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24 Stunden Rennen Kelheim • 13. / 14. Juli 2024

Prolog

24h-Rennen üben eine ganz spezielle Faszination auf Sportler wie auf Zuschauer aus. Die sportlichen wie organisatorischen Herausforderungen über einen Tag und eine Nacht hinweg sind immens, da sie in vielerlei Hinsicht eine außergewönliche Dimension einnimmt. Nicht nur die Wettkämpfer sind gefordert, sondern ebenso das Umfeld mit Betreuern, Helfern und Freunden. Für Mannschaftsfahrer sind 24h-Rennen nicht nur ein sportlicher Wettstreit auf der Rennstrecke, sondern im Teamplay geht es um das Bewältigen der gemeinsamen Herausforderung. Erklärtes Wettkampfziel ist, in 24 Stunden maximal viele Runden zu absolvieren, bevor die Gesamtsieger in acht Wertungskategorien gekürt werden. Bei Rundengleichheit entscheidet die Durchfahrtzeit auf der letzten gewerteten Runde. Gleichwohl ist neben einer guten Form auch jede Menge Organisationsgeschick gefragt, als da wären: Fahrer- und Sponsorensuche, Trikotentwürfe, Anmeldung, Zelt, Pavillon, Essen- und Getränkeproviant, Camping-Utensilien, Werkzeug, Ersatzteile, Auf- und Abbau u.v.m. Damit der Auftritt reibungslos klappt, will an alles gedacht, organisiert und vorbereitet sein. 

Stimmungsnester - Kulminationspunkte

Am 13. Juli 2024 läutet um 14.00 Uhr der markerschütternde Böllerschuss das traditionelle 24 Stunden Rennen in Kelheim ein. Die 26. Auflage wird die Kreisstadt Kelheim wieder rund um die Uhr zum turbulenten Wettkampfschauplatz verwandeln. Dann ist in der Kelheimer Altstadt sowie am Stausackerer Berg wieder "Remmidemmi" angesagt. Während die Radsportler 24 Stunden lang beharrlich gegen den inneren Schweinehund ankämpfen, versinken derweil die Fans in Jubel, Trubel, Heiterkeit. Das Radsport-Ereignis in der Wittelsbacher Stadt vermengt eine aufsehenerregende Raceatmosphäre und bebende Volksfeststimmung zu einer wundersamen Symbiose, von der Sportler und Zuschauer gegenseitig voneinander profitieren. So machen nicht nur die Rennfahrer mit ihrer grellen Beleuchtung die Nacht zum Tag, sondern viele Fan-Clubs stehen ihnen treu zur Seite und lassen ihre Radsporthelden bis tief in die Nacht nicht im Stich. Tag wie Nacht steppt der Bär. Eine klare Win-Win-Situation für alle Beteiligte. Das ausgelassene Festivalflair hat sich längst herumgesprochen, weswegen der vorauseilende Ruf dieser Wettkampfveranstaltung weit über Bayerns Grenzen bekannt ist. Immerhin wird das 24-Stunden-Rennen bereits seit 1997 veranstaltet, womit es Deutschlands ältestes Radrennen dieser Art ist. 

Von den Sportlern verlangt die ultimative Ausdauerschlacht zähen Kampfgeist und unerschütterliches Durchhaltevermögen, während die Zuschauer aus unmittelbarer Nähe eine lässige Unterhaltungsshow erleben, bei der sie ihre Protagonisten inbrünstig anfeuern und bis weit nach Mitternacht deren Motivation pushen. Obwohl das Augenmerk darauf ausgerichtet ist maximales Leistungpotenzial abzurufen, nimmt der Fahrer die überschwängliche Atmosphäre und euphorische Anteilnahme trotz Extrembelastung zumindest beiläufig wahr. Dass die begeisterten Fans emotional aufgeladen sind und am Streckenrand pausenlos Rambazamba machen ist aller Ehren wert. In der Herzogstadt ist die Feierlaune und das engagierte Anfeuern jedenfalls Kult. Zu den "Halli-Galli-Hotspots" zählen das Bierzelt samt der unmittelbar angrenzenden Wechselzone am Ludwigsplatz sowie der berühmt berüchtigte "Col de Stausacker", wo fast rund um die Uhr gechillte Partyatmosphäre herrscht. Für die Protagonisten selbst spielt sich das Geschehen dagegen am Fahrerlagerplatz, auf der Rennstrecke sowie in der betriebsamen Wechselzone ab.

 Den RSC Kelheim gibt es seit 1986. Hohe Zuwachsraten ließen den Verein zum mitgliedstärksten Radsportverein in Niederbayern anwachsen. Die Idee des 24-Stunden-Radrennens (1997) entstammt von den Vereinsmitgliedern Rudi Eberl und Peter Grabinger. Seither verfolgt die Veranstaltung einen gemeinnützigen Zweck, deren Spendensumme auf 187.000 Euro (bis 2019) anwuchs. Unter Leitung des ehemaligen 1. Vorstands Klaus Roithmeier entwickelte das Lokal-Event zu einem populären Sport-Highlight mit bundesweiter, mithin sogar internationaler Strahlkraft. Seit 2022 leitet Thomas Kellerer als 1. Vorstand die Vereinsgeschicke des RSC Kelheim. 

Bild: alle Achtung, trotz brutaler Qual am Stausackerer Berg huscht ein Lächeln über die Lippen

Nach zweijähriger (Corona-) Zwangspause 2020/2021 und rückläufiger Teilnehmerzahl im Jahr 2022 (800) standen zur 25. Jubiläumsauflage am 8./ 9. Juli 2023 wieder deutlich mehr Teilnehmer am Start (976 Sportler, bestehend aus 162 Staffeln und 166 Einzelfahrer). Die Vorzeichen stehen gut, dass dieses Jahr die Tausendermarke - möglicherweise sogar die Rekordteilnehmerzahl von 2019 (1.150) - geknackt wird. Anmeldestand 15. März 2024: 123 Einzelstarter + 174 Staffeln mit 870 Startern; Gesamteilnehmerzahl: 993. Ein großes Teilnehmerfeld erhöht die Leistungsdichte, was wiederum einen spannenden Rennverlauf erwarten lässt. Vorfreude ist angesagt, zumal Deutschlands ältestes 24 Stunden-Radrennen einen legendären Kultstatus genießt. Deshalb darf Jedermann und Jederfrau dem Race24 erwartungsvoll entgegenfiebern. In diesem Sinne: auf geht’s! Vai, Vai! Allez, Allez! Venga, Venga! 

→ zur Anmeldung (Anmeldeschluss 30. Juni 2024, 23:59 Uhr)

 Wer früher anreist, kann sich am Freitag, den 12.Juli 2024 im Stadtgebiet bei der "Italienischen Nacht" amüsieren. Eine Partymeile mit Musik, Modenschau und kulinarischen Spezialitäten haucht der Herzogstadt im Stil von "La dolce Vita" italienisches Flair ein. Geschäfte sind bis 22 Uhr geöffnet und laden zu einem entspannten Einkaufsbummel ein. 

Die Altstadt gleicht als Dreh- und Angelpunkt des Spektakels einem brodelnden Hexenkessel, d.h. hier spielt im wahrsten Sinne des Wortes die Musik. Auf Kopfsteinpflaster rasen tief geduckte Gestalten in Unterlenkerposition vom Mittertor über die Ludwigstraße und verschwinden im tosenden Bierzelt, nur um am anderen Ende nach dem Stoppbalken total aufgedreht ins oberhektische Fahrerwechselgetümmel zu stürzen und verzweifelt Ausschau nach ihrem Teamkollegen halten. Logisch, dass das Tohuwabohu vis a vis der 7 Meter hohen Mariensäule (Nachbildung von Münchens Patrona Bavariae) massig Zuschauer anlockt. Die knisternde Spannung - wo schweißgebadete Fahrer ihren Teampartnern in Windeseile ihren symbolischen Staffelstab überreichen - schwappt natürlich auch auf die Menschenmenge über. Einzelfahrern bleibt dagegen dieser ganze Heckmeck erspart, da sie solo ihre Bahnen ziehen. Still und leise drehen die "Einzelkämpfer" stoisch ihren 180° Turn, und kurbeln unaufgeregt wieder von dannen. 

