Grenzgebiet mehrere gibt. Das niederschlagsreiche Klima begünstigt Torfbildung und führt den Mooren Wasser zu, welches nur langsam wieder abgegeben wird. Dem hohen Wasserspeichervermögen ist es zu verdanken, dass die Böhmerwaldmoore existieren können. 

Die Route setzt sich auf einem abschüssigen Schotterweg fort und erreicht nach 1.6 km die Moldauquelle (1.162 m), welche 123 Meter unterhalb des Scheitelpunkts liegt.

Gemarkung <Pramene Vltava> (Quelle der Warmen Moldau) auf 1 165 m Höhe. 

 Zusatzschleife → Modrava → Filipova Hut → Kvilda (19 km / 343 hm)

Weggabelung Modrava / Kvilda. Kurz vor der Moldauquelle verzweigt sich die Strecke Richtung Kvilda (Moldauquelle) rechts und Modrava.

Abseits der Route (Verzweigungsstelle 300 Meter vor der eingefassten Moldauquelle links) erhebt sich 2 km entfernt der 1.315 hohe Gipfel des Cerná hora (Schwarzberg), der die Verwaltungsgrenze zwischen den Gemeinden Modrava und Kvilda (Außergefild) bildet und an dessen Ostflanke die Teplá Vltava (Warme Moldau) entspringt. 430 Kilometer liegen vor der Moldau bevor sie in die Elbe mündet. Doch vorher vereinigt sich die Warme Moldau nach 56 km westlich von Chlum (Humwald) mit der Kalten Moldau (Studená Vltava), von wo ab das Fließgewässer den Namen Moldau trägt.

Übrigens hat in einer Mulde zwischen den Gipfeln des Cerna hora und des Stráž (Postberg) - unweit des südlich gelegenen Siebensteinkopf (1.263 m) - der Reschbach seinen Quell-Ursprung (Wasserscheide). Das Gewässer fließt aber im Gegensatz zur Moldau nicht in die Nordsee sondern via Donau ins Schwarze Meer. 

Die Berggemeinde Modrava wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts von Holzfällern am Zusammenfluss von Mlýnský potok (Großmüllerbach) und Modravský potok (Maderbach) gegründet, dessen Fließgwässer von hier ab den Namen Vydra (Widra) trägt. Heute isteinde ein touristisches Zentrum.

Der 12 km lange Abstecher entlang der plätschernden Warmen Moldau nach Modrava (Radweg-Nr. 1024) verläuft auf der Route des Iron-Curtain-Trails (EuroVelo 13). Dieser Teilabschnitt weist 159 HM /343 TM) auf. Von Modrava führt die Schleife über Filipova Hut (Filippshütten, 1 093 m) nach Kvilda (7 km/185 hm) wo sich der Abstecher mit Šumava-Rundtour wieder vereinigt. Die optionale Zusatzschleife weist eine Streckenlänge von 19 km (343 hm) womit die Gesamtdistanz knapp 100 km beträgt (1.483 hm).

Hinweis: der Iron-Curtain-Trail verläuft - bis auf 3 km lange Abweichung bei Knizce Plane - von Strážný via Bucina bis Modrava streckengleich. 

Zwischen Modrava und Kvilda verläuft der 136 km lange Genuss-Radwanderweg Bayern-Böhmen (Rundtour).

 Moldauquelle

Die Warme Moldau (Teplá Vltava) entspringt etwa 500 m nördlich der bayerisch-tschechischen Grenze (nahe Kvilda/CZ (Außergefild) am Südosthang des Schwarzberg (Cerná hora) im Böhmerwald (Quellhöhe 1.172 m ü.M.). Sie ist der linke Quellfluss der Moldau und gilt offiziell als Hauptquellfluss der Moldau.

