Mehr als 5.000 Teilnehmer trotzten beim Arber-Radmarathon heftigen Regengüssen

Gut 5.000 Teilnehmer (davon knapp 1.000 Mountainbiker) trotzten beim Arber-Radmarathon unwetterartigen Regenschauern und böigen Winden. In Anbetracht der miserablen Wettervorhersagen - welche erwartungsgemäß die Nachmelderqoute erheblich dezimierte - war der Veranstalter (Veloclub-Ratisbona) über die recht hohe Teilnehmerzahl äußerst zufrieden. Jedenfalls ließen sich die hartgesottenen Sportler vom schlecht gelaunten Wettergott weder abschrecken, noch sonst irgendwie die Vorfreude vermiesen. 

Bild v.l.: MZ-Fotograf Uwe Moosburger, VCR-Vizepräsident Alexander Koller, Regensburgs Oberbürgermeisterin Frau Getrud Schmalz-Schwarzfischer, VCR-Präsidentin Barbara Wilfurth und Helmut Stadler (Seniorchef Zweiradcenter Stadler)

Brachiale Leistungswerte der Top-Athleten

Das Teilnehmerfeld weist beim Arber-Radmarathon enorme Leistungsbandreiten auf. Als radtouristische Veranstaltung gibt es aus versicherungsrechtlichen Gründen zwar weder eine offizielle Zeitnahme noch Siegerehrung dennoch gebietet es der Respekt, über die herausragenden Spitzenleistungen der schnellsten Fahrer zu berichten, zumal Deutschlands Radamateure ohnehin kaum im medialen Rampenlicht stehen.

Foto: Zieleinfahrt des schnellsten Fahrers der 250 km Strecke Tobias Kreuzer

Dass der schnellste Radsportler die Königsetappe trotz widriger Bedingungen in 6:47:30 mit einer durchschnittlichen Leistung von 263 Watt finishte ist aller Ehren wert. Der 22-Jährige Tobias Kreuzer aus Nittenau - Bundesligafahrer (Elite Amateure) vom Team VALEO IT by RSC88 - ließ den ambitionierten Rivalen keine Chance. Er setzte vom Start weg die Pace und fuhr nonstopp ohne Windschatten einen Bombenschnitt von 35.8 km/h.  

Bild: Zieleinfahrt der zwei schnellsten Fahrer der Kleinen Arberrunde (174 km). Vorne Paul Peter, Bundesligafahrer (Elite Amateure) vom Team VALEO IT by RSC88 in 4:51:46. Seine Ø Geschwindkeit betrug 36.9 km/h, die durchschnittliche Leistung 253 Watt. Im Schlepptau Teamkollege Georg Ziereis.  

Bild: Interview bei strömendem Regen, links Paul Peter, Team VALEO IT by RSC88, rechts Alex Koller (VCR-Vizepräsident)

Schnellster Fahrer der Bayerwaldtour (125 km) war Paul Feuerer, Bundesligafahrer (Elite Amateure) vom Team VALEO IT by RSC88 in 3:11:42. Die Ø Geschwindkeit betrug 37.8 km/h, die durchschnittliche Leistung 314 Watt. 

Blick zurück: bei der 37. ARM-Ausgabe 2020 wurde Robert Müller in 6 Stunden und 43 Minuten quasi "The King of Arber", obwohl wegen Baustellenumfahrungen die Distanz 260 km betrug). Letztes Jahr schaffte der 28-jährige Astrophysiker Mathias Lipka aus dem Landkreis Erding die Große Arberrunde in 6:45 Stunden. Damit blieb auch er zwar über dem inoffiziellen Streckenrekord von Markus Wilfurth (6:29 Stunden) aus dem Jahr 1999, doch dessen Streckendistanz war damals kürzer. Hinweis: aufgrund von Streckenverlegungen (Baustellen) variiert die Distanz, weshalb Zeitenvergleiche zu relativieren sind. Außerdem werden Spitzenfahrer in aller Regel von einem Versorgungsfahrzeug begleitet, weshalb sie ohne einen Fuß abzusetzen durchfahren können.  

Vom exorbitanten Leistungsniveau der Radsportamateure sind Breitensportler naturgemäß meilenwert entfernt. Klar ist, dass es der überwiegenden Mehrheit der Teilnehmer weniger um leistungsorientierten Wettkampfeifer als vielmehr darum geht, aus Spaß an der Freud die schönste "Nebensache der Welt" leidenschaftlich mit Gleichgesinnten auszuleben. So benötigen die meisten Hobbyfahrer über den Großen Arber in aller Regel etwa 9 - 10 Stunden bzw. für die Kleine Arberrunde ca. 6 - 8 Stunden. Anstatt ausnahmslos ein Hinterrad zu fokussieren und in Schnappatmung die Anstiege hoch zu jagen, lassen Hobbyradler gern die Blicke über die herrliche Naturlandschaft des Bayerwalds schweifen und nehmen sich auf den Verpflegungsstationen zum Rasten, Essen und Trinken die Zeit, um die Weiterfahrt mit neuer Energie fortzusetzen. Ambitionierte Leistungssportler und Hobbyradler bewegen sich zweifelsohne in zwei unterschiedlichen Welten.