Festzelt - Stimmungskracher Nr. 1

In Sachen Stimmung schießt das Bierzelt den Vogel ab. Hier Speichenflitzer, die entfesselt „durchpacen“, dort ausgelassene Festzeltbesucher, die gesellig ihren kulinarischen Gelüsten freien Lauf bzw. sich frisch gezapftes Bier schmecken lassen. Einen krasseren Kontrast, bei dem schweißüberströmte Wettkämpfer und eine vergnügliche Zuschauermenge in Feierlaune auf engstem Raum aufeinandertreffen kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen. Und das ist bei weitem noch nicht alles, denn die feuchtfröhliche Biergeselligkeit wird zudem noch von einer Liveband gewaltig angeheizt. 

Bild: Siegerehrung 

Das eigentliche i-Tüpfelchen für die 24 Stunden-Racer ist die sperrgitterbeengte Fahrt durch's Bierzelt, bevor ein dicker Stoppbalken dem unbändigen Vortrieb ein jähes Ende setzt. Inmitten der entfesselten Bierzeltbesucher - goutiert von zünftiger Blasmusik - werden die Hasadeure jedes Mal auf's Neue vom Gänsehautfeeling ergriffen. Freilich überträgt sich die Fetzengaudi unweigerlich auf die rein- und rausströmenden Radsportler, was deren Motivation anstachelt und dem Wettkampf eine überaus gefühlsbetonte Note verleiht. Ein Bierzelt als integrativer Bestandteil eines Radrennens - so eine aufgeheizte Actionshow dürfte deutschlandweit wohl einzigartig sein. Dies bestätigt auch der 1. Vorstand vom Veranstalter RSC Kelheim Thomas Kellerer, der der Mittelbayerischen Zeitung ein Interview gab: „Dieser Hotspot mit den Fans bringt die einzigartige Stimmung und ein Alleinstellungsmerkmal des Rennens“. Dies bestätigt auch der 1. Vorstand vom Veranstalter RSC Kelheim Thomas Kellerer, der der Mittelbayerischen Zeitung ein Interview gab: „Dieser Hotspot mit den Fans bringt die einzigartige Stimmung und ein Alleinstellungsmerkmal des Rennens“.

Keine Frage, feiernde Zuschauer und hoch konzentrierte Rennteilnehmer bilden einen drastischen Gegenpol. Ohne dem atmosphärischen Brimborium würde der Veranstaltung glatt die "Seele" abhanden kommen. Das eine bedingt das andere, beides gehört zusammen. Nutznießer von der überregionalen Öffentlichkeitswirkung ist sowohl die Tourismusregion im Landkreis Kelheim als auch der RSC Kelheim e.V., der das Event seit 1997 erfolgreich ausrichtet. Dank der gefühlsmäßigen Gemengenlage genießt das Mega-Spektakel in seiner eigentümlichen Art deutschlandweit ein beispielloses Alleinstellungsmerkmal. Nicht zu vergessen der Stausackerer Berg, wo die Fanmeile am Streckenrand unermüdlich ihre Gladiatoren mit wummernder (Rock-) Musik, Kuhglocken und lauten Zurufen anfeuert, um deren letzte Energiereserven zu mobilisieren. Wie dem auch sei, wer als Akteur oder Zuschauer Teil dieses außergewöhnlichen Spektakels sein will und die emotionalen Achterbahnfahrten zwischen Hoch und Tiefs erleben bzw. den Gefühlsstrudel als begeisteter Fan empatisch beobachten möchte, dem sei ins Ohr geflüstert: "Probierst es, dann gspürst es".

Feuer frei!

Der große Shodown für eines der populärsten 24 Stunden Radrennen Deutschlands fällt am Samstag punkt 14.00 Uhr vis a vis des Alten Donauhafens. Dann beginnt die Uhr für die Ausdauer-Cracks zu ticken. Komfortzone ade - ready to rumble! Geballte Power gestählter Beinmuskulatur bringen die Naben und Lager der Rennboliden zum Glühen. Welche Anekdoten bzw. Helden- und weniger heldenhafte Geschichten geschrieben werden weiß zu diesem Zeitpunkt noch keiner. Doch letztendlich beschert die Ungewissheit bzw. Unberechenbarkeit des Renngeschehens eine sagenhaft fesselnde Spannung mit offenem Ausgang. 

Ein Trugschluss wer meint, dass die Startrunde hinsichtlich der Wettkampfdauer kraftschonend mit angezogener Handbremse angegangen wird. Wird das Starterfeld um 14.00 Uhr von der Leine gelassen ist Schluss mit lustig. Jeder möchte seinen Mitstreitern zeigen, wo der Bartel seinen Most holt. Auf Teufel komm raus wird entfesselt zur ersten Kehre gesprintet und gleich beim ersten Anstieg des Tages am "Col de Stausacker" ordentlich Dampf gemacht, zumal auch noch eine 100 € Bergprämie lockt. Binnen Minuten zieht sich der Tross schon einen Kilometer auseinander. Während vorne Pace gemacht wird, rollen (Einzel-) Fahrer im hinteren Feld wesentlich entspannter los. Schon jetzt zeigt sich, wer welche Ambitionen hat. Bereits nach 22 Minuten kommen die ersten Fahrer auf der Alleestraße um's Eck geschossen und pfeilen in voller Schräglage nach einem 90 Grad Winkel-Knick auf wechselndem Straßenbelag (Kopfsteinpflaster) durchs Mittertor. Das Stundenmittel der Elitefahrer beträgt sage und schreibe 43.5 km/h, währenddessen die letzten Nachzügler gut die doppelte Fahrzeit benötigen. Erste Überrundungen gegen Ende der zweiten Runde zeigen, wie weit das Feld bereits nach 45 Minuten auseinandergerissen ist. Spitzenteams schaffen bis zu 58 Runden, die eine Gesamtdistanz von 957 Kilometer mit rund 11.194 Höhenmeter ergeben. Athleten, die mit einer derartigen Performance auftrumpfen, fahren in einer anderen Liga. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die extremen Zeitunterschiede zu einem Gutteil davon herrühren, weil Team- und Einzelfahrer mit konträrer Renntaktik und unterschiedlicher Pace zwar gemeinsam das 24 Stunden Rennen bestreiten, aber getrennt gewertet werden.

Rückt der Startzeitpunkt näher steigt die innere Anspannung im Minutentakt. Im hastigen Getümmel wird auf die Schnelle nervös das Wichtigste gecheckt. Neben Small Talk und Fachgesimpel wünscht man seinem Nebenmann/Frau viel Glück. Bereits zum Auftakt des Rennens geht's volle Lotte ans Eingemachte. Batteln sich in der Auftaktschleife die einen um das ausgelobte Preisgeld fokussieren sich andere darauf, ihr Team von Anfang an in eine aussichtsreiche Position zu lancieren, damit der Kontakt zu schnelleren Fahrern aufrechterhalten bleibt. Dies hat für Teamfahrer deshalb oberste Priorität, weil von Beginn an ein zeitrelevanter Dominoeffekt entsteht. Genauer gesagt wird eine Spirale in Gang gesetzt, die sich von Fahrer zu Fahrer bzw. von Stunde zu Stunde fortplanzt, was einen maßgeblichen Einfluss auf das Renngeschehen und somit auf das Ranking nehmen kann. Je nachdem welche Gruppe erwischt wird, kann die Rundenzeit entweder purzeln oder in die Höhe klettern. Aus diesem Grund macht es Sinn, das leistungsstärkste "Rennpferd" am Start aufzubieten der in der Lage ist Anschluss an schnellere Fahrer bzw. Gruppen zu halten, was wiederum dem Teamkollegen nach dem Fahrerwechsel zugute kommt. Abgesehen davon spielt manchmal auch ein Quäntchen Glück das Zünglein an der Waage. 