Nach 56 km vereinigt sich die Warme Moldau westlich von Chlum (Humwald) - einem Ortsteil von Volary (Wallern)-  im Moor Mrtvý luh (Tote Au) mit der Kalten Moldau (Studená Vltava), die ihrerseits am Hang des Berges Haidel im Bayerischen Wald entspringt. Die Warme Moldau weist bis zur Vereinigung mit der Kalten Moldau (736 m ü.M.) ein erhebliches Niveaugefälle von 436 Meter auf. Allein zwischen Kvilda (Außergefild) und Horní Vltavice (Obermoldau) sinkt das Höhenlevel innerhalb 20 Kiometer um 257 Meter. 

Ab dem Zusammenfluss heißt der Fluß Moldau (Vltava), die sich mäandrierend durch ein flaches, waldreiches Tal schlängelt ehe sie bei Nova Pec (Neuofen) in den 48 Kilometer langen Lipno-Stausee (Moldaustausee) fließt. Zwischen Stozek (Tusset) und Nova Pec (Neuofen) am Moldaustausee besteht entlang der Moldau durch idyllische Hochmoorlandschaften eine 9 km lange, verkehrsfreie, flache Straßenverbindung von wo aus mehrere Forstwege zum Schwarzenberger-Schwemmkanal hinauf führen (230 hm).

Der in Stein gefasste Moldau-Ursprung (Warme Moldau) auf 1.165 m Höhe lässt nicht erahnen, zu welch einem stattlichen Fluß das unscheinbare Rinnsal einmal anschwellen wird, bis er als größter Nebenfluss der Elbe in dieselbe mündet, welche ihrerseits bei Cuxhafen in die Nordsee fließt. Das Münzenwerfen soll angeblich Glück bringen.

Im weiteren Verlauf passiert der Fluss die Stadt Ceský Krumlov (Krummau) und verlässt vor der Stadt Ceské Budejovice  (Budweis) den Böhmerwald. Der Flußname Moldau - historisch Wulda – entstammt aus dem altgermanischen "Wilth-ahwa", was so viel wie „wildes, reißendes Wasser“ bedeutet. Als längster Fluss Tschechiens (430 km) und größter Nebenfluss der Elbe wird die Moldau häufig als „Böhmisches Meer“ bezeichnet. Sie entwässert ein Gebiet von 28.000 km² mit durchschnittlich 151 m³/s an der Elbmündung. Am Zusammenfluss mit der Elbe (330 km in Tschechien) bei Melník (155 m ü.M.) weist die Moldau im Vgl. zur Elbe nicht nur einen längeren Flussverlauf auf sondern ist zudem auch wasserreicher, weshalb sie den hydrologischen Hauptfluss des Elbeflusssystems darstellt. 

Auf rund 32 km Länge ist die Warme Moldau von der Quelle (KM 33) 1.165 m ü.M. bis zur letztmaligen Flussüberquerung bei Lenora (765 m ü.M.) Wegbegleiter auf der Sumava-Rundtour. Innerhalb dieses Streckenabschnitts fällt das Höhenlevel insgesamt um 400 Meter ab. Nach der langen Kletterpartie genießt man den nachlassenden Pedaldruck umso mehr, was zweifelsohne ein unglaublich euphorisches Fahrgefühl auslöst.

Geschwächt von Luftschadstoffen und Klimaerwärmung sind zweckorientierte Monokulturen (Fichten dienen als schnell nachwachsendes Brennholz) schutzlos den Stürmen ausgesetzt. Solche Windwurfflächen sind für den Borkenkäfer sprichwörtlich das gefundene Fressen. Der Anblick vermittelt zweifellos ein apokalyptisches Landschaftsszenario – doch nur von vorübergehendender Dauer. Denn inmitten der kahlen, abgestorbenen Baumskelette sticht die nachwachsende Vegetation ins Auge, deren saftiges Grün zunehmend das Landschaftsbild prägt. Bewundernswert, wie sich Mutter Natur ohne künstliche Eingriffe des Menschen selbständig regeneriert und allmählich eine neue Baumgeneration gebiert. Ein langwieriger Wachstumsprozess der eine geduldige "Enthaltsamkeit" des Menschen verlangt und letzten Endes den Verfechtern der Philosophie ‚Natur Natur sein lassen' - wie es im Bayerischen Wald praktiziert wird - unumwunden Recht gibt. Nirgendwo sonst dürfen sich zwischen Atlantik und Ural Wälder, Moore, Bergbäche und Seen auf so großer Fläche nach ihren ureigenen Gesetzen zu einer einmaligen wilden Waldlandschaft entwickeln, wie in den zwei angrenzenden Nationalparks der Fall ist.