Foto: den herrlichen Ausblick - etwa 1.5 km / 80 hm unterhalb der Maibrunner Höhe Richtung Elisabethszell - erhaschen die wenigsten Fahrer, da an dieser Stelle in geduckter Abfahrtsposition mit gut 60 km/h vorbei gerauscht wird. 

Petrus - der Spielverderber - hatte dieses Jahr kein Erbarmen. Einzig der relativ warmen Temperaturen wegen - das Thermometer kletterte von 14 Grad frühmorgends im Laufe des Tages auf 25 Grad, ließ klatschnasse Regenfahrten leichter verschmerzen. Im Prinzip war es aber weder zu warm noch zu kalt. Nur auf der nassen Straßenoberfläche war äußerste Vorsicht geboten. Insbesondere die Abfahrten verlangten hohe Konzentration und feinfühlige Bremsmanöver.

Foto: das Peloton fliegt frühmorgens auf der Flachpassage dem Bayerischen Wald entgegen. Erfahrungsgemäß lösen sich die dichten Startfelder auf den ersten Anstiegen im Bayerischen Vorwald nach und nach auf. Die Steigungsabschnitte zwischen Unterlichtenwald (KM 16) und Michelsneukirchen (KM 42) sorgen dafür, dass sich der dicht gedrängte Startpulk selbständig sortiert und den Tross zunehmend in ebenbürtige Leistungsgruppen aufdröselt (600 Höhenmeter). 

Die Raststation Untermiethnach (ehemals Saulburg) ist mit Abstand die größte Verpflegungsstation, weil sie von vier Streckenvarianten passiert wird. Die gut besuchte Labe verdankt ihre Popularität nicht allein dem leckeren Energyfood sondern ein stückweit auch dem Freibier, das hier in rauhen Mengen gezapft wird. In Verbindung mit dem ausgeschütteten Adrenalin, gerät die Rückfahrt ins 36 km entfernte Regensburg zumindest schmerzlindernder. 

Frisch gestärkt schwingt man sich motiviert wieder in den Sattel. Gemeinhin gehört es zur Normalität, dass sich hier und da gewisse Zipperleins melden. Aber Radsportler sind nunmal nicht aus Zuckerwatte, und wegen Müdigkeit bzw. Erschöpfung aufzugeben kommt sowieso nicht in Frage. Was an Trikots erkennbar wird: der Arber-Radmarathon aktiviert Mitglieder aus unterschiedlichsten Vereinen (vorwiegend aus der Oberpfalz und Niederbayern), was das Event zum radsportlichen Schmelztiegel macht. Mancher Zeitgenosse reist aus ferner Gegend an, um bei Deutschlands größter Radtouristikveranstaltung dabei zu sein. Der Dialekt verriet auf die Frage wie die Veranstaltung gefällt ("a lässige Gschicht") die Herkunft aus Österreich. Auf alle Fälle kennt die Strahlkraft des Mega-Events keine Grenzen.

An der letzten Verpflegungsstation in Untermiethnach (36 km vor dem Ziel) ging ein heftiger Gewitterregen nieder. 

Gegen 14.00 Uhr braute sich in Regensburg das nächste Unheil zusammen. Binnen Minuten standen Straßen/Radwege teilweise komplett unter Wasser. So schnell die Unwetter aufzogen waren sie auch schon wieder verflogen und machten Platz für wärmende Sonnenstrahlen.

"Sunshine-Happy-End" am Dultplatz

Genauso schnell wie die wolkenbruchartigen Regenfälle einsetzten, war das Intermezzo auch schon wieder vorbei. Dass nachmittags die Sonne hervor blinzelte tat der Veranstaltung aussgesprochen gut, gerade weil der versöhnliche Abschluß nach dem unwirtlichen Einsatz in guter Erinnerung bleibt. Im Hinblick auf den 40. Jubiläums-Arber-Radmarathon lieferte der feierliche Abschluss bei Speis & Trank dem nörgelnden Suchtbazillus reichlich Wasser auf die Mühlen.

