Grenzenlos alles im Fluss

Der Bayerische Wald verfügt im größten zusammenhängenden Waldgebirge Mitteleuropas nicht nur bergiges Terrain wie mancher glauben mag. Das Mittelgebirge verfügt besonders im Naturpark Oberer Bayerischer Wald etliche flache Flusstäler, weitläufige Hochebenen, sanft geschwungene Hügellandschaften, aber auch ein bergiges Geländerelief. Dadurch spricht die Topographie ein sehr breit gefächertes Leistungsspektrum der Radfahrer an. In der Further Senke des Hohenbogenwinkels, dem Lamer Winkel zwischen Osser und Großer Arber und dem Kötztinger Land bleibt man trotz Mittelgebirgscharakter von Steigungen weitestgehend verschont. Für E-Biker relativieren sich ohnehin die Kriterien Reichweite bzw. Steigungen, da ihnen der Antriebsschub sprichwörtlich über den Berg hilft. Wie dem auch sei, stellt sich im Wohlfühltempo entlang dem mäandernden Chamb, der Schwarzach, Regen, Weißer Regen und Schwarzer Regen rasch ein entspanntes Genussfeeling ein. Radwandern in dieser abgeschiedenen Naturkulisse macht eben nicht nur Spaß sondern verspricht inspirative und meditative Tiefenentspannung. Dies entfacht Lebensfreude, bei der der Organismus eine wahre Frischzellenkur durchläuft. Energetisch kommt im Angesicht majestätischer Tausendergipfel alles in Fluss, was vitale Energien freisetzt und polare Kräfte des YIN und YANG ins Gleichgewicht hievt. Dementsprechend sind hier in intakter Natur reihenweise Genuss- und Familienradler und bepackte Etappenradler aus Nah und Fern mit großer Begeisterung unterwegs. Das schöne Fleckchen Erde ist nicht nur reich mit Naturschönheiten gesegnet sondern die Einheimischen pflegen und leben über Generationen hinweg hingebungsvoll die Kultur, Tradition und Brauchtum. Touristen profitieren davon in erheblichem Maß. So widmet sich z.B. der Festspiel-Radweg einem Themenspektrum. Manche Tour quert historische Orte bzw. führt an Burgen, Schlösser, Kirchen und Museen vorbei. Wer Zeit mitbringt kann sich den Relikten aus vergangenen Epochen wissbegierig zuwenden.

Das Landschaftskino

Nehmen sie Platz in der (Sattel-) Loge und wundern sie sich nicht, wenn man vor lauter Ausblicke und Eindrücke gar nicht mehr von seinem Gefährt steigen möchte. Lichtdurchflutete Wälder, plätschernde Wildbäche, kristallklare Gewässer, bizarre Felsformationen und atemberaubende Aussichtspunkte betören derart die Sinne, dass die Kurbelleistung beim lässigen Dahingleiten zeitweise gar nicht mehr wahrgenommen wird. Treten-Staunen-Genießen. Dies rüttelt die Begeisterungsfähigkeit wach und schafft Lust auf mehr. Dasselbe beschwingte Fahrgefühl wie es sich bei flachen Flussradwegen einstellt versprechen auch nivellierte Bahntrassen-Radwege. Falkenstein-Radweg, Donau-Regen-Radweg sowie Regental-Radweg zwischen Blaibach und Viechtach erschließen verstreckte Winkel dieser Gegend welche mit dem Auto unerreichbar sind. 