Im Gegensatz zu Teamfahrern, die in aller Regel nach jeder Runde eine kurze Erholungszeit haben und sich regenerieren können - sind Einzelfahrer auf sich alleine gestellt, woraus sich naturgemäß eine angepasste Fahrweise bzw. völlig veränderter Rennablauf ergibt. Anstatt ans Leistungsmaximum zu gehen, zielt ihre Taktik vielmehr auf eine beständige Ausdauerleistung ohne Leistungsspitzen. In komoder Gangart wird  sorgfältig darauf geachtet, im sogenannten "Schongang" den Kräfteverschleiß in Grenzen zu halten. Demnach gilt ist es in "Eichhörnchenmanier" möglichst gleichmäßig im aeroben Belastungsbereich ganz unspektakulär Runde um Runde abzuspulen. Je nach Erschöpfungsgrad und Ambitionen werden gelegentliche Powernaps („nap“ bedeutet auf Deutsch „Nickerchen“) eingelegt, um die Leistungsfähigkeit übers gesamte Rennen aufrechtzuerhalten. Das Wichtigste für Einzelfahrer ist nicht zu überpacen oder gar in den Unterzucker (Hungerast) zu fallen, ansonsten droht der Anfang vom Ende. Im schlimmsten Fall kann u.U. keine vollständige Regeneration - bedingt auch durch Schlafmangel -  mehr erfolgen.

Wer Siegambitionen hegt, muss vom Start weg auf Schlagdistanz zur Spitze bleiben, ansonsten geht der Traum ziemlich schnell in Schall und Rauch auf. Auf die Schlüsselrolle des Startfahrers wurde bereits hingewiesen, nämlich unter allen Umständen den Anschluss an Top-Fahrern zu wahren. Generell gilt: je höher der Windschattenanteil in einer schnellen Gruppe, desto schneller die Geschwindigkeit und folglich umso besser die erreichte Rundenzeit. Schließlich ist der Luftwiderstand mit Abstand der größte Widersacher des Radfahrers. Wer wider Erwarten reißen lässt und sprichwörtlich in den Wind gesetzt wird kann eigentlich nur noch Schadensbegrenzung betreiben, um den drohenden Zeitverlust so gering als möglich zu halten. Solofahrten auf der Flachpassage zwischen Essing und Kelheim sind eine nervige Angelegenheit. Fristet man ohne energieeffiziente Schützenhilfe als Solist frustriert sein Dasein wird viel Kraft vergäudet. Verliert man trotz kämpferischen Einsatz nicht nur wertvolle Zeit und womöglich Tempomacher aus den Augen, untergräbt das Malheur zu allem Übel auch die Moral. Andererseits gehört es zur Normalität, dass ein 24 Stunden Radrennen mit extremen Gefühlsschwankungen behaftet ist, die sich von Hochstimmung bis Frustration erstrecken können.

Der Start zum Race24 erfolgt traditionell Samstags 14.00 Uhr auf der Brücke am „Alten Hafen“ von Kelheim (Hienheimer Straße), wo etwa 1.000 filmende/fotografierende Zuschauer neugierig und gespannt die Startaufstellung verfolgen, um die Fahrer applaudierend auf ihre Reise schicken. Vom Startpunkt (343 m ü.NN.) aus - der sich 400 Meter westlich der Wechselzone befindet - sind es bis zum Scheitelpunkt am Stausackerer Berg (500 m ü.NN.) fünf Kilometer. Samt kurzem Gegengefälle (23 Tiefenmeter) werden auf diesem Streckenabschnitt 166 Höhenmeter überwunden, während die 11 km lange Restrecke bis zur Wechselzone nur noch 27 Höhenmeter aufweist. Mit Ausnahme der 400 Meter kürzeren Startrunde weist die Originalroute eine Länge von 16.5 km auf (193 hm). Schnittstelle ist die Zeitmessstelle bei Wechselzone, wo die Übergabe des Staffelstabs (Teamfahrer) die nächste Runde einläutet. 

Die Anspannung lässt automatisch den Adrenalinspiegel steigen. Wieso das schmerzlindernde Hormon ausgerechnet in einer gereizten, spannungsgeladenen Situation ausgeschüttet wird hat seinen guten Grund. Nimmt das Gehirn eine Gefahr, Stresssituation (reizbedingte Nervosität) wahr, erhalten die Nebennieren das Kommando, blitzschnell Adrenalin auszuschütten. Der Neurotransmitter wirkt als Botenstoff und gibt das Signal von einer Nervenzelle zur nächsten weiter. Ein solcher Adrenalin-Boost entfaltet seine Wirkung im gesamten Organismus und setzt automatisierte Mechanismen in Gang. Blutdruck und Herzfrequenz steigen, Bronchien und Pupillen weiten sich. Die erhöhte Sauerstoff-Zufuhr versetzt Herz, Lunge, Muskeln und andere Organe in Alarm-Bereitschaft, was z.B. die Reaktionsschnelligkeit erhöht. Dazu wirkt Adrenalin  schmerzlindernd und spornt zu Höchstleistungen an. Der Körper wird vorsorglich in einen Art "Fight or Flight"-Zustand versetzt (Kampf- und Fluchtreflexe entstammen der Evolutionsgeschichte des Menschen). Dieser unwillentlich ausgelöste biochemische Prozess im Körper schafft die optimale Ausgangsvoraussetzung explosiv zu starten. Man fühlt sich leistungsstark mitunter sogar regelrecht unbesiegbar. Der Körper ist vorbereitet. Tschaka, keine Gnade für die Wade. 

Wie im Bild zu sehen ist wird am Material nicht gespart. Aber wie das halt so ist, auch sündhaft teure Carbonlaufräder verlangen Beschleunigsungskräfte. 

Bevor sich das Feld in Bewegung setzt ist beim Countdown unüberhörbar das Einrasten der Schuhplatten in die Klickpedale zu vernehmen. Drei - Zwei - Eins - Rumms! Nachdem der markerschütternde Böllerschuß die Bühne frei gegeben hat, rast die Spitze von jetzt auf gleich los als gäbe es kein Morgen mehr. 24 Stunden werden die bis in die Haarspitzen motivierten Sportskanonen um den Rundkurs peitschen. Dabei gilt generell immer derselbe Grundsatz, möglichst rasch in die Pushen zu kommen und seinen Rennrhythmus finden, damit am Ende eine passable Rundenzeit raus kommt.

Naturgemäß dröselt sich das dichte Starterfeld recht schnell auf. Schon nach wenigen Runden kristallisiert sich eine Rangfolge heraus, deren Konstanz sich mit fortschreitender Renndauer stabilisiert. Schon nach wenigen Umläufen sind die Kräfteverhältnisse unmissverständlich offen gelegt. Die Konkurrenzfähigkeit zeigt wer in der Lage ist, um den Sieg oder Podestplatzierung bzw. Top Ten etc. mitzukämpfen. Die laufend in Echtzeit aktualisierte Ergebnisliste gibt Aufschluss darüber, welche Rivalen einem den Rang streitig machen können bzw. wer sich in unmittelbarer Schlagdistnanz befindet. Je nach Rennverlauf wird gerne taktiert, um sich gegebenenfalls einen etwaigen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.  