Für einen versöhnlichen Abschluss sorgte eitel Sonnenschein im Zielgelände, weswegen der Dultplatz stundenlang proppenvoll war. Tausende Ankömmlinge streiften ihr klatschnasses Trikot ab und schlüpften stolz in das modisch designte 2023er Leiberl. Regengüsse hin oder her: Egal wo man hinschaute oder mit wem man sprach, überall strahlende Gesichter und lobende Worte, die von euphorischem Glück zeugten. Von Tortur war nicht das Geringste mehr zu spüren. Dies traf in ganz besonderem Maß auch für die völlig "durchgeweichten" Mountainbiker zu. Trotz brutaler Schlammschlacht und herausfordernden Bodenverhältnissen waren sämtliche Qualen der puren Freude gewichen. Mit anderen Worten: die freudestrahlenden, dreckversprenkeltenden Biker-Gesichter hätten die emotionale Gefühlsachterbahn nicht besser zum Ausdruck bringen können. Ein Beleg dafür, wie eng Glück & Leid beim Radsport beinander liegen. Jedenfalls ließ die grandiose Stimmung im Ziel den Funken überspringen und versprühte ein ungemein tolles Gemeinschaftsgefühl, wie man es ansonsten nur äußerst selten erlebt.

Traditionell nehmen viele Firmen und (Radsport-) Vereine am Arber-Radmarathon teil. Teilnehmerstärkste Unternehmen: 1. Platz Bayernwerk mit 170 Teilnehmern. Die Maschinenfabrik Reinhausen (100) und Continental (90) folgten auf den weiteren Plätzen zwei und drei.

Über die tadellose Organisation, Top-Verpflegung, vorbildliche Beschilderung sowie hoch motivierten Einsatz der 400 Helfer die für einen reibungslosen Ablauf sowie um das leibliche Wohl der ausgemergelten Fahrer kümmerten, braucht man keine großen Worte verlieren. Für potentiellen Optimierungsbedarf bleibt jedenfalls kaum Spielraum. 

Strippenzieher hinter den Kulissen: Links, Steven Setescak (Mountainbikewart), rechts Matthias Wilfurth (Streckensprecher)

Strippenzieher hinter den Kulissen: Links, Uli Mönius (Schatzwart), rechts Markus Adam ("Dultplatz-Chefe in spe")

Frei nach dem bekannten Dinner for One - Motto gibt's auch beim Arber-Radmarathon ein sogenanntes "The same procedure as every year". Nämlich dann, wenn über mehrere Stunden hinweg die erschöpften aber glückstrahlenden Teilnehmer über die Ziellinie trudeln.

Auch der Polizei, Rettungskräften und der Feuerwehr, die sich in den Dienst der Veranstaltung stellen, gebührt großer Dank. 

Traditionell organisiert der Veloclub Ratisbona jedes Jahr eine große TOMBOLA am Arber Wochenende, wo es über 2000 Gutscheine sowie tolle Sachpreise zu gewinnen gab:

  • Hauptgewinn der Firma Zweirad Stadler. Rennrad "Scott Speedster 40"

  • Garmin Edge 1030 Plus vom OTC Orthopädie Traumatologie Centrum Regensburg

  • Active Transparent Gel SPF50 Sonnenschutz von ultrasun
  • Brotzeitboxen von Schamel Meerrettich
  • Geschenkkörbe, Textilpreise, Trinkflaschen, Rucksäcke 
  • viele weitere tolle Sachpreise, Gutscheine und kleine & große Überraschungen

Besonderer Dank gebührt Simone Wittmann, deren Tombola auf riesiges Interesse stieß. Der Erlös ging zu Gunsten der Jugendförderung im Veloclub Ratisbona.

Fazit: Die durchwegs positive Resonanz zeigte einmal mehr: die treuen Anhänger des legendären Arber-Radmarathons machen das Mega-Event zu dem was es schon lange ist: ein Saison-Highlight der Extraklasse. 

Barbara Wilfurth - Vorsitzende vom Veloclub Regensburg - war am 31. Juli 2023 zu Gast im Kneitinger Sportstudio des regionalen Fernsehsenders TVA (ab 10.05 min.). Die größte Überraschung: Barbara Wilfurth - seit 1990 erste Vorsitzende des Veloclub Regensburg - kündigte im Interview ihren Rücktritt an. Das Führungszepter wird demnach im Oktober nach der durchgeführten Neuwahl übergeben.

Foto v.l.: Hermann Goß (früherer Chef der Brauerei Bischofshof), Dr. Astrid Freudenstein (Zweite Bürgermeisterin von Regensburg), Albert Füracker (Bayerischer Finanzminister), Barbara Wilfurth (VCR-Präsidentin)

Erfreulich, dass auch Politiker am Arber-Radmarathon aktiv teilnehmen. Frau Dr. Astrid Freudenstein (Zweite Bürgermeisterin von Regensburg) und Albert Füracker (Bayerischer Finanzminister) - der im übrigen den Startschuss zur MTB Runde abfeuerte - radelten gemeinsam die Familienrunde (56 km). Die Kommunalpolitikerin meinte, dass es für Politiker keinesfalls gang und gäbe sei, eine solche Distanz auf dem Fahrrad zurückzulegen. Wir sagen an dieser Stelle: Chapeau!

Nach dem "Arber" ist vor dem "Arber". Also liebe Sportsfreunde: save the date 28.07.2024. Lasst euch überraschen, was sich der Veloclub im Jubiläumsjahr einfallen lassen wird.