Die Moldauquelle wird symbolisch von dieser Holzstatue - eine Wasserfee - bewacht. Das Moor bildet in dem geschützten Naturreservat die Wasserscheide zwischen dem Schwarzen Meer und der Nordsee. Zwei Kilometer von der Moldauquelle entfernt erhebt sich der 1.315 m hohe Schwarzberg (Cerná hora) wo südwestlich der Reschbach entspringt, der im Gegensatz zur Warmen Moldau über die Donau ins Schwarze Meer fließt (Europäische Hauptwasserscheide).

Von der 1923 erbauten Berghütte sind nur noch Reste des Fundaments übriggeblieben. Im Zweiten Weltkrieg befand sich hier ein Arbeitslager für gefangene russische und französische Soldaten, worauf ein Denkmal daran erinnert.

Nach der 15 km langen Kletterpartie folgt eine Abfahrt von insgesamt 36 Kilometer Länge bis 3 km hinter Lenora (KM 65), wo der tiefste Streckenpunkt auf einer Höhe von 769 m.ü.M. erreicht ist. Nachlassender Pedaldruck löst nach einem schweißtreibenden Kraftakt zweifelsohne immer ein euphorisches Fahrgefühl aus. Vom Streckenzenit aus sinkt das Höhenlevel bis Kvilda (7.3 km) um 210 Meter. Auf der darauffolgenden gut ausgebauten, aber kaum befahrenen Verkehrsstraße folgt man bis Lenora (26 km) meist in Sichtweite der mäandernden Warmen Moldau, bevor sie in südöstlicher Richtung weiter fließt und endgültig aus dem Blickfeld verschwindet. Das Durchschnittsgefälle beträgt in diesem Abschnitt 1.7%, wobei das Höhenlevel um weitere 270 Meter abfällt. Samt geringer Gegensteigungen kumuliert sich das Gefälle vom Streckenhoch- zum Streckentiefpunkt 3 km nach Lenora (36 km Länge) auf summa summarum 629 Tiefenmeter! 

 Nationalpark Šumava 

Bild oben - Standort der Schautefel: Kvilda

Der Nationalpark Šumava ist mit 69.030 ha der flächengrößte Nationalpark Tschechiens. Umgeben vom Landschaftsschutzgebiet Šumava weist er eine Fläche von 97.970 ha auf. Seit 1990 steht das Biosphärenreservat unter Schirmherrschaft der UNESCO. Deswegen gibt es eine artenreiche Flora und Fauna. Durch den Nationalpark fließen die beiden Flüsse Moldau und Otava, außerdem liegen in dem Gebiet fünf Gletscherseen (Jezero Laka, Prášilské jezero, Plešné jezero, Cerné jezero und Certovo jezero). Weiter existieren viele Moore wie die Hochmoore Jezerní slat' und Chalupska slat'. Die tiefst gelegene Stelle (600 m) liegt im Otava- Tal bei Rejštejn, die höchste Erhebung ist der Plöckenstein (1 378 m).