Race24 - Kelheim

Streckendaten

Rundkurs

Ausgangspunkt: Kelheim / Stadtplatz (Meereshöhe: 347 m)
Endpunkt: Kelheim / Stadtplatz

Streckenlänge: 16.5 km
Höhenmeter: 193 hm (empfohlene Fahrtrichtung)

Streckengrafik


Bewegen sie ihren Cursor auf dem Höhenprofil, wird interaktiv oben auf der Streckengraphik die geographische Position eingeblendet.

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Leistungsbandbreite

Da in Kelheim grundsätzlich ein bunt gemischtes Feld am Start steht, herrscht sowohl unter Team- als auch unter Einzelfahrern eine gewaltige Leistungsspreizung. Hier treffen Radsportler jedweder Coleur aufeinander, wie es ansonsten bei Radrennen normalerweise nicht vorkommt, aber genau deswegen einen großen Reiz birgt. Amateure, Jedermänner, Hobby-Radsportler, "Just for Fun" Radler bis hin zu Spaßpiloten mit zweckentfremdetem Outfit bzw. deren Rädern treten engagiert in die Pedalen. Ein Zeitvergleich der schnellsten und langsamsten Fahrer verdeutlicht die große Leistungsbandbreite. Ein männlicher Topathlet umrundete letztes Jahr den Kurs in einer Zeit von 22:22 (Ø 43.5 km/h), die schnellste Dame schaffte eine Rundenzeit von 24:52 (Ø 39.1 km/h). Langsame Teamfahrer benötigen dagegen bis zu 45 Minuten für den Circle, was das Stundenmittel im Vgl. zum Schnellsten glatt halbiert (Ø 21.7 km/h).  

Ein weiterer Vergleich legt ebenfalls die enormen Leistungsunterschiede offen: demnach lag die schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit für 12 Runden bei 41.8 km/h, was einer Rundenzeit von durchschnittlich 23:34 min entspricht. Der langsamste Teamfahrer absolvierte demgegenüber 5 Runden (Rundenschnitt 46:45 min.) mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 21.1 km/h. Somit fuhr der zeitschnellste Athlet annähernd doppelt so schnell wie der leistungsschwächste Teamfahrer im Feld.

Trotz großer Leistungsdifferenzen und teils gegensätzlich ausgeprägter Renntaktik der Team- und Einzelfahrer herrscht ein faires Miteinander, schließlich gehört sportliches Verhalten zum Ehrenkodex. Obgleich erhebliche Geschwindigkeitsunterschiede herrschen verlaufen Überholmanöver in aller Regel ausgesprochen fair und kameradschaftlich ab. Fairplay gilt auch bei Windschattenfahrten, wo zugkräftige "Lokomotiven" Leistungsschwächere aufsammeln und diese im Schlepptau im flachen Altmühltal mitziehen. Allerdings beharken sich Elitefahrer, die sich um Führungspositionen oder gar den prestigeträchtigen Sieg batteln mit härteren Bandagen. So kennzeichnen z.B. taktische Spielchen und Säbelrasseln deren Wettkampfgeschehen. Um die ärgsten Widersacher abzuschütteln ist jederzeit mit Überraschungsattaken zu rechnen. Vor hochintensiven Belastungsbereichen sollten sich Hobbyfahrer aber tunlichst hüten, da eine geringere Laktattoleranz über kurz oder lang zu Leistungseinbußen führt. Wer es sich indes leisten kann Akzente clever zu setzen, kann sich u.U. wettbewerbsentscheidende Vorteile erarbeiten. 

Hinweis: was früher zu Diskussionen führte, ist seit der Lizenzreform 2019 vom Tisch, als der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) für Männer ein neues Amateur-Lizenzsystem in Kraft („Elite Amateure“ + „Amateure“) setzte. Seitdem dürfen Lizenzklassenfahrer am 24 Stunden Rennen in Kelheim offiziell starten.

Berühmt-berüchtigter »Col de Stausacker«

Dass 24 Stunden-Racer ihren Organismus wie eine Zitrone ausquetschen und alles rausholen was Körper und Psyche zu leisten imstande ist, gilt trotz fehlender Preisgelder gemeinhin als Ehrensache. Der Rundkurs fordert sowohl am gefürchteten „Col de Stausacker“ als auch auf dem Flachstück im Altmühltal - sämtliche Streckenabschnitte werden ausgenommen von den Einzelfahrern normalerweise am Anschlag gefahren - jedesmal einen aufopferungsvollen Einsatz am Rand des Leistungsvermögens. Je nach aktueller Befindlichkeit empfindet man die Runde mal fies oder auch als geil (z.B. schnelle Rundenzeit), wobei ersteres wohl meistens überwiegen dürfte. Wird der Stausackerer Berg zum x-ten Mal schweißtreibend überwunden, stellt sich zu dem Quälgeist nicht selten das Gefühl einer zwiespältigen Hassliebe ein.

Der vermeintlich nie enden wollende Stausackerer Berg hat schon so manches Geschöpf weich gekocht und ihm den Zahn gezogen. Ohne sakrische Selbstüberwindung, unbeugsamer Willensstärke und Leidensfähigkeit sind bei Radrennen noch nie Blumentöpfe, genauer gesagt Pokale gewonnen worden. Man denke nur an das unvergessene Zwiegespräch des sympathischen Ex-Radprofis Jens Voigt (Gesamtbilanz nach 17 Profijahren 875 000 km, davon 57 000 Rennkilometer, 17 x Tour de France). Monsieur Courage - wie der draufgängerische Profi ehrfürchtig von den Franzosen genannt wurde - antwortete 2008 auf die Frage eines Journalisten wie er es immer schaffe sich in den Rennen so brutal zu quälen: "In den schweren Momenten sage ich mir selbst immer: Shut up legs! Do what I tell you." Salopp übersetzt: haltet die Klappe Beine, tut das was ich euch sage. Die Selbstmotivation ist zum geflügelten Wort bzw. zum Titel seiner Sportler-Biografie geworden und trifft uneingeschränkt den Nerv eines jeden Radsportlers.

Es ist ja eine altbekannte Binsenweisheit, dass am Berg viel Zeit gutgemacht oder verloren werden kann. Besonders der Schlussanstieg am Stausackerer Berg hat es in sich. Das Kraut macht aber weniger das Höhenprofil (max. 10% Steigung) als vielmehr die mentale Herausforderung fett. Sind die Beine erst mal angeknockt und fühlt sich der Kopf ausgebrannt an, dann scheint sich der gefürchtete "Col de Stausacker" mit jeder Runde wie ein Kaugummi mehr und mehr in die Länge zu ziehen bzw. bekommt das Gefühl, dass der Anstieg zunehmend giftiger wird. Erschwerend kommt hinzu, dass auf der schnurgeraden Strecke der „Sport2000“ Zielbogen schon von weitem im Blickfeld ist, dessen Scheitelpunkt sich selbst bei größter Kraftanstrengung nur in Zeitlupe nähert. Schon deshalb quälen sich die meisten Sportler mit gesenktem Haupt nach oben. Man wähnt sich scheinbar nur im Schneckentempo vorwärts zu bewegen. Wird am Anschlag gefahren tut es höllisch weh, bevor die abflachende Steigung erlösend die Daumenschrauben wieder lockert.