Im Landschaftskino bestimmt der radelnde Naturliebhaber nach Lust & Laune sein Tempo und somit die Geschwindigkeit mit der der Film vor seinen Augen abläuft. Die Natur spielt den Regisseur, während der Beobachter es in der Hand hat wie stark die Sinne auf Empfang geschaltet sind. Passende Routen zu finden dürfte bei dem dichten Radwegenetz weniger ein Problem. Die Routenwahl artet eher in die Qual der Wahl aus. Je nach Ambition, Kondition, Vorliebe und Zeit können Tagestouren bedürfnisorientiert geplant werden. Ob der Bayerwald auf dem Regental-Radweg - respektive Fernradweg München-Regensburg-Prag - durchquert oder Sternradeln von einem fixen Startpunkt aus in Betracht gezogen wird ist die Frage der persönlichen Präferenz. Im Kern geht es eigentlich immer um dasselbe, nämlich den Gehirn-Akku fernab von Alltagshektik und Verkehrslärm aufzuladen und den Körper fit zu halten um am Ende einer Tour sich glücklich und ausgeglichen zu fühlen.

Machen wir einen Schnitt und wenden uns der sportiven Rennadlern und Mountainbikern zu, die sich gänzlich in einer anderen Welt bewegen. Gewöhnlich tingeln sie weniger gedankenversunken und gemütlich als vielmehr leistungsorientiert durch die Lande. Gerne wird eine forschere Gangart angeschlagen um die Berge kraftvoll hoch und rasant runter zu jagen. Was gemütlichen Genussradlern im sanften Gelände recht ist, kann ambitionierten Rennradlern oder trailverliebten Mountainbikern im bergigen Terrain nur billig sein, d.h. das eine schließt das andere in dieser von Gegensätzen geprägten Landschaft nicht aus. Sportfreaks schauen hier ganz und gar nicht mit dem "Ofenrohr ins Gebirge" wie man in Bayern zu sagen pflegt. Herausforderungen deren Höhenmeteprofile selbst durchtrainierten Cracks gehörig Respekt abnötigt, gibt es auf der Straße wie auch im schroffen Gelände zuhauf. Ein kapillares Wegenetz macht den Naturpark Oberer Bayerischer Wald zum Paradies für Mountainbiker. Wer indes mit dem Rennrad an seine Grenzen gehen möchte und die Challenge unter seinesgleichen sucht, dem bietet z.B Deutschlands größte Radtouristikveranstaltung - der Arber - Radmarathon - die ideale Bühne dafür. Vier der fünf beschilderten Routen (100-250 km) tangieren die hiesige Radregion. Auch die eher familiär geprägte Radtourenfahrt (RFT) in Mitterdorf bei Roding erfreut sich großem Zulauf. 

Urbane Radwege-Schnittstellen für Sternradtouren 

Die tausendjährige Handelsstadt Cham, die Drachenstichstadt Furth im Wald, die Kurstadt Bad Kötzting, der Luftkurort Lam und die schmucke Gemeinde Lohberg unterhalb des Osser und Arber gelegen glänzen mit einer Routenvielfalt die für eine längere Aufenthaltsdauer lohnenswert sind. abwechslungsreiche Sternradeltouren ermöglichen. Zudem weisen diese Urlaubsorte eine breit gefächerte Beherbergungskapazität auf die nahezu allen Ansprüchen gerecht wird. Tagsüber radeln und abends durch den Ort bzw. Parkanlagen bummeln. Die Vorteile eines Radurlaubs mit fixem Übernachtungsort liegen auf der Hand: kein tägliches Ein- Auschecken, kein umständliches Ein- Auspacken und kein lästiger Gepäcktransport. Einerseits das gewohnte Umfeld im Ferienort sowie seiner bezogenen Unterkunft genießen, andererseits auf täglich wechselnden Radwegen bzw. Rundtouren erlebnisgeschwängerte Eindrücke erfahren. Argumente, weswegen diese Urlaubsform laut ADFC-Radreiseanalyse stark im Kommen ist.