Die Tschechische Republik, seit 1.05.2004 EU-Mitgliedsstaat entstand im Jahre 1993 als Ergebnis einer Spaltung der ehemaligen Tschechoslowakischen Föderation. Der Nationalpark Sumava nimmt eine Fläche von 690 qkm ein. Im Jahre 1990 erhielt der Böhmerwald von der UNESCO den Status eines Biospährenreservats. Zusammen mit dem Bayrischen Wald bildet er den ausgedehntesten Waldkomplex und Wasserspeicher Mitteleuropas. Ausgedehnte Torfgründe in platten Tälern auf den Gebirgsebenen stellen einen natürlichen Wasservorrat dar. Sie sind das Quellgebiet einer Reihe von Flüsse wie Otava und die Moldau (Vltava).

Das Gebirgsmassiv erstreckt sich entlang der süd-westlichen Staatsgrenze zu Deutschland und Öste-rreich zwischen Zelezná Ruda und Zvonková. Die Längenausdehnung des Naturschutzgebietes beträgt ca. 70 km, in der Breite schwankt die Ausdehnung zwischen 2 km und 15 km. Der Böhmerwald fungiert schon Jahrhunderte als Grenzgebirge. Während des Dreißigjährigen Krieges baute man eine Befestigung, deren Überreste heute noch in der Nähe von Strazny und Dobra voda sichtbar sind. Nach dem 2. Weltkrieg  wurde ab 1945 eine breite „menschenleere“ Zone geschaffen (militärisches Sperrgebiet), die erst im Zuge der Demokratisierung und Wegfall des Eisernen Vorhangs nach 40 Jahren aufgelöst wurde. Die „Verbannung“ des Menschen und damit jegliche zerstörerische Einflussname auf die ökologische Entwicklung hatte jedoch für die Natur einen sehr positiven Effekt. Nur "Dank" der scharf bewachten Grenzlinien konnte sich die Natur ohne menschliche Eingriffe so prächtig entwickeln wie sie sich heute dem Touristen darstellt.

Šumava bezeichnet in der tschechischen Sprache einen poetischen Gebirgsnamen, der sich vom tschechischen Wort "sumeti" (=rauschen) ableitet. Die rauschenden Wälder und klaren Bäche sind zugleich Refugium für zahlreiche Lebewesen und Pflanzen, die andernorts der Zivilisation weichen mussten. Luchs, einige Eulenarten, Auerhahn und sogar Wölfe sind hier ebenso heimisch wie seltene Vögel- und Insektenarten. In manchen Flüssen sind Fischotter beobachtbar, dessen Namen der wildeste Fluss des Böhmerwaldes (Vydra=Fischotter) trägt.

Kvilda (Außergefild)

 Am Kreuzungspunkt in Kvilda trifft man abermals auf die Route 33 Šumavská cyklomagistrála, die das Biosphärenreservat Šumava in seiner Längsachse und darüber hinaus zwischen Nová Pec am Moldaustausee und Železná Ruda (Markt Eisenstein) durchquert. 

 

Kvilda (1.062 m) ist touristisches Zentrum des tschechischen Biosphärenreservats Šumava und zählt neben Modrava zu den bedeutsamsten Urlaubsorten im Böhmerwald. Obwohl der Ort nur 170 Einwohner hat, verfügt er mit mehr als 750 Betten fast die fünffache Übernachtungskapazität.  

Infozentrum „Nationalparkt Šumava“ 

Die katholische Pfarrkirche St. Stephan wurde 1765 gebaut, brannte 1889 nieder und wurde im neugotischen Stil bis 1894 abermals aufgebaut. Nachdem die Pfarrkirche in der Nachkriegszeit verfallen war, wurde sie nach der Wende von 1994 bis 1999 mit Hilfe deutscher Spenden vollständig renoviert. In der Gemeinde Mauth (nahe Nationalpark-Radweg) gibt es im örtlichen Rathaus ein kleines Heimatmuseum, das vor 1989 von der Gemeinschaft ehemaliger Außergefilder eingerichtet wurde. Mauth richtet regelmäßig Heimattreffen der ehemaligen Außergefilder aus, die über das ganze Bundesgebiet verstreut, überwiegend aber im Raum Schwandorf und Regensburg leben.