Ab der Bergkuppe (Schlüsselstelle für Gruppenanschluss) heißt es wachsam zu sein, denn zwischen dem Streckenzenit auf 500 Meter Höhe bis zur Straßeneinmündung bei Altessing besteht die Chance einen Windschatten zu ergattern und sich an Mitstreiter - im Idealfall bis Kelheim -dranzuhängen. Immerhin beträgt die geschwindigkeitsabhängige Kraftersparnis rund 30 Prozent, wobei der Effekt bei Gegenwind noch höher ausfällt. Wird der rechtzeitge Beschleunigungszeitpunkt verpasst läuft Gefahr, abgehängt bzw. an die "frische Luft" gesetzt zu werden. Effizienter Windschatten verhilft zu guten Rundenzeiten, zumal der Anteil der Gefäll- und Flachpassage (11.5 km) 70% des Rundkurses beträgt. Wer auf der Rollerpassage allein wie Don Quijote verloren gegen Windmühlen ankämpft, dessen Zeitverlust kann im ungünstigsten Fall auf mehrere Minuten anwachsen. Rutscht die Rundenzeit ins Unterirdische, heißt es beim nächsten Mal noch mehr Beißen, um die Scharte auszumerzen. 

Die lange Nacht - Moralischer Dauerbeschuss

Von 21:00 bis 06:00 Uhr besteht nicht nur Beleuchtungspflicht, sondern alle Fahrer auf der Strecke müssen eine reflektierende Warnweste oder ähnliches tragen. Der Kampf gegen die Uhr geht mit Einbruch der Dunkelheit in seine herausforderndste Phase, wobei der Knackpunkt jedesmal von neuem der Anstieg über den »Col de Stausacker« ist. Hinzu kommt Schlafmangel, der zusätzlich mürbe macht. Gerade dann kommt es darauf an die Motivation hoch zu halten und den Glauben an sich selbst nicht zu verlieren".

Die Welt beim 24 Stunden Rennen ist grundsätzlich zweigeteilt. Einmal nimmermüde Partygänger, die bis in die Puppen feiern und anfeuern, andererseits Sportskanonen, die wie ferngesteuert unbeirrt Runde um Runde abspulen. Zunehmender Kräfteverschleiß gepaart mit dem wechselnden Tag- und Nachtrhytmus ist nicht zu unterschätzen. Sind die Beine erst mal angeknockt und torpediert die Müdigkeit die Psyche, dann beginnt die schwierigste Phase des Rennens.

Verschärfte Erschöpfungszustände sowie ein stark beengter Sichtbereich im Scheinwerferlicht wird nachts noch einen Ticken mehr gedankenversunken und entrückt von dieser Welt die Kurbel gedrückt als bei Tageslicht. Folgt man magisch angezogen der roten Rückstrahlerkette den Berg hinauf, taucht der flackernde Lichterschein die Finsternis in eine mystische Aura. Es gleicht einer gespenstischen Szenerie, wenn dunkle Gestalten im Lichtkegel ihrer Beleuchtung wie surreal anmutende Silhouetten fast geräuschlos vorbeihuschen. Für ausdauernde Fanclubs ein spaßiges Erlebnis, doch aus Fahrerpersektive alles andere als unterhaltsam. Die bittere Realität täuscht nicht darüber hinweg, dass die "Könige der Nacht" einen prügelharten Kampf mit sich selbst ausfechten, bei dem die Moral brutal unter Dauerbeschuss gerät. Ganz zu schweigen, wenn Regen und Kälte die Qual ins Unerträgliche treibt. Ein "Worst Case Szenario" spielt sich ab, wenn man sich übermüdet auf dem Feldbett eine Mütze Schlaf gönnt und just bei prasselndem Regen völlig schlaftrunken unsanft vom Teampartner geweckt wird. Raus aus dem kuschligwarmen Schlafsack und rein feucht-klamme Klamotten und Radschuhe, nur um kurz darauf im Delirium zitternd auf seinen Teampartner zu warten. Ein abartiger Albtraum, den man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann. Kein Wunder, wenn das Hirngespinst "Selbstaufgabe" durch's Oberstübchen geistert und das Rennen zur Mission "Impossible" auszuarten droht. Eine geistige Zerreißprobe, der nur mit mentaler Power beizukommen ist, um wie Tom Cruise in seinem Actionfilm das Unmögliche doch möglich zu machen. Nicht ohne Grund heißt es: Der Wille ist die größte Kraft des Menschen.  

Die lange Nacht schreibt ihre eigenen Gesetze, die noch eine Schippe mehr an eiserner Willenskraft, Durchhaltevermögen und Leidensfähigkeit verlangt als dies ohnehin schon der Fall ist. Dies macht auch den entscheidenden Merkmalsunterschied zu Eintagesveranstaltungen aus. Die Herausforderung besteht darin, den Balanceakt zwischen Dauerbelastung und leistungsminderndem Laktatüberschuss über die gesamte Zeitdauer im Griff zu haben, und zugleich mit Schlafmangel und dem fortschreitenden Zermürbungsprozess klar zu kommen. Eine echte Extrembelastung die zusätzlich dadurch verschärft wird, weil sich ausgerechnet nach Mitternacht - wo der Fight am härtesten empfunden wird - die Fans auf's Ohr legen und schlagartig die aufmunternden Anfeuerungsschreie mit einem Mal verstummen.

Wenn Beine schmerzen, der Tritt schwerer wird, die Lunge ächzt, der Kopf dröhnt und die Moral in Sinkflug übergeht, sind Selbstzweifel bzw. Sinnkrisen nur noch einen Wimpernschlag entfernt. Die heikelste Rennphase ist angebrochen. Sie kostet enorm viel physische und kognitive Substanz, was im Gegenzug einen ganz und gar ungebetenen Gesellen wachrüttelt der im Gehirn seine Hochzeit feiert. Kennen tut den Bösewicht jeder Sportler, doch gesehen hat ihn noch nie einer. Nichtsdestotrotz werden gegen den unsichtbaren Gegner immer wieder bittere Schlachten ausgefochten. Die Rede ist vom inneren Schweinehund, der einem bei größter Anstrengung - vor allem wenn die Muskulatur übersäuert - das blanke Fürchten lehrt. In solchen Ausnahmesituationen besteht die eigentliche Kunst dann darin, belastende Sinnkrisen fernzuhalten und nicht darüber nachzugrübeln was einem schon alles weh tut. Läuft der "Motor" unrund und macht der Kopf Sperenzien kann u.U. die Moral dem Wortsinn nach unter die Räder kommen. Dann vermag nur noch ein mentaler Kraftakt bzw. eine clevere Selbstüberlistungsstrategie helfen aufflackernde Willensschwäche zu überwinden, um den inneren Schweinehund auszutricksen. Also Zähne zusammenbeißen bzw. Pobacken zusammenkneifen, Augen zu und durch. Solange die treibende Antriebskraft - der eiserne Willen - Herr der Lage bleibt, ist nichts verloren.

Illuminiert rasen Sportler in beiden Fahrtrichtungen durch's Mittertor. Die einen strömen bis in die Haarspitzen motiviert zum "Col de Stausacker", die anderen kommen schweißgebadet von ihrer Rundenhatz zurück zur Wechselzone. Derjenige, dem es beim körperlichen und mentalen Kampf am besten gelingt über Schwächephasen bzw. Tiefpunkte hinweg zu kommen hat einen Wettbewerbsvorteil gegenüber jenen, denen der Zwist mit der Selbstüberwindung weniger gut gelingt. Steht das Durchhalten auf Messers Schneide, dann ist positives Denken der Schlüssel zum Erfolg. Vergleichbar eines On- Off-Schalters zwischen Sieg und Niederlage kann das Gefühlspendel über die lange Wettkampfzeitdauer hinweg u.U. durchaus öfter in die eine oder andere Richtung ausschlagen. Hängt der Vorwärtstrieb am seidenen Faden zeigt sich, ob der innere Schweinehund die Oberhand behält oder nicht. 

