»Dreisesseltour« - Gipfelspaß hoch³ im Dreiländereck

Bild: Gipfelpanorama vom Hochstein

Start- und Zielort der Dreisesseltour ist Haidmühle, aber es kann natürlich genauso in der Gemeinde Neureichenau gestartet werden. Der Landstrich liegt in einer sanften Talmulde unweit der Grenze zur Tschechischen Republik im Bayerischen Wald, wo im Dreiländereck Ostbayern, Südböhmen (CZ) und das Oberösterreichische Mühlviertel (A) aufeinandertreffen. Die reizvolle Kultur- und  Waldlandschaft - fern von Ballungszentren - bietet Radfahrern und Mountainbikern ein traumhaftes Terrain, das nachweislich auch noch eine der reinsten Luftqualitäten Deutschlands verfügt. Der gediegene Freizeit- und Erholungswert in der abgeschiedenen Naturlandschaft wirkt binnen kürzester Zeit wie Balsam für die Seele. Erst recht, wenn die Antriebslust entfacht ist, man sich voller Elan in den Sattel schwingt und jegliche Alltagssorgen hinter sich lässt.

Bild: Katholische Pfarrkirche St. Maximilian in Haidmühle. 

Vorfreude auf die Dreisesseltour ist berechtigt, denn jede Kurbelumdrehung kann in der wildromantischen Berglandschaft genüsslich ausgekostet werden. Allerdings hat der liebe Gott vor dem Genuss bekanntermaßen den Schweiß gesetzt, wenngleich nach dem Gipfelsturm adhoc die Erkenntnis reift, wie sehr sich der körperliche Einsatz trotzdem gelohnt hat. Fünfhundert Höhenmeter am Stück sind kein Pappenstil, doch sobald berauschende Endorphine freigesetzt sind und die euphorisierende Wirkung einem auf Wolke Sieben schweben lassen, macht es die Kraftanstrengung des neun Kilometer langen Uphills total vergessen. Ganz nach dem Motto - erst die Arbeit, dann das Vergnügen - darf man mit Genugtung sich über seine vollbrachte Leistung freuen und in innerer Zufriedenheit schwelgen. Ganz zu schweigen vom atemberaubenden Panorama, das sowieso die Sinne betört. Jedenfalls erlebt man im Dreisesselgebiet ein sagenhaftes Natur- und Gipfelerebnis, das mit Einkehr im Biergarten des Bergasthofs sein i-Tüpfelchen aufgesetzt bekommt. Dabei ist das bei weitem noch nicht alles, denn nach dem knackigen Aufstieg folgt ein epischer Tiefenmeterrausch, der den Glückshormonpegel pusht. In diesem Sinne passt der bayerische Dialektspruch: "Probierst es, dann gspürst es". Grund genug, die Dreisesseltour auf seine Bucket List setzen. 

Streckenportrait

Der Dreisesselberg (1.333 m) - einer der imposantesten Aussichtsgipfel im Bayerischen Wald - ist zumindest für sogenannte "Biobiker" keine lockere "Kaffeefahrt". Erst recht, wer mit seiner Fitness hadert, doch konditionelle Defizite lassen sich mit einem E-Bike wundersam ausgleichen. Wer also nicht an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gehen möchte, nimmt ganz nonchalant auf dem E-Bike Platz. Andererseits gilt aber auch, dass es schon ein sehr spezieller Kick ist, an die eigenen Grenzen zu gehen und danach ein befriedigendes Selbstwertgefühl zu spüren. Wie dem auch sei, die Dreisesseltour ist nahezu für jeden Radler machbar, d.h. sie stellt nicht wirklich ein unüberwindbares Hindernis dar. Nichtsdestotrotz sollte man die Bodenbeschaffenheit (insbesondere bei der Abfahrt) im Auge behalten. Je nach Witterung, kann trockener oder nasser Untergrund den Schwierigkeitsgradlevel nach oben oder unten schrauben. 

Bild: Hochstein (Dreisessel) 

Geschichtlicher Rückblick: in der unwegsamen Mittelgebirgsregion des Dreisesselmassivs streifte einst im 19. Jhrd. der weltbekannte Schriftsteller und Maler Adalbert Stifter (* 23. Oktober 1805 in Oberplan, Böhmen, † 28. Jänner 1868 in Linz) mühsam zu Fuß durch die mystischen Wälder. Von seiner Reiseerzählung "Aus dem bairischen Walde" (1867) stammt das treffliche Zitat: „Waldwoge steht hinter Waldwoge, bis eine die letzte ist und den Himmel schneidet.“ Adalbert Stifter setzte dem Dreisesselberg in seinem Roman "Witiko" und in seiner Erzählung "Aus dem baierischen Walde" (beide 1867), ein literarisches Denkmal. Seinen Berichten zufolge war der Dreisesselberg schon damals ein vielbesuchtes Wanderziel. Bereits im Jahr 1888 ließ die Sektion Dreisessel des Bayerischen Waldvereins dort das erste Schutzhaus errichten. Daneben entstand 1913 das heutige Gebäude, der Bergasthof Dreisessel. 