Redlich verdient: eine deftige Portion Schweinegulasch mit Böhmischen Knödeln und ein tschechisches Lagerbier von der südböhmischen Brauereie Ceské Budjovice. Wer sich in Kvilda den Magen vollschlägt, dem kommt bevorstehende 25 km lange Gefällpassage entlang der Warmen Moldau wie gerufen. 

Der folgende 25 km lange Streckenabschnitt im Tal der Warmen Moldau nach Lenora ist pures Radlervergnügen. In Sichtweite des Flusses rollt es sich kräfteschonend in Ruhepulsnähe gleichmäßig bergab. Das Höhenniveau fällt kontinuierlich bis zum tiefsten Streckenpunkt (764 m) um über 300 Tiefenmeter. Von Kvilda bis Borová Lada (Ferchenhaid, 895 m) sind es 7 km, wobei die Warme Moldau hier zweimal gekreuzt wird.

 Querverbindung nach Knížecí Pláne (1040)

Der kleine Weiler Polka (Elendbachl, 830 m) wurde 1745 als Holzhauerdorf gegründet. Am linken Moldau-Ufer befanden sich ein Gasthaus, die Schule, ein Hammerwerk und ein Sägewerk, am rechten Ufer das übrige Dorf. Im Jahre 1911 kaufte Jakob Kraus die ehemalige Paul-Mühle und nahm 1913 ein Wasserkraftwerk in Betrieb, das bis heute der Stromerzeugung dient. Von ehemals 22 Häusern steht heute nur noch eins (Pension). 

5.5 km von Polka entfernt erreicht man Horní Vltavice (Obermoldau, 824 m).  Die Staatsstraße 4 (führt zum Grenzübergang Philippsreut) wird nur einige hundert Meter befahren.

 Querverbindung Strážný (1037) / Knížecí Pláne (1039)

Lenora (Eleonorenhain, 765 m) an der Warmen Moldau entstand 1834 durch den Bau einer Glashütte. Fürst zu Schwarzenberg (1799–1888), dem das Waldgebiet gehörte, gab der Ansiedlung zu Ehren seiner Gattin Eleonore den Namen Eleonorenhain. Um 1859 bestand der Ort aus einer der größten Glashütten Böhmens. Mit der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach 1945 wurde die Glashütte verstaatlicht.

Nachdem die Warme Moldau kurz nach dem Ortsende von Lenora (KM 65) letztmals auf der »Šumava-Rundtour« überquert wird, erreicht man kurz darauf die Gemarkung <Zelená cesta> (780 m), worauf links abgebogen wird.

An der Straßeneinmündung zweigt die »Šumava-Rundtour« zusammen mit der Route 33 Šumavská cyklomagistrála rechts nach Ceské Žleby ab. Der moderate Aufstieg in den südlichen Böhmerwald überwindet 185 Höhenmeter mit einer Ø - Steigung von 4 %.

Verkehrsschwache Nebenstraßen im Nationalpark Šumava sind für Radler ein echtes Eldorado. Statt Verkehrslärm, verpestete Luft und Touristentrubel genießt man Stille und Abgeschiedenheit in der schwach besiedelten Region. Tatsächlich gibt es nur sehr wenige Landstriche, die Naturnutzern derart paradiesische Bedingungen als Rückzugsrefugium bieten. Besonders wenn an schwülen Sommertagen die Hitze unerträglich ist, wird die 8 km lange Waldpassagen-Auffahrt nach Ceské Žleby (KM 73) umso angenehmer empfunden. Bemerkung am Rande: uns kam bei der Befahrung in diesem Streckenabschnitt weder ein Auto entgegen noch wurden wir überholt.

Schwuppdiwupp befindet man sich im Bergland auf 900 Meter Höhe, was einem der kleine Skilift an der Gemarktung "Ceské Žleby" bewusst macht.