Die körperliche wie mentale Belastung ist immens, soll doch rund um die Uhr beständig Höchstleistung geliefert werden. Besonders ist der Nacht spielt die Willenskraft nicht selten das Zünglein an der Waage. Am härtesten wird die zweite Nachthälfte empfunden, wenn sich Erschöpfung und Ermüdung wie ein bleierner Schleier auf die Psyche legt, und zu allem Übel sich die (vom Feiern erschöpften) Stimmungsmacher schlafen gelegt haben. Lenken keine Anfeuerungsschreie bzw. Musik mehr von der Schinderei ab, dann wird es bedrohlich still und einsam, was den Kampf am Limit auf ein unerträgliches Schmerz- und Stresslevel hebt. Bis zur einsetzenden Morgendämmerung kostet jede Runde noch mehr Überwindung - sprich Manpower - um über sich hinauszuwachsen und dem aufmüpfigen Schweinehund einen Maulkorb zu verpassen. 

Doch glücklicherweise findet jede Nacht mit einsetzender Morgendämmerung ihr Ende. Hat man seine Nightrides halbwegs gut überstanden und setzt die Dämmerung ein, dann erwachen flugs neue Lebensgeister. Blinzelt die aufgehende Sonne über der Befreiungshalle hervor, wandelt sich die Gemütsverfassung nach dem erlittenen Martyrium schlagartig in Zuversicht und (Vor-) Freude. Plötzlich scheint ein Ende in Sicht, obwohl das Rennen noch etwa 9 Stunden andauert. Das Licht am Ende des Tunnels richtet das Seelenleben unvermittelt wieder auf, während sich der innere Schweinehund schlafen gelegt hat. Alle Qual scheint vergessen, stattdessen entfacht die Dämmerung neue Motivationsschübe. Der Sinneswandel ist dem Tageslicht zu verdanken, da es das Schlafhormon Melatonin vertreibt und gleichzeitig dem Serotonin - gemeinhin auch als Glückshormon bezeichnet - Platz macht. Ratzfatz schaut die Welt gleich wieder rosiger aus.

Wechselzone

Abgesehen vom Stausackerer Berg gilt die Wechselzone gemeinhin als emotionalster Brennpunkt des Rennens. Nirgends sonst lässt sich die Gefühlsachterbahn von himmelhochjauchzender Euphorie bis Niedergeschlagenheit derart gut beobachten wie beim Fahrerwechsel. Das größte Sportevent im Landkreis Kelheim strahlt auch deshalb eine faszinierende Magie aus, weil man aus der Zuschauerperspektive mitten drin als nur dabei ist. Die Wechselzone markiert den Beginn einer jeden neuen Runde, bei der die Zuschauer die unglaublich aufregende Liveshow der Staffelstab-Übergabe aus unmittelbarer Nähe beobachten können. Dabei ergeben sich berührende Gänsehautmomente wie auch belustigende Situationen, wenn die abgekämpften Fahrer mit geschultertem Rad total überhastet den Holzbalken überspringen und im Getümmel gestresst nach ihrem Teamkollegen Ausschau halten. 

In der Wechselzone herrscht stetes Kommen und Gehen wie im Taubenschlag. Knisternde Spannung liegt in der Luft. Um möglichst wenig Zeit zu verlieren ist der Druck groß möglichst schnell seinen Teamkollegen zu sichten. Deshalb herrscht hier andauerndes Geschrei und wildes Gestikulieren, wobei sich mitunter erheiternde Szenen abspielen. Fliegt z.B. der symbolische Staffelstab (i.d.R. eine Trinkflasche) über die Köpfe Wartender hinweg anstatt in der Hand der anvisierten Person zu landen mag das Missgeschick für die Zuschauer eine Belustigung sein, über das die Betroffenen indessen weniger amused sind. 

Der hektische Fahrerwechsel ist ist ein emotionsgeladener - bisweilen auch ein hochdramatischer - Moment, weil die Uhr auch im Stillstand unerbittlich weiter tickt. Findet man seinen Teampartner nicht sofort - was des öfteren passiert - erhöht sich jede Sekunde die Lautstärke um einige Dezibel. Wehe dem der Partner hat verschlafen und lässt einem quasi im Regen stehen - was hin und wider auch vorkommt - dann ist die Kacke am Dampfen. Das ungeduldige Warten auf die "Wachablösung" ist ein sich tausenfach wiederholendes Ritual. Nach der "Staffelstabübergabe" entlädt sich für den schweißüberströmten Ankömmling beim abrupten Touchdown jäh die Nervenanspannung. Der Gestartete hingegen befindet sich im konzentriert-explosiven "Take-off-Modus". Nachdem die Kontaktmatte die Zeitmessung ausgelöst hat, entschwindet er meist unter tosendem Beifallsklatschen dem Bierzelt. In Sprintmanier wird zum Mittertor hoch beschleunigt und wenige Hundert Meter später der Anstieg zum "Col de Stausacker" volle Kanone rauf geheizt. 

Praktisch: auf überdimensional großen Monitoren auf der Ladefläche eines LKW'w können sämtliche Zeiten live mitverfolgt bzw. die jeweiligen Platzierungen je Runde direkt nachvollzogen werden.

Das Schönste kommt zum Schluss

Es ist ein Wahnsinnsfeeling, wenn die letzte Runde vor Zielschluß beendet wird und die andauernde Nervenanspannung bzw. Rennhektik Geschichte ist. Senkt sich am Sonntag 14.00 Uhr in der Wechselzone die Zielflagge, wird den Hobbysportlern ganz ungewohnt Lob und Anerkennung zuteil, was das Selbstwertgefühl auf eine neues Level Ebene. Bäääm, der Sack ist zu! Das himmlische Paradies auf Erden ist Wirklichkeit geworden. Ein unfassbarer Augenblick, bei der die gestresste Psyche und der geschundene Körper ihre "Payback-Karte" in Form einer Glückshormonausschüttung erhalten. Die Riesendosis an Endorphinen verfehlt ihre berauschende Wirkung wahrlich nicht. Wer den Glückshormonflash einmal erlebt hat, will dieses überwältigende Gefühl immer wieder erleben. Allein für diesen Glücksmoment - bei dem nicht selten Freudestränen fließen - nimmt man die unsägliche Schinderei bis zur totalen Erschöpfung liebend gern in Kauf. Dass man Höhen und Tiefen erlebt, gehört bei 24 Stunden Rennen einfach dazu. Ein unbeschreibliches Happy-End, das als Belohnung für all die erlittenen Strapazen quasi auf dem Silbertablett serviert wird. Total erschöpft fällt man seinen Leidensgenossen überglücklich und erleichtert in die Arme und schwört hoch und heilig, niemals sowas Verrücktes wieder zu tun. Unter Sportlern gemeinhin ein Vorsatz von überschaubarer Dauer, denn die felsenfeste Absicht beginnt wider Erwarten rasend schnell zu bröckeln. 