Der Gebirgskamm des Dreisessels erhebt sich südöstlich der Gemeinde Haidmühle bzw. nordöstlich der Gemeinde Neureichenau im Landkreis Freyung-Grafenau. Die Grenzlinie zu Tschechien verläuft nur wenige hundert Meter südöstlich des Gipfelplateaus. Das Dreiländereck D/CZ/A  befindet sich etwa drei Kilometer südöstlich des Dreisessels nahe des Plöckenstein und ist ausschließlich zu Fuß erreichbar (unbefahrbarer Wanderweg). 

Höchste Erhebungen des Dreisesselmassivs: Hochstein 1.333 m, Dreisesselfelsen 1.312 m, Plöckenstein 1.364 m 

Die Dreisesseltour ist nicht beschildert. Es handelt sich um eine individuell konzipierte Rundtour. Navigation nur mit downgeloadetem GPS-Track möglich! 

 Die Dreisesselstraße weist eine relativ gleichmäßige Steigung auf. Anfangs moderat, nach 4 km pendelt sie sich zwischen 5 - 7% - unterbrochen von flacheren Passagen - ein. Der Schlussabschnitt wird mit 7 - 9% bis zum Parkplatz etwas steiler. Doch der Hammer kommt zum Schluss, denn mit über 20% Steigung (Länge 250 m) zum Berggasthof Dreisessel zieht das Asphaltband schmerzhaft die Daumenschrauben an. Die Dreisesseltour ist zwar nur für Offroader geeignet, doch der Bayerwaldgipfel kann natürlich ebenso mit dem Rennrad/Trekkingbike/e-Bike auf der asphaltierten Dreisesselstraße befahren werden.

 Abfahrten vom Dreisesselgipfel auf teils ausgesetzten Pfaden erfordern fahrtechnische Fähigkeiten (SG S1 - S 2). Dies gilt vor allem dann, wenn der Untergrund aufgeweicht und rutschig ist. Alternativ kann der obere steilere Geländeabschnitt auf der Dreisesselstraße bis zu einer Höhe von 1085 m umgangen werden, um erst dann auf halber Strecke in den Waldpfad abzubiegen.  

Die »Dreisesseltour« hat es in doppelter Hinsicht in sich. Einerseits verlangt die knackige Bergtour ausgeprägte Klettereigenschaften samt einer guten Portion Leidensfähigkeit. Andererseits erwartet den schweißgebadeten Gipfelstürmer am Gipfeldach aber auch ein atemberaubendes Bilderbuchpanorama, das einen unweigerlich in den Bann zieht. Die vom Windbruch oder wegen Borkenkäferbefall abgestorbenen Bäume wirken auf den ersten Blick wie eine surreale, wenn nicht sogar gespenstige Szenerie. Gleichwohl ist zu beobachten, wie die Natur das zerstörerische Machwerk des Borkenkäfers durch nachwachsende Vegetation eine wundersame Heilung wie Phönix aus der Asche vollzieht. Tatsächlich schafft das Totholz Lebensraum für verschiedenste Arten von Tieren und birgt Schutz für nachwachsende Bäume. Bewundernswert, wie sich Mutter Natur ohne künstliche Eingriffe des Menschen nach und nach erholt und sich durch eine robustere Baumgeneration erneuert. Das umherliegende Totholz vermittelt den Eindruck, als befände man sich auf einem anderen Stern.

Blickrichtung über den »Nationalpark-FerienLand Bayerischer Wald«, Passauer Land und Deggendorfer Land.

Bild: verdientes Päuschen nach endlos langem Aufstieg unterhalb des Dreisesselfelsens (rechts TRANS BAYERWALD Wegepate Berthold vom RSC Waldkirchen).

Gipfelglück am Hochstein, der mit 1.333 Meter die höchste Erhebung des Dreisesselmassivs ist. Dementsprechend grandios ist das Panorama über das unermessliche Waldmeer des Böhmerwaldes und die Bayerwaldgipfel Haidel, Lusen, Rachel und Großer Arber. Bei guter Fernsicht erblickt man über das Inn- und Salzachtal bzw. über Donauebene hinweg sogar das Dachsteingebirge und Wettersteingebirge. Ein fesselndes Panorama, von dem man sich gar nicht satt genug sehen kann. Dementsprechend brennt sich der phamose Anblick ins Langzeitgedächnis ein. 

Der Berggasthof Dreisessel bietet eine gutbürgerliche Küche, sowie eine reichhaltige Auswahl an Eisspezialitäten und Kuchen, weswegen der Biergarten bei gutem Wetter in gesunder Höhenluft meist gut besucht ist.