Servicekette

Wieso die Urlaubsdestination bei Radtouristen so hoch im Kurs steht und einen hohen Stammgästeanteil aufweist hat neben dem Radwegenetz und der beeindruckenden Landschaft weitere Gründe. So fußt die vorbildliche radtouristische Infrastruktur auch auf qualitätsgeprüfte Gastgeber wie z.B. Bett&Bike Betriebe, Radverleihstationen, E-Bike-Tankstellen, ausgebildete Touren-Guides und dem reichhaltigen gastronomischen Angebot. Der Landkreis Cham hat sich dem Radtourismus verschrieben, d.h. die Branche hat sich optimal auf Radreisende eingestellt. Orientierungsprobleme dürften durch die einheitliche Wegmarkierung des 1 200 km umfassenden Radwegenetzes nicht aufkommen. Wer sich trotzdem nicht allein auf die Beschilderung verlassen möchte kann sich mit Touren-Tracks bzw. brandneuer Radkarte wappnen. Dann wird das Navigieren tatsächlich zum Kinderspiel.

Überdies bietet der Gemeindeverbund Arnschwang, Arrach, Bad Kötzting, Blaibach, Chamerau, Grafenwiesen, Hohenwarth, Lohberg, Miltach, Neukirchen b. Hl. Blut, Rimbach, Stamsried, Waldmünchen und Zandt gegen Vorlage der Gästekarte Urlaubsgästen die kostenlose Beförderung mit Bus (VLC) und Bahn an das die umfangreiche Servicekette ergänzt. Die Nutzung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs schont nicht nur zuliebe des reduzierten Ökologischen Fußabdrucks die Umwelt den Geldbeutel, sondern erweitert den Aktionsradius ganz erheblich. Einzig für den Radtransport werden € 3.00 fällig. 

Grenzüberschreitende Radtouren

Destinationsübergreifende Abstecher in angrenzende Regionen bzw. grenzüberschreitende Touren in den Böhmischen Wald bieten sich an. Routen bzw. Rundtouren lassen sich gut mit dem grenznahen Tschechien ideal verknüpfen. Wer dagegen längere Etappentouren plant dem bietet der München-Regensburg-Prag-Radweg bzw. der 10 400 km lange Iron Curtain Trail (EuroVelo 13) von der Barentsee (Norwegen) bis zum Schwarzen Meer (Rumänien)  - welcher Ostbayern zwischen Waldsassen und Haidmühle tangiert - geradezu eine Superlative an Entfaltungsmöglichkeit. Sozusagen grenzenloser Radlspaß.

Kulinarik

Tja was wäre Radfahren ohne zünftige Einkehr? Stundenlanges Kurbeln macht schließlich hungrig und leert die Elektrolytspeicher. Regionaltypische Speisen, Mineralwasser, Saftschorle, Radlerhalbe oder kupferfarbenes Bier ist die verdiente Belohnung die man sich guten Gewissens nach einer schweißtreibenden Radtour gönnen darf. Dies macht natürlich umso mehr Spaß wenn man von offenen Menschen, die für ihre Gastfreundschaft bekannt sind umgeben ist. Und das, wo das Bayerische Reinheitsgebot - die älteste, noch heute gültige Lebensmittelesetzgebung der Welt - sein 500 jähriges Jubiäum feiert. Tipp: alkoholfreies Weißbier gilt als perfekter Durstlöscher, weil das kalorienarme istotonische Getränk B-Vitamine wie Folsäure, Magnesium und Kalium enthält die den Regenerationsprozess beschleunigen. 

Umweltschonender Urlaub vor der eigenen Haustüre liegt voll im Trend. Satteln sie auf, und begegnen sie den vielfältigen Reizen von Landschaft und Kultur des Naturpark Oberer Bayerischer Wald. Radfreundlichkeit wird mit Sachverstand und Herz gelebt, d.h. die Urlaubsregion hat sich auf die speziellen Bedürfnisse der Radfahrer perfekt eingestellt. Wie man sieht genießt der Titel <Grenzenlos alles im Fluß> für die fabelhafte Radlerregion mehrfache Bedeutung. Radfahrvergnügen in vollendeter Form. Willkommen im Schoß der unberührten Natur!