 Stimmungsbarometer 

Wie das häufig im Leben so ist, kommt das Beste zum Schluß. Überglücklich liegen sich Teamkollegen, Freunde und Verwandte - ja sogar Konkurrenten - in den Armen. Jeder darf sich ohne Umschweife als Sieger fühlen. Erschöpfte, aber glückbeseelte Gesichter sprechen Bände. Mit einem Schlag entladen sich die Glückshormone und tragen ihre freudestrahlende Wirkung sichtbar nach außen. Dopamin, Serotonin, Endorphin und Oxytocin lösen eine unsägliche Freude über die vollbrachte Leistung aus. Umso grenzwertiger der Ausdauerkampf war, desto euphorischer der Glückshormonrausch. Beides ist eng miteinander verwoben, von deren Wechselbeziehung gerade Ausdauersportler ein Lied davon singen können. Umittelbar nach Rennschluß bricht trotz totaler Erschöpfung das euphorische Glücksgefühl sämtliche Dämme. Nirgends sonst kommt der wissenschaftlich belegte kausale Zusammenhang zwischen Quälfaktor und Triumphgefühl so stark zum Ausdruck wie im Zielfinish ist, d.h. umso härter das Leiden war desto berauschender das Glücksgefühl. So wie ein Vulkan ausbricht und Lava ausspuckt entlädt sich in diesen Momenten eine wahre Gefühlsexplosion, die sich neuronal  tief ins Gedächtnis einbrennt. Daraus speist sich auch das "Suchtverhalten", solche Momente immer wieder erleben zu wollen. Wie heißt es so schön: der Schmerz vergeht - die Erinnerung bleibt.

Jeder Teilnehmer ist ergriffen, ja von dem Glücksgefühlschwall mithin sogar regelrecht überwältigt. Und weil die Früchte dieses Ausnahmezustands so hoch hängen und sie weder zum Nulltarif zu haben geschweige käuflich zu erwerben sind, spiegelt das wunderbare Geschenk die redlich verdiente Belohnung für den Sportler wider. Mit anderen Worten: ohne Leistungs-Input (Training) kein emotionaler Glücks-Output. Das Erfreulichste daran: das berauschende Glücksgefühl ist losgelöst von jeglicher Platzierung, d.h. überlicherweise liefert jeder Teilnehmer seinen menschenmöglichen Beitrag am Rand seiner Leistungsfähigkeit. Ergo ist jeder Sportler am gefühlsmäßigen Gabentisch "Begünstigter" und darf demenstprechend sein Glücksgefühlsgeschenk in Empfang nehmen:-). Dass dem tatsächlich so ist zeigt sich darin, weil im Ziel alle Teilnehmer um die Wette strahlen.

Ansatzlos geht die innere Anspannung und der erlebte Rennstress in entspanntes Glücksgefühl über. Die Emotionen sind von Genugtung, Freude, Demut und Stolz geprägt. Jener Moment, der das neuronale Belohnungszentrum - als zentraler Impulsgeber des menschlichen Handelns - aktiviert. Letztlich ursächlich dafür, das hirneigene Kontrollinstanzen - und somit rationales Denken - überlagert, was das ausgelöste Suchtverhalten begründet. Da die Aktivierung des Belohnungssystems irrationales Handeln fördert erklärt, weswegen wir mitunter "verrückte" Dinge tun die sogar Risiken oder Gefahren ausblenden und uns innerlich drängen dasselbige immer wieder zu tun. Gleichzeitig erklärt es aber auch, warum Außenstehende - gemeint sind Nichtsportler - über solche, für sie unerklärliche Tortur die Nase rümpfen. Hat man noch nie diese emotionale Selbsterfahrung am eigenen Körper verspürt kann auch keine Empathie entwickeln, weswegen ein (Extrem-) Verhalten (warum bürdet man sich so etwas auf?) auf dem das ausgelöste Glücksgefühl basiert schlicht und ergreifend nicht nachvollziehbar ist. Dies ist der Grund, warum gutgemeinte Erklärungsversuche seitens des Sportlers von vornherein zum Scheitern verurteilt sind.

Bilder sagen mehr als tausend Worte...

Überschwängliches Glücksgefühl übertüncht das gesamte Strapazenbündel der zurückliegenden Stunden mit dem (verrückten) Erkenntnisgewinn, nächstes Jahr wieder in Kelheim zu starten. Dass der Laie am gesunden Menschenverstand zweifelt mögen wir Sportler ihm mit einem Augenzwinkern nachsehen. 

Die frenetische Stimmung in der niederbayerischen Donau-Stadt entlang der Feiermeilen-Hotspots, im Bierzelt und der Wechselzone reisst jeden mit. Musik, Gesänge und Anfeuerungsrufe lösen im Eifer des Gefechts Begeisterungsstürme bei den Zuschauern und Motivationsschübe bei den Sportlern aus. Der Zündfunke springt sowohl auf die Fans als als auch auf die schweißgebadeten Rennfahrer über. Eine gefühlsbetonte Wechselbeziehung, die im brodelnden Stimmungskessel das Salz in der Suppe der Veranstaltung ausmacht. Wenn sich die "Gladiatoren" die Kante geben und am Rand der Leistungsfähigkeit auf Biegen und Brechen um Sekunden fighten und keinen Milimeter herschenken, herrscht in der Altstadt der absolute Ausnahmezustand. Gäb's ein sensorisches Stimmungsbarometer, dann würde der Pegel wohl durch die Decke gehen. "Da geht's zu wie beim Sechs-Tage-Rennen, nur im Freien", sagt RSC-Ex-Vorstand Klaus Roithmeier: "Dazu trägt sicher auch unser umfangreiches Rahmenprogramm bei, mit Festzelt, Party und mehr...". 

Des einen Freud, des anderen Leid könnte man sagen. Während sich die einen bis zur totalen Erschöpfung verausgaben, bekommt die Zuschauermenge eine unterhaltsame Liveshow - sprich Spektakel - geboten. Der Begriff Spektakel (lateinisch "spectaculum") trifft den Nagel auf den Kopf, da er ein Ereignis bezeichnet das großes Aufsehen erregt. Emotionen schlagen hohe Wellen, völlig egal ob man das Rennen als Zuschauer betrachtet oder selber in die Pedalen tritt. Lange Rede kurzer Sinn: beim Race24 ist man mittendrin statt nur dabei!

Im Schoss der "Mannschaft-Homebase-Bubble"

Besucher haben Zugang zu den sogenannten Backstagezonen. Gemütlich durch's Fahrerlager schlendern und dabei authentische Einblicke in den abgeschotteten Kosmos der Teams erhaschen, eine solche Gelegenheit bietet sich nicht alle Tage. Der Blick hinter die Kulissen verrät, wie im abgekapselten "Wohn- und Schlafzimmer-Bereich" das organisierte "Chaos" abläuft. Auf Zuschauer lösen die aufgebauten "Mannschaftsburgen" einen interressanten Hinguckereffekt aus, für Sportler indes ist es ein erholsamer Hort, der das Gemeinschaftsgefühl fördert.

Nach jedem "Kampfeinsatz" erfolgt ein mentaler Rückzug, bei dem die Systeme runtergefahren werden, bevor es wieder heißt neue Runde neues Glück. Beine hochlegen, sich erholen oder ein Nickerchen halten, die Energiespeicher auffüllen und die letzte Runde nochmals Revue passieren lassen, bevor die Vorbereitung für den nächsten Einsatz beginnt. Recht viel mehr als Abschalten, Relaxen, Schwätzchen halten, sich mit seinen Teamkollegen austauschen und gelegentliche Powernaps halten geschieht in der Rückszugszone eigentlich nicht. Solche regenerative Auszeiten flößen dem malträtierten Körper frische Energien ein und stellen zur Balance das Gleichgewicht zwischen Leistung und Entspannung wieder her. Doch erst nachdem alle erforderlichen "To Do's "erledigt sind, beginnt die effektive Entspannungszeit. Wenngleich die nutzbare Ruhezeit nach Abzug des Orga-Klimbims sowie die An- Abfahrt- und Wartezeit in der Wechselzone auf ca. 1 Stunde schmilzt, so vitalisiert dieser kurze Zeitraum dennoch den Organismus und macht den Kopf für den nächsten Turn frei. Nervtötend nur, wenn ein hoher Adrenalinspiegel dazwischen funkt und das "Runterkommen" partout erschwert. So vorteilhaft beim Renneinsatz ein hoher Adrenalinpegel ist (verkürzte Reaktionszeiten, Schmerzlinderung), verhindert das ausgeschüttete Stresshormon ein zügiges Einschlafen. Tipp: Entspannungstechniken oder Massagen verschaffen Abhilfe.