Nicht die Ausnahme sondern eher die Regel: Radfahrer teilen sich auf weiter Flur nahezu ohne Autoverkehr die Straße unter sich auf.

Ceské Žleby

?eské Žleby (Böhmisch Röhren) ist ein Ortsteil der Gemeinde Stožec (ca. 100 Einwohner) und gehört zum Bezirk Prachatice.

Nur auf einer Länge von 200 Meter wird dieselbe Straßenpassage befahren, auf der man zuvor von Stozek hinauf gekurbelt ist. An der nächsten Straßenkreuzung (geradeaus) wird schon wieder "Neuland" betreten, während die abknickende Vorfahrtsstraße (links) nach Stozek führt.

Am Ortsende von Ceské Žleby setzt sich eine z.T. unasphaltierte Verbindungsstrecke zum Grenzübergang Marchhäuser fort. Im Schlussabschnitt zieht die »Šumava-Rundtour« nochmals das volle Natur-Register, bei dem das Hochplateau schöne Ausblicke gewährt. Die Wegführung via Grenzübergang Marchhäuser zoomt dem Radler kurz vor Tourende nochmals ein echtes Landschaftsfenster samt idyllischer Rastplätze auf. Umso leichter ist die sanfte Steigung von 60 hm auf dem unasphaltierten Waldweg zu verschmerzen. 

Bild: Blick zurück auf Ceské Žleby zurück und die abknickende Vorfahrtsstraße welche zuvor befahren wurde.

Vom Dorf ?eské Žleby (Böhmisch Röhren) - sehenswert ist hier der Friedhof, der von ehemaligen Vertriebenen wieder instandgesetzt wurde - führt die Strecke weiter auf dem Prachatitzer Weg - auch Goldener Steig genannt - zum Rad- und Fußgänger- Grenzübergang nach Bischofsreut. 

Die unberührte Naturlandschaft nötigt immer wieder zu beeindruckenden Seitwärtsblicken. In der Tat verheißt der Schlussabschnitt pures Radlerglück. Alsbald geht das schmale Forststräßchen in einen unasphaltierten Pfad über während sich rundum eine intakte Naturfläche ausbreitet.  

Nachdem die Steigung von 65 hm (Ø 4.5%) überwunden ist, eröffnen sich wie so oft auf dieser Tour phänomenale Fernblicke. 

 Bayerischer Wald / Böhmerwald

Auf weit mehr als 100 km Länge schmiegen sich der Böhmerwald und der Bayerische Wald unzertrennlich aneinander. Obwohl es sich beim Böhmerwald geologisch betrachtet um ein einziges Gebirge handelt, wird er seit Beginn des 20. Jahrhunderts in politische Grenzen unterteilt. Gibt man bei Wikipedia das Schlagwort Böhmerwald ein, so wird als höchster Berg des Böhmerwaldes daher der Große Arber aufgeführt. Bezogen auf Tschechien und Österreich gilt der auf der Grenze liegende Plöckenstein/Plechý gleichermaßen als höchster Berg. Allenfalls der Vordere Bayerische Wald wird geologisch nicht dem Böhmerwald zugeordnet, sondern gilt als "eigentlicher" Bayerischer Wald. Umgangssprachlich wird die geographische Ausbreitung des Bayerischen Wald hingegen bis zur tschechisch- österreichischen Landesgrenze gesehen.

Landschaftlich betrachtet zieht die Tour nochmal alle Register bzw. ein echtes Ass aus dem Ärmel. Immerhin bewegt man sich knapp unterhalb der 1000er Höhenmetermarke, was dementsprechend atemberaubende Postkartenansichten beschert. 

Geschichtlicher Hintergrund: Passauer Bischöfe waren es, die im 17. Jahrhundert damit begannen die Grenzregion systematisch zu besiedeln. Dadurch verbesserten sich die Reisebedingungen der Säumer und verstärkte überdies die Überwachung der Landesgrenze.