Die rasende "Wohngemeinschaft" gleicht einer "Homebase-Bubble" in der man nicht nur zur Ruhe kommt, sondern der Fahrerlagerplatz fungiert  zudem als Echokammer zwischenmenschlicher Beziehungen. Soziale Kompetenz spielt eine entscheidende Rolle, da Teamspirit und Teamgeist die Stimmung hebt und damit auch die Psyche positiv beeinflusst. Es wird palavert, der Rennverlauf besprochen, Freud & Leid & ggf. Enttäuschung mit seinen Leidensgenossen geteilt, das Ranking gecheckt, Taktiken geschmiedet und in aller Seelenruhe gefuttert und getrunken. Schließlich sollen die Glykosespeicher immer rechtzeitig mit leicht verdaulichen Energielieferanten aufgefüllt werden, denn wie heißt es so schön: ohne Mampf kein Kampf! Hungerast wie Deydration sind die Erzfeinde eines jeden Radfahrers. Wem solch ein Malheur - ausgerechnet bei einem 24 Stunden Rennen - widerfährt hat schlechte Karten, da kurzzeitige Erholungspausen keine vollständige Regeneration garantieren.

Worüber eigentlich keiner spricht, aber im Teamsport dennoch präsent ist: in Bezug auf Rundenzeiten versucht jeder verständlicherweise seine Teamkollegen zu übertrumpfen, schließlich möchte sich keiner die Blöße geben. Schaden tut der interne Wettstreit beileibe nicht, weil gegenseitiges Anstacheln zu Höchstleistungen antreibt, was letzten Endes zu einer besseren Platzierung verhilft. Dem Teamziel ist alles unterzuordnen, d.h. es genießt oberste Priorität. Diesbezüglich bewahrheit sich der Musketenspruch aus dem französischen Roman »Die drei Musketiere«: "Unus pro omnibus, omnes pro uno", dessen lateinische Phrase übersetzt soviel bedeutet wie "Einer für alle, alle für einen". 

Es ist eine Frage der Ehre bzw. die sportliche Fairness gebietet es, dass Teamfahrer den Einzelfahrern im Windschatten Unterschlupf gewähren, ohne sie zwingend an der Führungsarbeit zu beteiligen. Von dieser Allianz profitiert jeder Einzelne, weil es zum einen Energie spart und zum anderen bessere Rundenzeiten verspricht. Was zunächst wie ein Widerspruch aussieht, erweist sich bei näherer Betrachtung als nützlicher Synergieeffekt. Denn trotz Konkurrenzdruck dient die teamübergreifende Zusammenarbeit dem eigennützigen Interesse. Konsequente Zusammenarbeit hilft etwaige Nachfolger die einem die Gesamtplatzierung streitig machen wollen, auf Abstand zu halten.

Natürlich ergeben sich immer wieder Rennkonstellationen, die überraschende Attacken und Ausreißversuche provozieren. Fehlen Absprachen das Tempo rauszunehmen, läuft alles auf ein brutales Ausscheidungsrennen - manchmal sogar auf einen Schlusssprint - hinaus. So geschehen 2023 (siehe unten unter Podestplatzierungen). Attackieren Fahrer urplötzlich und suchen ihr Heil in der Flucht, lösen sich taktische Zweckbündnisse binnen Sekunden in Luft auf. Um sich das Leben zu erleichtern ist es insbesondere unter Führungsteams nicht unüblich, z.B. über Nacht einen "Nichtangriffspakt" zu schmieden. Verlässlich oder gar verbindlich sind solche Teamabsprachen freilich nicht,  d.h. ein mündlich vereinbarter "Waffenstillstand“ kann jederzeit ohne Wenn und Aber blitzschnell gebrochen werden. Die ansatzlose "Aufkündigung" mag moralisch verwerflich wirken, doch rein renntaktisch betrachtet dürfte die Entscheidung zwischen Moral oder Pokal wohl eindeutig ausfallen. Ist ein Überraschungsangriff von Erfolg gekrönt, wird die Tempoverschärfung für den Nachfolger zum Verhängnis. Wurde er kalt erwischt und unvermittelt in den Wind gesetzt ist es - wenn überhaupt - nur mit größter Kraftanstrengung möglich eine aufklaffende Lücke wieder zu schließen. Verfügt das "gelackmeierte" Team ausreichend Kraftressourcen, kann sich das Blatt aber mit einer "Retourkutsche" wiederum wenden.

Startrunden-Video

TVA-Videobeitrag zum 24 h Rennen

Die Flachpassage im Altmühltal führt i.d.R. zu Zweckgemeinschaften. Windschatten spart wertvolle Energie und verspricht obendrein bessere Rundenzeiten als ein zermürbender Soloritt.

Podestplatzierungen 2023

Der RSC Kelheim landete in der Herren-Staffel denkbar knapp hinter Topfavorit Team Baier Landshut (58 Rd. 951 Kilometer) und vor KFS-Racer Praxis Fiedler. Der Rennverlauf hätte sich dramatischer nicht entwickeln können, da sich die Top-Teams permanent in Schlagdistanz belauerten. Tatsächlich wurde das Rennen unter drei zeitgleichen Teams quasi auf der letzten Rille erst auf der Finalrunde mit einer beherzten Bergsprint-Attacke entschieden. Team Baier Landshut (54 Rd., 886 Kilometer) heimste auch in der Mixed-Wertung das beste Resultat ein. Bei den Damen hatten die Schneider Weisse Racemädels powered by RSC Kelheim (52 Rd., 853 Kilometer) bei den Damenstaffeln die Nase vorn. Platz zwei ging an Radsport Team Gaimersheim My-Painless-Sport.de (52 Rd.). 

Team Herren

TEAM BAIER LANDSHUT E.V. 58 Runden 

RSC KELHEIM 1, 58 Runden

KFS-RACER PRAXIS FIEDLER, 58 Runden

Team Damen

SCHNEIDER WEISSE RACEMÄDLS POWERED BY RSC KELHEIM (52 Rd.)

RADSPORT TEAM GAIMERSHEIM 'MY-PAINLESS-SPORT.DE' (52 Rd.)

DIE 5 SENFTASTISCHEN FÜR HÄNDLMAIER UND PAUL (47 Rd.)

Team Mixed

TEAM BAIER LANDSHUT E.V. MIXED (54 Rd.)

MEGA-LINE RACING ELECTRONIC (53 Rd.)

REISEBÜRO PETSCHL (53 Rd.)

Team Senioren

RTG MASTERS - RADL-CENTER STÖCKL TAUFKIRCHEN (53 Rd) 

RVN FREISING (50 Rd.)

RC TEAM BABO ABENSBERG 1 (49 Rd.)

Einzel Herren

RITTER Samuel (44 Rd.) 

SCHWISTER Karsten (43 Rd.)

ZIMMERMANN Ulf (42 Rd.)

Einzel Damen

STOCKBAUER Katharina (40 Rd.)

IPFELKOFER Melli (34 Rd.)

NUSSER Anna (31 Rd.)

Einzel Herren Senioren

GARTNER Günter (44 Rd.)

GHOST Sam (43 Rd.)

SCHERRER Peter (43 Rd.)

Einzel Damen Senioren

ALBER Dagmar (26 Rd.)

HARTMANN Sabine (10 Rd.)

Veranstalter   

RSC Kelheim e.V.
Bergstraße 57
93309 Kelheim

http://www.race-24.de