Zwischenbilanz: nachdem die Beine mittlerweile gut 1100 hm intus haben, wird die bevorstehende Abfahrt (130 hm) umso erleichtender empfunden. Als sei das Radlerglück noch nicht perfekt taucht in idyllischer Lage eine hölzerne, harmonisch ins Landschaftsbild passende Aussichtsplattform auf. Ein energetischer Kraftort, der zur gedankenversunkenen Muße einlädt, um Körper, Geist und Seele in der einsamen Naturidylle eine erholsame Auszeit zu vergönnen. 

Am gegenüberliegenden Hang liegt Bischofsreut mit dem dahinter emporragenden Haidel was verdeutlich, dass sich der Aussichtspunkt in unmittelbarer Nähe zum Grenzübergang Marchhäuser befindet. Eine Pause drängt sich hier auch deshalb auf, weil etliche Schautafeln über kulturhistorische Begebenheiten aus dieser Region wie beispielsweise über Bayerische Dörfer und dem "Goldenen Steig" informieren.

Auf dem 1.166 Meter hohen Haidel-Gipfel trohnt unverkennbar ein hölzerner 35 m hoher Aussichtsturm sowie ein 60 m hoher Sendeturm. Ein  Erkennungsmerkmal, das dem Gipfel seine Unverwechselbarkeit auch aus größerer Entfernung verleiht.

Rückwärtsgewand zeigt das Bild die abschüssige Wegstrecke die vom Hochplateau hinab zum Grenzübergang führt.

Lauschiges Ruheplätzchen, das Entschleunigung und "Innsichkehren" nachhaltig fördert. In der Einsamkeit und Stille lässt es wundersam frische Energie schöpfen und seinen inspriativen Gedanken freien Lauf lassen.

Die letzte Gemarkung der Tour auf tschechischer Seite: <Mlaka - Zlatá Stezka>. 1 km vor dem Grenzübergang Ceské Žleby - Bischofsreut / Marchhäuser mündet der Iron Curtain Trail in die Šumava-Rundtour ein und verläuft bis Haidmühle auf identischer Wegstrecke. 

Grenzübergang Ceské Žleby - Bischofsreut / Marchhäuser        

Auf dem alten Handelsweg - dem Goldenen Steig - der einst von Passau nach Prachatice führte, waren früher wöchentlich bis zu 1.200 Säumer mit ihren Pferden unterwegs gewesen. In dieser Abgeschiedenheit und Stille scheint die Zeit still zu stehen. Grenzpfosten, eine alte Panzersperre u.v.m. erwarten uns hier. Beiderseits der Brücke befindet sich ein Sumpfgebiet, in dem die größte Kreuzotter-Population Europas leben soll.

Früher zogen schwer bepackte Säumerkarawanen auf dem Goldenen Steig hier ihres Weges, später schottete der Kalte Krieg die beiden Völker voneinander ab. Heute rollt man dagegen ohne Personen- und Ausweiskontrolle unbehelligt frohgemut über die Landesgrenze, was die Sumava-Rundtour an sich schon reizvoll macht.

Als die Epoche des Eisernen Vorhanges Geschichte war, wurde 1996 dieser Grenzübergang für Wanderer und Radfahrer geöffnet. Insbesondere die zahlreichen verkehrsfreien Grenzübergänge machen das Dreiländereck für Radfahrer zu einem - dem Wortsinn nach - grenzenlosen Radlerparadies von unermesslicher Dimension.

 Iron Curtain Trail

Das Radwege-Signet (Europaflagge, Nr. 13) bezieht sich auf den Iron Curtain Trail (EuroVelo 13), der wechselseitig des Eisernen Vorhangs verläuft (Gesamtlänge 10 400 km). Die Fernradroute erinnert an den Kalten Krieg, als Europa von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer über 4 Jahrzehnte geteilt war. Die Europaflagge bestehend aus einem Kranz von zwölf goldenen fünfzackigen Sternen auf azurblauem Hintergrund wurde 1955 vom Europarat eingeführt und 1986 als Symbol für alle Institutionen der Europäischen Gemeinschaften übernommen.

Der Iron Curtain Trail mündet 1 km vor dem Grenzübergang Ceské Žleby - Bischofsreut / Marchhäuser in die Šumava-Rundtour ein und verläuft bis Haidmühle auf identischer Wegstrecke. 

Schautafeln informieren über den Iron Curtain Trail, der das Dreiländereck auf seiner langen Wegstrecke grenzüberschreitend hüben wie drüben durchquert.

Die bayerisch-böhmische Grenze wird auf einer unscheinbaren steinernen Brücke überquert, die über den Harlandbach führt. Bis 1841 bestand die Brücke aus Holz und vereinfachte den Handel auf dem sogenannten Goldenen Steig. Es wird vermutet, dass sich nahe der Säumerbrücke bereits vor dem 30jährigen Krieg eine Wachstation befand. Marchhäuser leitet sich von „March“ ab, das ein alter Begriff für das Wort Grenze war.

Von dem abgelegenen Kleinod führt die Route auf der deutschen Seite über die Dörfer Auerspergsreut und Theresienreuth zurück nach Haidmühle. Bis Auerspergreut wird auf gekiester Oberfläche leicht bergan geradelt (36 hm), bevor die Sumava-Rundtour auf ihren letzten zwei abschüssigen Asphaltkilometern (70 Tiefenmeter) sozusagen den roten Teppich ausrollt.

Puh, geschafft! Schlusssprint auf der "Zielgeraden". Nach 81 km und 1.140 hm ist die Freude auf der abschüssigen Hammerstraße (die heißt wirklich so) grenzenlos.

Grand "Finale"....

Zu guter Letzt' ploppt noch eine tolle Galasicht zum 1 333 m hohen Dreisesselgipfel auf, der sich majestätisch über den Waldwogen des Bayerischen Waldes erhebt. Quasi das letzte i-Tüpfelchen, mit dem die »Šumava-Rundtour« glanzvoll zu Ende geht.

Kaum am Ortsschild von Haidmühle vorbei gedüst freut man sich auf eine Einkehr. Der Kreis der »Šumava-Rundtour «hat sich geschlossen.

Sie haben ihr Ziel erreicht! Nicht ganz - siehe Bild unten

Mit prall gefüllten Eindrücken kann man nun in aller Ruhe die Strecke vor dem geistigen Auge Revue passieren lassen - natürlich mit einer standesgemäßen "Halben" aus einer regionalen Brauerei. Om. «Om» steht für die Gegenwart des Absoluten. Abschalten beruhigt den Geist und führt zur inneren Ruhe. 

Fazit: wir vergeben der Šumava-Rundtour« einhellig die Bewertung 1 mit *. 

 Der Haidmühler Badesee mit Blick auf den Dreisesselgipfel bietet nach einer anstrengenden Radtour eine willkommene Erfrischung.

Infos/Kontaktadressen

Ferienland Nationalpark Bayerischer Wald 
Schlosssteig 1
94078 Freyung 

Tel. 08551/57-114
Fax 08551/57-193

touristinfo@lra.landkreis-frg.de
www.bayerwald-info.de 

Tourist-Info Haidmühle
Schulstr. 39
94145 Haidmühle

Tel. 08556 / 19 433

www.haidmuehle.eu

haidmuehle@t-online.de

Informationszentrum Stožec
Stožec 68, 384 44

Tel: +420 388 335 014

isstozec@npsumava.cz

Touristinformationen im Sumava
Informationszentrum Kvilda
Kvilda 14, 384 93 

Tel: +420 388 435 544

iskvilda@npsumava.cz

Themenrelevante Websites

http://www.npsumava.cz/de/

http://www.europaregion.org